Die ganze Welt spricht von Cloud Computing – doch gerade mittelständische Firmen haben immer noch Berührungsängste. Ein Grund: Die IT-Verantwortlichen können sich mitunter des Verdachts nicht erwehren, die Cloud würde ihren Job überflüssig machen. Davon kann keine Rede sein: Bernd Wagner, Senior Vice President Region Germany und Managing Director bei Fujitsu Technology Solutions, erklärt, warum der IT-Chef heute wichtiger ist denn ja – aber lernen muss, seine Rolle neu auszufüllen.
„Ein Gespenst geht um in mittelständischen Unternehmen: Es ist die Angst vor der „Wolke“. Das erscheint auf den ersten Blick paradox. Schließlich wird, glaubt man den Marktforschern von IDC, alleine der weltweite Umsatz mit Public Cloud-Angeboten bis zum Jahr 2014 von 16 Milliarden Dollar auf mehr als 55 Milliarden Dollar ansteigen. Gerade mittelständische Unternehmen in Deutschland aber können sich für die Cloud noch nicht so recht erwärmen. Laut einer Studie der Experton Group beschäftigen sich zwar gegenwärtig 30 Prozent aller Firmen mit Cloud Computing. Doch von diesen sind derzeit gerade 21 Prozent dabei, entsprechende Projekte auch in die Tat umzusetzen. Techconsult kommt im Rahmen seiner Befragung zum Mittelstandsindex August sogar zu dem Ergebnis, dass gerade sieben Prozent der befragten Mittelständler in den nächsten ein bis zwei Jahren planen, Cloud Computing einzuführen.
Ein Grund für diese zögerliche Haltung: Die Mitarbeiter in der IT – gerade im mittelständischen Unternehmen – verspüren eine gewisse Panik, sie könnten sich durch ein allzu vehementes Plädoyer für die Cloud letztlich selbst überflüssig machen. Bezieht ihr Arbeitgeber IT-Services online, so die Argumentation, so benötige er nicht mehr so viele hauseigene IT-Fachleute für Administration, Wartung und Support. Häufig müssen dann Scheinargumente herhalten, um der Geschäftsführung das Thema Cloud auszureden: Das Unternehmen verliere die Kontrolle über unternehmenskritische Daten, weil diese nun irgendwo im Nebel auf externen Servern oder Storage-Systemen gespeichert würden. Technische Probleme beim Service-Provider könnten Geschäftsprozesse völlig lahmlegen. Das interne IT-Know-how gehe verloren und das Unternehmen werde vom Cloud Computing-Anbieter abhängig.
Doch CIOs und IT-Administratoren, die auf solche Argumente setzen, denken zu kurz. Denn: Die Cloud wird kommen – so oder so. Anstatt also weiterhin stur auf althergebrachte Strukturen und Verantwortlichkeiten zu setzen, wäre es smart, jetzt die eigene Rolle im Unternehmen neu zu definieren – und sich beizeiten im Unternehmen unentbehrlich zu machen. Und zwar nicht als Verwalter von Bits und Bytes, sondern in einer deutlich aufgewerteten Position. Der IT-Chef von heute wird in Zeiten von Cloud Computing zum Strategen, der nicht nur die Technik, sondern Unternehmensprozesse plant und aufsetzt – und in der Lage sein muss, Management-Entscheidungen zu treffen. Er muss den Bedarf für Cloud erkennen und analysieren, Services aus der Cloud in die Geschäftsprozesse integrieren, muss neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen entwickeln, die auf Cloud-Services aufsetzen. Kurz: Neue berufliche Herausforderungen in der Cloud gibt es genügend.
Gelingt der Rollenwandel jedoch nicht, hat der IT-Verantwortliche tatsächlich ein Problem: Er riskiert, dass irgendwann der mittelständische Unternehmer das Thema Cloud Computing kurzerhand zur Chefsache macht, wenn er nämlich feststellt, dass hier plötzlich weitreichende Strategie- und Finanzentscheidungen anstehen, die er selbst in der Hand behalten will und die er einem reinen Bits-und-Bytes-Manager nicht zutraut.
Den Weg vom System-Verwalter zum Business-Strategen aktiv zu beschreiten, lautet also das Gebot der Stunde. Und mir fällt kein Grund ein, warum IT-Verantwortliche im mittelständischen Unternehmen von heute sich diese Herausforderung nicht zutrauen sollten.“