Dr. Joseph Reger

Dr. Joseph RegerAls Chief Technology Officer ist Dr. Joseph Reger dafür verantwortlich, aktuelle und künftige IT-Trends aufzuspüren, von denen Kunden am meisten profitieren, und sie in die Unternehmensstrategie einzubinden. Darüber hinaus ist er die treibende Kraft für die Umsetzung der Dynamic Infrastructures Strategie von Fujitsu, zu der letztlich auch Cloud Computing gehört.

Im Interview spricht der CTO über die Zukunft des Fujitsu Cloud Stores, die Zukunft von Cloud Computing und was eine S-Klasse mit der Cloud zu tun hat.

Herr Dr. Reger, wird sich das Pay-per-Use-Modell in der IT durchsetzen? Oder ist dies nur ein Cloud-Hypethema?

Nein, Pay-per-Use hat sich in der IT jetzt schon durchgesetzt. Wir haben ja in der IT-Welt oft die Neigung, neue Entwicklungen erstmal zu überschätzen, das gilt auch meist für die Prognose über die Verbreitung bzw. Marktdurchdringung. Wenn dann prognostiziert wird, dass nächstes Jahr alles anders ist in der IT und es dann nicht eintrifft, dann machen wir gern den zweiten Fehler, indem wir bei der mittel- bis langfristigen Vorschau die Entwicklungen eher unterschätzen. Natürlich existiert hier und da noch eine gewisse Skepsis gegenüber der Cloud, aber wenn wir uns mal die USA anschauen, wo im Bereich der Öffentlichen Auftraggeber bereits Milliarden von Dollars über Software-as-a-Service umgesetzt werden, dann muss auch dem letzten Cloud-Skeptiker klar werden, dass wir über die Hype-Phase längst hinaus sind.

Glauben Sie, dass der anfängliche Hype auch dadurch befeuert worden ist, dass man glaubte, die Cloud macht IT in jedem Fall billiger – was ja nun nicht durchweg so eingetreten ist?

Genau, das war sicherlich eine der Enttäuschungen der Cloud. Man spart nicht unbedingt Geld, wenn man es sich durchrechnet. Wobei das mit der Vergleichbarkeit von IT-Kosten immer so eine Sache ist. Schließlich darf man bei der Cloud nicht einfach die IT-Kosten separat betrachten. Die anderen Tugenden von Cloud-Computing, die anfangs sekundär waren, rücken jetzt mehr in den Vordergrund. Es mag sein, dass einige Firmen, die Cloud Computing nutzen, ihre IT-Kosten nicht radikal senken konnten oder diese gleich geblieben sind oder sogar minimal angestiegen sind. Aber die Aspekte Flexibilität, Unterstützung von Innovationen, schnelle Agilität – diese Facetten sind enorm wertvoll und hier liegt der Gewinn der Unternehmen. Somit ist Cloud Computing eine gute Investition, die sich am Ende doch rechnet.

Also, ist Cloud Computing am Ende doch günstiger?

Ja schon, allerdings ist eine End-to-End-Kostenbetrachtung heutzutage sehr schwierig. Es gibt eben kurzzeitige, mittelfristige und langfristige Vorteile. Letztere zu berechnen ist im Vorfeld natürlich komplizierter.

Wo steht der Fujitsu Cloud Store in einem Jahr?

Zum einen wollen wir in den kommenden Monaten natürlich noch viel mehr Teilnehmer gewinnen, so dass sich der Fujitsu Cloud Store zu einem richtigen Ökosystem entwickelt. Und dann werden wir erleben, dass die Teilnehmer nicht mehr alle für sich stehen bzw. sie komplett unabhängig voneinander agieren. Mit Plattform-as-a-Service-Angeboten, die es auch bei uns geben wird, können die Teilnehmer eine bessere Integration erreichen. Man wird dann eben auch Plattform-Vorteile genießen können und profitiert nicht mehr nur von dem einfachen flexiblen Bezug von IT-Services.

Dies öffnet den Weg in die nächste Phase von Cloud Computing, wo wir uns um die Integration der Cloud-Dienste kümmern müssen. Es ist zwar gut, hier ein tolles Cloud-Angebot zu finden da und dort, aber alsbald wird es nötig sein, diese noch isoliert voneinander agierenden Cloud-Services miteinander zu vernetzen. Dafür braucht es dann neue integrative Plattformen.

Wie wird es in fünf Jahren aussehen?

In fünf Jahren werden diese Stores – wie unser Fujitsu Cloud Store – sehr zahlreich sein und von Kunden stark in Anspruch genommen werden. Dann wird es für Firmen notwendig sein, eine Art eigenen Firmen-Cloud-Store anzubieten, aus dem die Mitarbeiter ihre Services beziehen können. Hier lassen sich dann auch die Zugriffsrechte managen – also welche Mitarbeiter auf welche Services zugreifen können – und die lokalen bzw. privaten Ressourcen einbinden. Auch die Service-Verträge wird man dann managen müssen, inklusive einer Kostenkontrolle

Hier wird sich Fujitsu sicherlich auch engagieren?

Genau, denn Fujitsu sieht sich im Cloud-Business als Anbieter sowohl der Plattform als auch der Infrastruktur. Wir wollen die gesamte Cloud-Wertschöpfungskette in allen Ausprägungen abdecken. Übrigens sind wir ja auch ein nicht unbedeutender Software-Hersteller insbesondere in Japan. Von dort werden wir zukünftig einiges auch in Europa als Cloud-Lösungen anbieten.

Was sagen Sie zur nicht abreißen wollenden Sicherheitsdebatte in Bezug auf Cloud? Ein Totschlag-Argument ist ja immer, die Möglichkeit des Datenverlustes in einem Cloud-Rechenzentrum. Dabei bietet dieses oft mehr Sicherheit als das Data Center des kritischen Kunden.

Wohl wahr. Also die Cloud-Angebote werden von den Skeptikern gern mit Maßstäben gemessen, die im eigenen Rechenzentrum nicht angelegt werden. Das ist leider so. Tatsache ist, dass einige Cloud-Services höhere Sicherheits-Levels aufweisen als manche Kunden-IT-Umgebungen. Tatsache ist aber auch: Das Plus an Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif. Was jetzt schon im Markt passiert, ist, dass das Spektrum breiter wird. Es gibt bei Cloud Computing einfache niedrigpreisige Angebote und höherwertige Services, die nun mal mehr kosten. Was es nicht gibt, sind hochverfügbare Dienste zum Nulltarif. Das kann kein seriöser Cloud-Anbieter leisten. Es heißt bei Cloud Computing so schön: „You pay what you use“ – aber der andere Satz gilt auch nach wie vor: „You get what you pay for“.

Das leuchtet ein. Kunden sollten sich die Wahl des Cloud-Anbieters also nicht zu einfach machen und nur auf den Preis schauen.

Das Thema IT-Security ist jedenfalls ein großes Differenzierungsmerkmal zwischen den Cloud-Anbietern. Generell tut der technologische Fortschritt zum Glück einiges dafür, dass die Sicherheits-Situation immer besser wird. Zeitgleich läuft auch ein psychologischer Fortschritt – wenn ich das einmal so bezeichnen darf –, in dem Unternehmen sich besser überlegen, wofür welches Service-Level und welcher Grad an Sicherheit nötig ist. In der Regel ist nicht für alle Unternehmensbereiche die höchste (und teuerste) Sicherheitsstufe nötig. Hier bieten sich differenzierte Angebote an …

… weil man nicht für alles die Sicherheit einer S-Klasse benötigt und manchmal auch die Knautschzone eines Kleinwagens ausreicht?

So ist es. Es wird immer jemand daherkommen und sagen, dass dieser Service nicht die Sicherheit einer S-Klasse aufweist – und dann stellt sich heraus, der Kunde hat im Grunde gar keine Daten oder Dienste auf dem Level einer S-Klasse. Dennoch muss der Sicherheitsaspekt weiter vorangetrieben werden. Und bei Kunden, die Ihre Daten und Anwendungen partout keinem Cloud-Anbieter überlassen wollen, dem liefern wir Jahr für Jahr verbesserte IT-Lösungen für sein Rechenzentrum, um diese traditionelle Form der IT auf eine neue Effizienzstufe zu heben.

Cloud – aber klar! Welche Cloud-Lösung lohnt sich für wen? Wie entwickelt sich die Cloud-Technologie weiter? In diesem Fujitsu-Blog präsentieren wir aktuelle Trends, Experten und Events. Viele weitere Informationen wie WebTVs, Datenblätter und Links finden Sie in der Cloud Mediathek.


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