Von Marcus Hartmann
In London beendete Usain Bolt das Finale im 100-m-Sprint der Männer mit neuer olympischer Rekordzeit von 9, 63 Sekunden. Von meinem Platz aus, der mir einen überwältigenden Blick auf den Lauf bot (OK, das war mein Sofa), sah ich mir mit Begeisterung die schnellsten Männer vom Start bis zum Finish an … und schrie: „Lauf, Henry, lauf!“ Ich feuerte nicht etwa einen unbekannten Finalisten im 100-m-Lauf an, sondern Henry Stuart, den bekannten Fotografen, der an einem Ende des Stadions oberhalb des Olympischen Feuers stand, um abschließende Fotos für ein Gigapixel-Panoramabild des gesamten Stadions zu schießen. Sobald der Lauf beendet war, legte er seinen eigenen Sprint hin – zu seinem Labor in der Mitte Londons, um dort die Nacht durchzuarbeiten und aus Hunderten von Standbildern ein neues Gigapixel-Bild zu erschaffen.
Ich sprach am Wochenende mit Henry, und er erzählte mir: „Die Atmosphäre beim Finale war elektrisierend: Das ganze Stadion erbebte von den Begeisterungsrufen der Zuschauer beim Start der Athleten. Ich musste schon eine ruhige Hand beweisen, um ein Foto von den Läufern beim Überqueren der Ziellinie schießen zu können, das ich in das endgültige Foto einbinden konnte.“
Monate der Vorbereitung fanden einen krönenden Abschluss im 100-m-Finale der Männer. An dem Abend schoss Henry 250 einzelne Panoramaaufnahmen, jede mit insgesamt 36 Megapixeln – etwa die dreifache Größe der Bilder, die die besten Kameras auf dem Markt erstellen. Danach nutzte Henry die leistungsstarke Fujitsu Workstation-Technologie, um sicherzustellen, dass sich die Welt das fertiggestellte Panoramabild am Montagmorgen ansehen konnte.
Henry, der letztes Jahr auch als offizieller Fotograf der königlichen Hochzeit in London tätig war, arbeitete an einer der leistungsstärksten Fujitsu CELSIUS-Workstations, der CELSIUS R920, um die Einzelbilder über Nacht zu einem vollständig skalierbaren Gigapixel-Panorama zusammenzufügen, das dann auf der Getty Images-Website, der Website der offiziellen Fotografen der Olympischen Spiele, veröffentlicht wurde.
Der unglaublichen Geschwindigkeit und Leistung der CELSIUS R920 Workstation bei der Bildbearbeitung war es zu verdanken, dass das Endergebnis so schnell online gestellt werden konnte – einschließlich der Übertragung der Daten auf die Webserver. Mit diesem Projekt macht Fujitsu weltweit erneut Schlagzeilen.
Das fertige Bild selbst, eine Photoshop-Datei mit etwa 50 GB, ist eine 180-Grad-Panoramaaufnahme. Von einem Aussichtspunkt oberhalb des Olympischen Feuers im Stadion aufgenommen, ist es möglich, mit einem Mausklick jede Position im Bild durch Schwenken, Neigen oder Zoomen zu betrachten. Henrys Bild ist so detailreich, dass sich die meisten Besucher mit der Zoomfunktion in der Menge wiederfinden können.
Im April sprach ich das erste Mal mit Henry über das geplante Projekt. Fujitsu arbeitet schon lange mit 360Cities zusammen, die jetzt beeindruckende, hochwertige Panoramabilder aus mehr als 90 Ländern zeigen. Dazu gehört eine Aufnahme, die vom Dach eines Hauses in London geschossen wurde – zu jenem Zeitpunkt ein Weltrekord – und auch hier kam eine Fujitsu High End-Workstation zum Einsatz, um die Einzelbilder zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.
Daher wussten wir zwar, dass ein solches Bild möglich war, aber normalerweise dauert die Bildbearbeitung bei Projekten wie diesem Tage oder gar Wochen, nicht nur die wenigen Stunden, die uns aufgrund der knappen Termine der Olympischen Spiele zur Verfügung standen. Henry hatte die Idee, dass die fotografierten Menschen sich schon am nächsten Tag in dem online gestellten Bild wiederfinden sollten.
Das war ein ehrgeiziges Ziel, und ich wusste, dass wir eine unglaublich leistungsstarke Workstation-Lösung dafür benötigten. Auf diese Weise wurde Monster II geboren, der Spitzname für unsere CELSIUS R920, die von Getty eingesetzt wurde. Es ist eine der leistungsfähigsten Workstations, die je auf dem Markt waren, und sie wurde wie auch das ursprüngliche Monster, eine für vorherige Gigapixel-Projekte genutzte CELSIUS R620, in Augsburg entwickelt und gebaut.
Bei einem Verkaufspreis von ca. EUR 20.000 ist Monster II keine normale Workstation. Sie verfügt über zwei der leistungsfähigsten Prozessoren auf dem Markt: Intel Xeon E5-2687W mit insgesamt 32 Cores bei einer Taktung von 3,1 GHz. Selbst bei dieser extremen Leistung wusste die Image-Stitching-Software jeden Zyklus zu nutzen und das System war zu 100 % ausgelastet.
Die Software „Autopano Giga“ sortierte und fügte einzelne Aufnahmen zu einem großformatigen Bild zusammen, wie bei einem riesigen, digitalen Puzzle. Sie erkannte Schlüsselpunkte in jedem Foto und suchte diese Punkte in den nächsten vier entsprechenden Bildern, sodass die Bilder nahtlos überblendet werden konnten. Je besser das Endergebnis sein sollte, desto mehr Rechenleistung wurde dafür benötigt, insbesondere bei einer Projektdurchsatzzeit von nur 24 Stunden.
Um sicherzugehen, dass die Fujitsu CELSIUS Workstation absolute Höchstleistung brachte, statteten wir Monster II mit 256 GB RAM (Flash-Speicher) aus. Dadurch war es möglich, das ganze Projekt im systeminternen Speicher auszuführen, sodass auf die langsameren, plattenbasierten Datenträger verzichtet werden konnte.
Abgesehen davon waren die Festplatten selbst auch nicht gerade „lahme Enten“: Wir verwendeten 6 SAS-Platten mit 10.000 U/Min und zwei Hochgeschwindigkeits-SSDs, die mit zwei als RAID-0-System konfigurierten LSI MegaRaid-Controllern verbunden waren, um maximale Disk Performance zu erhalten. Schließlich spendierten wir dem System auch noch eine Nvidia Quadro 5000-Grafikkarte, die die Bildvorschau in der Autopano Giga-Software beschleunigte.
„In der Nachbearbeitung konnte ich dank des Monsters in einer schnellen Vorschau aus allen Fotos die Aufnahmen der Zuschauer heraussuchen, die im endgültigen Bild erscheinen sollten. Das Zusammenfügen und Überblenden der ersten 8-Gigapixel-/210-Grad-Aufnahme dauerte etwa 40 Minuten. Zum Speichern brauchte ich weitere 15 Minuten. Normalerweise würde ich zunächst einige Nacharbeiten vornehmen und das Ganze für den Fall eines Systemabsturzes speichern. Mit Monster II ließ ich einfach alle Dateien bei der Nachbearbeitung geöffnet und konnte sie dann in etwa 10 Minuten sichern (was auf meiner normalen Maschine etwa eine Stunde dauern würde).“
Henry setzte in diesem Projekt zwei aufeinander abgestimmte Nikon D800 Vollformat-Spiegelreflex-Kameras mit einer Auflösung von 36 Megapixel und ein 70-200-mm Objektiv bei 200 mm Brennweite ein. Die Kameras waren auf einem CLAUSS VR Station ST montiert, einem automatischen Schwenk-Neige-Kopf von CLAUSS Bild und Datentechnik in Deutschland. Dann wurden die Bilder mit der Software „Autopano Giga“ von Kolor zusammengesetzt. Diese ist im hohen Maß für die Ausführung auf mehreren CPU-Cores optimiert.