TENSOR: Biometrie im Einsatz gegen Terrorismus und Schwerkriminalität

Große Ziele lassen sich am besten gemeinsam mit starken Partnern erreichen. Und es ist wirklich ein großes Ziel, welches sich das neu gestartete Projekt TENSOR gesetzt hat: die öffentliche Sicherheit in der EU zu erhöhen. Um am Ende Erfolg zu haben, setzt TENSOR auf die Partnerschaft mit führenden IT-Lösungsanbietern, Forscher*innen und Praktiker*innen aus ganz Europa. Wir von Fujitsu sind stolz darauf, ebenfalls ein Teil dieses Projektes zu sein. Unsere Beiträge umfassen die Entwicklung CCTV-basierter Gait Detection, deren Integration in die TENSOR-Plattform und auch Ansätze zur Standardisierung.

Die auf drei Jahre angelegte Innovationsmaßnahme, die durch das Programm Horizon Europe unterstützt wird, bringt insgesamt 20 Partner aus 15 europäischen Ländern zusammen. Mit vereinten Kräften arbeiten sie an einer beschleunigten Einführung biometrischer Lösungen in der Strafverfolgung sowie der Revolution der Ermittlungskapazitäten forensischer Institute durch den Einsatz neuer biometrischer Technologien. Ebenfalls auf der Agenda: Die Schaffung eines einzigartigen europäischen biometrischen Datenraums als gemeinsame Basis für Sicherheitsexpert*innen und Forscher*innen.

Biometrie in der Strafverfolgung

Der Wunsch, die Identität einer Person unwiderlegbar nachzuweisen, ist nicht neu. Die Biometrie ermöglicht seine Erfüllung, indem sie das nutzt, was einen Menschen einzigartig macht. Dabei hat sie sich in den letzten Jahren von einer neuartigen Technologie zu einem wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebens entwickelt. So sind biometrische Authentifizierungsverfahren zum Zugang zu Geräten (Mobiltelefone) und Dienstleistungen (E-Banking) mittlerweile weit verbreitet. Für noch mehr Sicherheit in Bereichen wie dem Gesundheitswesen, der Strafverfolgung oder der Grenzkontrolle wird diese Art der Identifizierung mit weiteren fortschrittlichen Technologien wie der Verhaltenserkennung, der Erkennung von Emotionen und Gehirn-Computer-Schnittstellen kombiniert.

Bereits seit den 1980ern verlassen sich Polizeibehörden und forensische Ermittler*innen auf automatisierte Fingerabdruck-Identifizierungssysteme (AFIS). Allerdings ist der Abgleich der vorhandenen Beweismittel mit den in der AFIS-Datenbank gespeicherten vollständigen Abdrücken nicht immer einfach. Sie können verschmiert sein, unvollständig oder von anderen Abdrücken überlagert. Um dieses Problem zu lösen, haben Ermittler*innen in letzter Zeit auf die Kombination mehrerer biometrischer Modalitäten wie den Fingerabdruck oder die Stimmbiometrie zurückgegriffen.

TENSOR – eine zentrale Plattform für alle

Welche Rolle spielt nun TENSOR in diesem Umfeld? Die Maßnahme wird den Polizeibehörden eine Plattform zur Verfügung stellen, die die Extrahierung, den Austausch und die Speicherung biometrischer Beweismittel in grenzüberschreitenden Umgebungen erleichtert. Die Behörden können so bewährte Verfahren automatisiert austauschen – auf robuste, sichere, datenschutzfreundliche und skalierbare Weise. Außerdem erlaubt die Plattform die Kombination der Daten mit weniger ausgeprägten Merkmalen wie zum Beispiel Schuhabdrücken. Das alles führt zu einer höheren Akzeptanz der an Tatorten gesammelten Teilbeweise vor Gericht.

Auf der Plattform werden Beweismittel wie Daten aus Videoüberwachungsanlagen (Gesicht, Gangbild, Stimme) und mobilen Geräten (Verhaltensmuster) sowie Fingerabdrücke mit mehr oder weniger charakteristischen Merkmalen kombiniert. So kann eine genaue und multimodale Identifizierung und Überprüfung der Identität von Straftätern erfolgen. Mithilfe sogenannter „intelligenter Verträge“ (Smart Contracts), die über eine rechenschaftspflichtige und souveräne Blockchain-Infrastruktur laufen, wird eine vertrauenswürdige Umgebung mit selbstlernenden Fähigkeiten geschaffen. Sie ermöglicht es, die Integrität der extrahierten forensischen Beweise zu prüfen und Anomalien zu erkennen.

Ein gemeinsamer europäischer Datenraum

Im Mittelpunkt des TENSOR-Projekts steht damit die Schaffung eines einzigartigen europäischen biometrischen Datenraums. Dieser gestattet den Beteiligten den nahtlosen Austausch von Daten, um Verdächtige schneller und genauer zu identifizieren und schwere Verbrechen sowie Terrorismus wirksamer zu bekämpfen und vorzubeugen.

Derzeit werden die Entwicklungen von TENSOR mittels dreier Pilotstudien unter realen Bedingungen evaluiert. Die Anwendungsfälle wurden dabei sorgfältig ausgewählt, immer unter Berücksichtigung unterschiedlicher operativer Verfahren und verschiedener Umgebungen.

  • Die Studie in der Tschechischen Republik befasst sich mit der polizeilichen Beweiserhebung auf Basis von Videoüberwachungsaufnahmen. Dabei werden – mehr oder weniger ausgeprägte – korrelierte physiologische und verhaltensbiometrische Daten erhoben.
  • Das finnische Innenministerium hingegen arbeitet an der Entsperrung der Smartphones von Straftäter*innen, um an biometrische Daten zu gelangen, die auf diesen gespeichert sind. Ebenso sollen weitere gerichtsverwertbare Beweise extrahiert werden.
  • Das Pilotprojekt des portugiesischen Justizministeriums widmet sich dem Schutz biometrischer Daten und dem sicheren Austausch in einem grenzüberschreitenden Umfeld.

Weitere Informationen zu TENSOR

Wir sind sehr gespannt, welche Lösungen, Ergebnisse und Erkenntnisse am Ende der dreijährigen Projektlaufzeit stehen werden. Weitere Informationen zu TENSOR finden Sie bei LinkedIn, Twitter, YouTube oder auf der https://tensor-horizon.eu/.

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