Vom Hype zur Umsetzung: Drei Thesen als Wegweiser für erfolgreiche KI-Projekte // Pink and green origami butterflies on light blue background

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Unternehmenswelt rasant – doch der Weg von der Vision zur erfolgreichen Umsetzung bleibt für viele Organisationen herausfordernd. Beim CIO Magazin Roundtable am 18. November 2025 im Smartvillage Bogenhausen in München stand daher nicht die Technik im Vordergrund, sondern die Frage, wie Unternehmen KI strategisch, kulturell und organisatorisch wirklich verankern können. Der Abend war geprägt von offenen Gesprächen, einem lebendigen Austausch und vielen spannenden Erkenntnissen.

Diskussionsrunde zu drei zentralen Thesen

Nach einem praxisorientierten Einstieg von Veronica de la Pena, Head of SAP Innovation, Siemens Healthineers, die konkrete Use Cases aus dem Geschäftsalltag präsentierte, widmete sich eine Diskussionsrunde dem Thema des Abends. Maximilian Schulze-Berl, Head of European Modernization Center of Excellence, Fujitsu Germany GmbH, Thomas Diener, Strategic Business Consultant, Fujitsu Germany GmbH, sowie Phillip Schlenkhoff, LL.M., Experte für KI und Technologie, AI Transformation Institute, sprachen über drei Thesen, die den Erfolg von KI-Projekten maßgeblich bestimmen – und deren Bedeutung weit über technologische Fragestellungen hinausgeht:

  1. KI ist kein IT-Projekt – sie ist die letzte Chance für unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir müssen JETZT modernisieren.
  2. KI wird unsere Unternehmensstruktur neu definieren – oder wir verlieren den Anschluss.
  3. Wer KI nur zur Kostensenkung nutzt, hat den Wandel nicht verstanden.

These 1: KI ist kein IT-Projekt – sie ist die letzte Chance für unsere Wettbewerbsfähigkeit

Die Diskussion machte sehr deutlich, dass Künstliche Intelligenz weit mehr ist als ein technisches Werkzeug. Sie ist eine grundlegende, industrieübergreifende Transformation, vergleichbar mit der historischen Einführung der Dampfmaschine. Sie betrifft jede Branche, jedes Level einer Organisation und jede einzelne Rolle. Und sie wird in Zukunft ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sein.

Die Experten waren sich einig: Deutschland muss jetzt modernisieren, sonst wird KI die Unternehmen überholen. Künstliche Intelligenz fordert eine technologische Grundmodernisierung: Ohne aktuelle IT-Systeme, zentrale Datenhaltung, klare Zugriffsregeln und flexible Architekturen sind erfolgreiche Initiativen kaum umsetzbar. Gleichzeitig ist die Einführung von Künstlicher Intelligenz ein Massiv-Change-Thema – Prozesse müssen angepasst, Qualitätssicherungsmechanismen neu gedacht und Zweifel und Widerstände der Mitarbeitenden ernst genommen werden.

Die Diskutierenden betonten, dass KI kurzfristig zwar oft als Hype wahrgenommen wird, langfristig jedoch eine sehr reale, betriebswirtschaftliche Notwendigkeit ist. Generative KI bietet bereits heute transparente Kostenstrukturen und ist in vielen Fällen ein klarer No-Brainer. Die Transformation wird kommen – die Frage ist nur, wie schnell Organisationen den Anschluss schaffen.

These 2: KI wird unsere Unternehmenskultur neu definieren – oder wir verlieren den Anschluss

Ein zweiter Schwerpunkt des Abends lag auf den kulturellen Veränderungen, die Künstliche Intelligenz unausweichlich mit sich bringt. Bis 2030 wird, so die Prognose des 2025 Fujitsu CxO survey, die Mehrheit der Belegschaft in irgendeiner Form KI-unterstützt arbeiten – eine Entwicklung, die für viele Unternehmen einen tiefgreifenden Wandel ihrer Arbeitskultur bedeutet. Denn KI verändert Rollenbilder – Aufgaben werden zunehmend von Agenten übernommen, während Menschen stärker in die Rolle von Supervisoren hineinwachsen. Dabei bleibt immer wichtig: KI ist kein Autopilot, der Entscheidungen allein trifft, sondern ein Kopilot, der Mitarbeitende unterstützt und ihnen ermöglicht, sich auf höherwertige Tätigkeiten zu konzentrieren.

In der Diskussion wurde zudem deutlich, dass die Realität vielerorts schneller voranschreitet als die internen Prozesse. Während manche Firmen noch über Grundsatzentscheidungen beraten, experimentieren viele Beschäftigte bereits aktiv mit KI-Werkzeugen. Entsteht daraus eine „Schatten-KI“, gelangen sensible Daten unkontrolliert in externe Systeme – nicht aus böser Absicht, sondern aus dem nachvollziehbaren Wunsch heraus, effizient zu arbeiten. Deshalb braucht es klare Leitlinien, Transparenz und ein unterstützendes Umfeld statt pauschaler Verbote. Auch für die Akquise jüngerer Talente ist es wichtig, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Diese erwarten moderne Werkzeuge und effiziente Arbeitsmöglichkeiten; fehlen diese, orientieren sich langfristig zu Unternehmen um, die solche Möglichkeiten bieten.

Besonders intensiv wurde schließlich die Frage diskutiert, welche Aufgaben künftig konkret von KI-Agenten übernommen werden könnten – etwa im Kundenservice, in der Prozessautomatisierung oder in der Qualitätssicherung. Einig war man sich darin, dass all diese Potenziale nur dann wirksam werden, wenn Unternehmen den kulturellen Wandel aktiv gestalten und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen. Der größte Widerstand kommt nämlich nicht aus der Technologie, sondern aus menschlichen Ängsten und Unsicherheiten. Und genau deshalb gilt mehr denn je: People first.

Roundtable: Die Sprecher des Abends (v.l.n.r.): Phillip Schlenkhoff, Thomas Diener, Maximilian Schulze-Berl, Christoph Lixenfeld, Veronica de la Pena

Die Sprecher des Abends (v.l.n.r.): Phillip Schlenkhoff, Thomas Diener, Maximilian Schulze-Berl, Christoph Lixenfeld, Veronica de la Pena

These 3: Wer KI nur zur Kostensenkung nutzt, hat den Wandel nicht verstanden

Die dritte These rückte die strategische Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in den Mittelpunkt. Ein zentraler Punkt: Der wahre Mehrwert entsteht nicht durch die reine Einsparung von Kosten, sondern durch intelligente Reinvestition und Governance. KI ermöglicht neue Rollen, wie etwa Citizen Developer, und unterstützt Fachabteilungen dabei, eigenständig Anwendungen aufzubauen – ein enormer Hebel zur Entlastung knapper IT-Ressourcen.

Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen, erzielen nicht nur bessere finanzielle Ergebnisse, sondern auch deutlich höhere nicht-finanzielle Werte wie Kundenzufriedenheit, Qualität, ESG-Impact oder Service-Niveau. Künstliche Intelligenz ist kein Job-Killer, sondern ein Werkzeug, um den demografischen Wandel zu bewältigen. In Deutschland fehlen Fachkräfte, nicht Arbeitsplätze.

Die Diskussion machte zudem klar, dass erfolgreiche Projekte eine präzise Zielsetzung benötigen sowie eine Governance, die Verantwortlichkeiten, Datenqualität, Compliance und operative Leitlinien klar definiert. Erst dann kann KI ihren produktiven Wert entfalten. Organisationen, die Künstliche Intelligenz lediglich zur Kostensenkung betrachten, greifen zu kurz. Sie werden langfristig hinter jenen zurückfallen, die sie als strategischen Innovationsmotor begreifen.

Lösungen statt Frust – so gelingen Projekte

So eindeutig und eindringlich die Feststellung „Wir müssen JETZT modernisieren“ auch ist – in vielen Unternehmen sorgen entsprechende Projekte für Frust. Zu groß sind die Stolpersteine, zu unübersichtlich die zu gehenden Schritte. Die Diskussionsrunde beim CIO Magazin Roundtable zeigte daher eine Reihe weit vertretener Frust-Faktoren auf – und gab praktische Tipps, wie diese umgangen werden können.

  • Frust-Faktor 1: Gescheiterte Pilotprojekte
    Statt mit überdimensionierten Groß-Projekten zu starten, sind kleine Use Cases besser, die gut funktionieren und schnelle Erfolge zeigen. Das kann zum Beispiel ein KI-gestützter Chatbot für interne FAQs sein – statt gleich den gesamten Kundenservice automatisieren zu wollen.
  • Frust-Faktor 2: Fehlende Skills
    Wenn die KI-Kompetenz im Team nicht ausreicht, der Fachkräftemangel aber Neueinstellungen erschwert, helfen externe Partner wie Fujitsu, die das entsprechende Know-how und oft ein starkes Netzwerk mitbringen.
  • Frust-Faktor 3: Mangelnder ROI
    Bei unklarer Zielsetzung und Erfolgsmessung fällt der ROI schnell deutlich geringer aus als angestrebt. Daher gilt: Der Fokus muss auf eindeutigen, konkreten KPI mit einem Blick auf die Unternehmensziele liegen. So wird schnell deutlich, ob das Projekt erfolgreich verläuft.
  • Frust-Faktor 4: Hype vs. Realität
    Um nicht dem Hype und verheißungsvollen Marketing-Versprechen zu erliegen, hilft es, mit einem realistischen Blick an die Projekte zu gehen. So wird schnell klar, was technisch überhaupt machbar ist. Denn Künstliche Intelligenz wird nicht mit einem Schlag alle technischen Schulden und Probleme lösen.
  • Frust-Faktor 5: Legacy-Systeme
    Statt KI einfach auf bestehende Legacy-Infrastrukturen mit schlechter Datenqualität und Silos zu setzen, ist eine Modernisierung angesagt. Eine moderne IT ist nicht optional, sondern eine wichtige Voraussetzung.
  • Frust-Faktor 6: Organisatorischer Widerstand
    Menschen haben oftmals Angst vor Veränderungen, was zu Widerständen führt. Ein gutes Change Management sorgt dafür, dass der Wandel eine Chance hat. Schulungsangebote, eine hohe Transparenz und der Willen, gemeinsam an einer passenden Lösung zu arbeiten, zeigen, dass Ängste und Sorgen ernst genommen werden.

Abschluss eines spannenden Abends

Der CIO Magazin Roundtable zeigte deutlich, wie wichtig der Blick auf Strategie, Kultur und Governance ist. Technische Fähigkeiten sind notwendig, aber alleine nicht ausreichend. Das zentrale Fazit war daher: KI ist kein reines IT-Thema. Sie ist vielmehr ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit deutscher Unternehmen.

Nach der Diskussion bot ein gemeinsames Dinner Raum für Networking, Reflexion und weitere Gespräche – ein gelungener Abschluss eines intensiven und inspirierenden Abends.

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Autor

  • Max Schulze-Berl

    Max Schulze-Berl ist Experte im Bereich Modernisierung mit über 10 Jahren Erfahrung in Modernisierungsprojekten. Als Head of Center of Excellence Modernization Europe bei Fujitsu Germany ist er mit seinem Team für die strategische Beratung von Kunden und die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen verantwortlich. Jetzt vernetzen: LinkedIn

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