Woran denken Sie bei dem Stichwort „Essen in Japan“ zuerst? Unsere Kollegin Susann denkt weder an skurrile Spezialitäten noch an Berge von Reis. Seit mehr als drei Monaten lebt und arbeitet sie im „Land der aufgehenden Sonne“ und sie denkt bei japanischem Essen vor allem an Sushi. Sehr frisch und in guter Qualität kommt es auf den Tisch. Egal ob es um Fertiggerichte aus dem Supermarkt, japanische Bars (Isakaya) oder um Restaurants geht – auf gutes Essen in Japan kann sich Susann verlassen. Nur wenn sich der Fisch auf dem Teller noch bewegt und nebenan Artgenossen lebendig im Aquarium herumschwimmt, verwandelt sich Susanns Sushi-Liebe in echtes Mitleid.

Gleich bei ihrem zweiten Restaurantbesuch musste unsere Kollegin erkennen, wie ernst es die Japaner mit der Frische meinen. Als „Sashimi“ bezeichnen sie ihren frischesten Fisch, der roh und ohne Reis auf den Teller kommt. Ohne darüber nachzudenken setzte sich Susann zum Essen neben ein Aquarium und ein japanisches Pärchen an den Tresen.

Das Pärchen bot mir „Sashimi“ an und ich denke, ich war sehr unhöflich, als ich das Angebot abgelehnt habe. Diese Art von Sushi gilt hier als besondere Delikatesse und ist auch dementsprechend teuer. Aber ich konnte es bei dem Anblick des Aquariums nicht übers Herz bringen, den Fisch zu essen…

Dem größten Fischmarkt der Welt läuft die Zeit davon

Frischer als in Japan bekommt man Fisch wahrscheinlich nirgendwo, so Susanns Einschätzung. Zehn Minuten vom Shiodome City Center entfernt liegt der größte Fischmarkt der Welt – „Tskushji Market“ – seine Wurzeln reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals lag „Tskushji Market“ direkt in der Bucht von Tokio. Durch viel künstlich aufgeschüttetes Land wanderte er mit den Jahren bis hin zu seinem jetzigen Standort zwischen Hochhäusern mitten in der Innenstadt. Jeden Morgen erzielt der fangfrische Thunfisch auf den Auktionen Preise, die den Markt weltweit beeinflussen. Wer Wert auf frischen Fisch legt, kann auch direkt auf dem bekanntesten Fischmarkt Japans frühstücken. Bereits um drei Uhr früh öffnet der Fischmarkt seine Tore. Doch „Tskushji Market“ in der Innenstadt läuft die Zeit davon. Im November 2016 soll der 43 Fußballfelder große Markt auf eine der umliegenden Inseln umziehen – aufgrund der Olympischen Spiele im Jahr 2020 in Tokio.

Suhi

Frisches Sushi geht Japan also nicht aus. Nicht nur der Fischmarkt, sondern Sushi selbst besitzt eine jahrhundertelange Tradition. Es zuzubereiten und zu essen gestaltet sich gar nicht so simpel, wie es auf den ersten Blick aussieht. Sushi-Meister absolvieren eine drei bis vier Jahre andauernde Ausbildung, bevor sie diesen Titel tragen dürfen. Für den giftigen Kugelfisch braucht es sogar eine Extraausbildung und wer ein „Nigri“ nicht mit einem Bissen herunterbekommt, läuft Gefahr, den Sushi-Meister zu beleidigen.

Nigri – ein Bissen und eine große Herausforderung

Das Essen von Sushi selbst ist auch nicht so einfach – es gilt als unhöflich, dem Sushi-Meister gegenüber, wenn man ein „Nigri“, eine Art Sushi, wobei Fisch hier auf einem Reisbällchen angerichtet wird, nicht mit einem Bissen isst. Man sieht dabei ziemlich lächerlich aus, auch als Japaner, denn diese Nigri können groß sein. Ich persönlich versuche mich immer etwas abseits zu setzen, sodass der Meister nicht unbedingt mich im Blick hat. Jedoch wird bei Frauen eine Ausnahme gemacht, denke ich, denn ich beobachte immer mal wieder Frauen, die Nigri zerkleinern.

Generell haben Sushi-Restaurants in Japan einen anderen Stellenwert als in Deutschland und nicht jeder darf ein Restaurant eröffnen und  sich „Sushi-Meister“ oder „Sushi-Koch“ nennen. Die erste Erwähnung des Gerichtes Sushi findet sich übrigens in einem japanischen Regierungsdokument und stammt aus dem Jahr 718 n. Chr. Tatsächlich stammt das bei uns bekannte Sushi aus dem heutigen Tokio. Susann schmeckt es, auch wenn man in Tokio natürlich „alles Mögliche von der Pizza bis hin zum deutschen Schweinebraten“ bekommt. Unsere Kollegin hält sich an die japanische Tradition und genießt Sushi so frisch, wie man ihn eben nur in Japan bekommt.

Alle Beiträge unserer Kollegin finden Sie unter dem Schlagwort „Reisetagebuch Japan“.