Viel war los am 11. Oktober im Hörsaal „Uhrenturm“ der Technischen Universität Darmstadt (TU Darmstadt): Dort fand die siebte Auflage der Veranstaltungsreihe IT-Business meets Science statt, die wir gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik ins Leben gerufen haben. Unter dem Motto „Future Economy“ stand dieses Mal die Frage im Fokus, wie datenbasierte Geschäftsmodelle die Wirtschaft revolutionieren – ein Thema, das genau den Nerv der zahlreichen Teilnehmer traf.
IT-Business meets Science 2018: Auf dem Weg zur datengetriebenen Wertschöpfung von morgen
Vor voll besetzten Rängen begrüßte Prof. Dr. Peter Buxmann, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, Software & Digital Business an der TU Darmstadt, die Gäste und stimmte sie auf eine facettenreiche Veranstaltung ein. Und er versprach nicht zu viel: So zog gleich im Anschluss Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, Professor für Datenverarbeitung in der Konstruktion (DiK) im Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt, das Auditorium in seinen Bann.
In seinem Eröffnungsvortrag berichtete er vom aktuellen Stand der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie, Digitalisierung und Industrie 4.0. Aus seiner Sicht übernimmt Deutschland zwar aktuell noch eine Führungsrolle in den Bereichen Internettechnologie und Internet of Things. Doch es ließe sich auch ein starker internationaler Wettbewerb vor allem durch Staaten wie die USA und China beobachten. Verständlicherweise, erklärte Anderl, denn: Die digitale Transformation setze neue Impulse zur Entwicklung und Anwendung von cyber-physischen Systemen auf dem Weg zum Internet der Dinge, der Dienste und Daten – und stärke somit die zukünftige wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Staaten und Unternehmen. Sein Fazit: Industrie 4.0 ist eine ernst zu nehmende Basis, über die wir in Deutschland in der Lage sind, die industrielle Revolution mitzugestalten.
Künstliche Intelligenz – Hype trifft Business
Nach den fundierten Erläuterungen zum derzeitigen Stand in Wissenschaft und Forschung leitete Dr. Stefan Wess, CEO Empolis Information Management, zur Praxis über: Sein Unternehmen konzentriert sich primär auf die mit Künstlicher Intelligenz (KI) verbundenen Bereiche der Industrie 4.0. Als profunder Kenner der Materie zeichnete er sowohl die Grundlagen als auch die verschiedenen Ansätze der KI nach. Er differenzierte dabei zwischen symbolischen und datenbasierten Systemen: Festzustellen sei, so Wess, dass der Trend immer mehr zu hybriden Systemen wie beispielsweise Alexa gehe, bei denen die Sprachverarbeitung mittels symbolischer und zusätzlicher Funktionen über datenbasierte Systeme umgesetzt wird. Aus seiner Perspektive ist KI besonders im Bereich Decision Support Systems für Unternehmen interessant, die sich eine Entscheidungshilfe bzw. Entscheidungsautomatisierung wünschen. Derzeit würden Aspekte wie Datenverfügbarkeit, Datenqualität und Nachvollziehbarkeit die KI im Geschäftsprozess jedoch oftmals noch stark behindern oder ganz unmöglich machen.
Distributed Ledgers & Smart Contracts
Weiter vertieft wurden die Herausforderungen der Zukunft in der zweiten Hälfte der IT-Business meets Science: Der Schwerpunkt lag hier auf Blockchain. Gleichermaßen kenntnisreich wie spannend eröffnete Prof. Dr. Sebastian Faust das Thema aus wissenschaftlicher Sicht. Als Professor für angewandte Kryptographie im Fachbereich Informatik an der TU Darmstadt leuchtete er Distributed Ledgers und Smart Contracts zwischen Innovation, Hype und technologischer Herausforderung aus. Seine Vision sei es, so Faust, dass mit dieser Technologie eine Infrastruktur für ein Internet ohne Mittelsmänner geschaffen werde, in der sich Gewinne fair verteilen ließen. Schlüsselherausforderungen stellten hierbei die Aspekte Sicherheit, Nachhaltigkeit, Dezentralität und Skalierbarkeit dar.
Holger Köther, Leiter des Bereichs „Partnerships“ bei der IOTA Foundation, knüpfte im Abschlussvortrag an die Ausführungen von Prof. Dr. Sebastian Faust an und stellte mit Tangle eine eigene Entwicklung vor: ein permissionless peer to peer network, das keine Transaktionskosten aufweise und eine Open-Source-Distributed-Ledger-Technologie darstelle. Anwendung solle sie vor allem im Bereich Smart City finden, z. B. bei Smart Mobility und Smart Energy. Aktuell befindet sich die Technologie noch im Beta-Status, mit Blick auf die Zukunft solle sie aber als Blockchain-Alternative weiterentwickelt werden.
Angeregte Gespräche beim Get-together
Dass das Publikum vielfältige Impulse aus den vier Vorträgen mitnahm, zeigte das Get-together im Anschluss: Studenten, Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter diskutierten gemeinsam noch lange über die Erkenntnisse aus Forschung und Praxis, knüpften Kontakte und tauschten sich angeregt über die grundlegende Bedeutung der digitalen Transformation aus. In einem Punkt waren sich am Ende alle einig: Die Veranstaltung bot eine perfekte Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, neue Perspektiven kennen zu lernen und eigenes Knowhow zu erweitern.
Wir danken allen Teilnehmern ganz herzlich für ihr reges Interesse und das positive Feedback, das uns schon jetzt beflügelt für die nächste Auflage unserer Veranstaltungsreihe IT-Business meets Science.