Vor kurzem fand in Frankfurt am Main der Digital-Gipfel 2024 statt. Rund 1.500 Teilnehmer diskutierten mit Vertretern der Bundes- und Landesregierungen aktuelle Digitalthemen und Lösungsansätze zur sicheren und nachhaltigen digitalen Transformation. Wir haben mit Niels Strohkirch, Head of Business Unit Uvance, Mitglied der Geschäftsleitung, über den Digital-Gipfel und seine Eindrücke vor Ort gesprochen.
Der Digital-Gipfel: ein wichtiger Treffpunkt
Hallo Niels – willkommen zurück vom Digital-Gipfel! Was macht dieses Event aus deiner Sicht so spannend? Warum sollte man unbedingt dabei sein?
Kurz gesagt: Der Digital-Gipfel ist ein wichtiger Treffpunkt für Unternehmen, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Dort wird der digitale Wandel in Deutschland aktiv diskutiert. Das bietet die Chance, das Tempo zu erhöhen – was in vielen Bereichen auch sehr notwendig ist. Es ist die Gelegenheit, mit Vertretern unserer Regierung einen Dialog zu aktuellen Digitalisierungs-Themen zu führen und so Kompetenz einzubringen. Wir sind sehr stolz darauf, dass Fujitsu auch dieses Jahr wieder ein Teil davon sein durfte.
Ich finde es zudem sehr wichtig und wegweisend, dass sich der Digital-Gipfel nicht nur auf die Digitalisierung innerhalb Deutschlands beschränkt. Das Motto sagt es ja schon: „Deutschland Digital – Innovativ. Souverän. International“. Bei einer Diskussionsrunde zum Thema „Cross Border Data Sharing“ stand zum Beispiel die Frage im Fokus, wie das Teilen von Daten über Landesgrenzen hinweg funktioniert. Das ist bei der gemeinsamen Arbeit an stabilen Lieferketten und gegen den Klimawandel essenziell, ist aber natürlich durch unterschiedliche Gesetzgebungen und politische Systeme auch eine Herausforderung. Ein Teilnehmer der Diskussionsrunde war übrigens Takahide Matsutsuka, Senior Research Director von Fujitsu. Er brachte die japanische Perspektive ein und sprach mit Forschern und Unternehmensvertretern über die Chancen und Herausforderungen der internationalen Zusammenarbeit.
Künstliche Intelligenz als zentrales Thema
Wie ist dein Eindruck: welche Themen wurden dieses Jahr in Frankfurt besonders intensiv diskutiert?
Generell standen natürlich Themen wie die digitale Souveränität, die digitale Identität und die digitale Sicherheit stark im Fokus. Sehr heiß diskutiert wurden – wie zu erwarten war – ebenfalls die Themen Datennutzung und Künstliche Intelligenz (KI). Das konnten wir auch bei unserer Vorstellung des Projektes „Planet & Pixels“ am Stand für Datenstrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) feststellen.
Das Ziel von „Planet & Pixels“ ist es, die Digitalisierung und Nutzung von Daten effizient zu gestalten. Das spielt insbesondere beim Einsatz fortschrittlicher Technologien wie eben Künstlicher Intelligenz eine Rolle. Dabei ist es wichtig, dass wir uns den Energieverbrauch von Daten und KI bewusst machen, Unternehmen bei der nachhaltigen Transformation und dem sinnstiftenden Einsatz von Daten und Künstlicher Intelligenz unterstützen und Menschen ermutigen, neue digitale Gewohnheiten zu entwickeln. Denn nur so können wir unser Lebensumfeld und den digitalen Raum umweltfreundlicher gestalten. Das scheint bei den Besuchern des Digital-Gipfels einen Nerv getroffen zu haben – insbesondere in Hinblick auf die Erstellung und Nutzung ihrer eigenen Daten.
Angeregte Diskussionen beim Digital-Gipfel
Du hast auch an einer Paneldiskussion zum Thema KI teilgenommen, richtig?
Ja, genau. Diese Diskussionsrunde gehört auf jeden Fall zu meinen Highlights der Veranstaltung. Das war richtig spannend! Inhalt war die „Arena of IoT“, der deutsche Bank Park in Frankfurt, der als Experimentierfeld für Smart-City-Lösungen dient. Die Besucher konnten sich im Begleitprogramm des Digital-Gipfels vor Ort in der Arena etliche Lösungen live ansehen. Darunter war auch unsere KI-gesteuerte Lösung zum Warteschlangen-Management. Durch die Architektur dort ist es manchmal nicht so einfach, die Länge der Warteschlange am Fanshop realistisch einzuschätzen. Lohnt es sich nun, sich anzustellen – oder nicht? Dabei kann Künstliche Intelligenz weiterhelfen.
Das Projekt ist nur ein Beispiel dafür, wie groß der Nutzen von KI im Kultur- und Freizeitbereich sein kann. In der Paneldiskussion ging es dann generell um die Gestaltungsmöglichkeiten durch individuelle Lösungen im Vergleich zu generellen Services. Es kamen auch interessante Aspekte zur Sprache, an die man vielleicht nicht sofort denkt. So wie die Übergabe der Daten von Personen innerhalb einer Location an eine KI. Nur weil es legal ist, muss es noch lange nicht von den Betroffenen akzeptiert oder gar begrüßt werden. Wie geht man mit diesem Spannungsfeld zwischen Business Case und Customer Experience am besten um? Was bedeutet das für aktuelle und zukünftige Projekte? Das waren wirklich angeregte Diskussionen.
In eine etwas andere Richtung ging die Diskussion zur weiteren Zusammenarbeit im Feld der Gefahrenerkennung. Wir haben bereits Technologien entwickelt, die gefährliche Situationen oder Notsituation durch KI erkennen können. Das sind auf jeden Fall spannende Themen für die nahe Zukunft.
Aktiv an der Zukunft mitarbeiten
Welche Learnings nimmst du vom Digital-Gipfel mit?
Einige sehr wichtige. Zum Beispiel hat Deutschland in Punkto Digitalisierung in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Wir sind auf Platz 4 in der digitalen Infrastruktur innerhalb der EU. Außerdem entstehen bei uns im Land schon jetzt eine Vielzahl an KI-Projekte, Start-Ups und sogar erste QPUs (Quantum Processing Units).
Was die Einführung von KI in Unternehmen betrifft, hat der Gipfel unsere Erfahrung bestätigt, dass es immer wichtig ist, die Prozesse innerhalb des Unternehmens einzubeziehen. Nur mit einer End-to-End-Betrachtung und einer realistischen Berechnung des ROI gelingt eine erfolgreiche Einführung. Wer hingegen Technologie „einfach so“ einführt und bestehende Strukturen nicht berücksichtigt, wird scheitern. Außerdem gibt es nach wie vor für die derzeitigen KI-Anwendungen keine einzelne Lösung, die für alle passt. Viel sinnvoller sind individuelle, maßgeschneiderte Lösungen.
Der Digital-Gipfel hat für mich aber auch gezeigt, wo es noch etwas zu tun gibt. Gerade im Bereich der digitalen Souveränität, bei der Datennutzung und einer sinnvollen Regulierung muss noch ein Weg gefunden werden, wie gleichzeitig die Bürger geschützt, aber auch Innovationen gefördert werden können. Wir sind als Gesellschaft noch auf der Suche nach den Antworten auf Fragen wie: Welche Daten haben Unternehmen, aber auch Privatpersonen zur Verfügung? Wie kann man diese vernünftig sortieren und sinnstiftend einsetzen? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere Umwelt? Was jetzt schon klar ist: den größten Erfolg können wir erzielen, wenn Technologie-Dienstleister und Auftraggeber ganz eng zusammenarbeiten. Wir freuen uns sehr darauf, aktiv an der Bewältigung dieser Herausforderungen mitarbeiten zu können!
Vielen Dank für deine Zeit, Niels!