Interview mit Susanne Brügelmann zu GreenIT und Made in Germany

Unsere Kollegin Susanne Brügelmann, Senior Product Marketing Manager Green IT & Corporate Social Responsibility bei Fujitsu, wurde von der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift FIfF-Kommunikation zum Thema GreenIT bei Fujitsu interviewt.

Die FIfF-Kommunikation wird herausgegeben vom Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V., welches sich aktuellen Themen aus Informatik und Gesellschaft widmet. Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe ist die Frage, wie faire Computer Realität werden können. Das Forum besteht aus Fachleuten der Informatik und Informationstechnik, die sich Gedanken über ihre gesellschaftliche Rolle machen.

Das Thema GreenIT hat bei Fujitsu eine lange Tradition. Um einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit für zukünftige Generationen zu leisten, hat Fujitsu den Umweltschutz zur obersten Priorität erklärt.

Susanne BrügelmannIm Interview verrät unsere Kollegin mehr…

Sehr geehrte Frau Brügelmann, erkennen Sie eine Nachfrage nach fairer hergestellten Geräten? Spüren Sie die zunehmende Medienpräsenz dieses Themas?

Generell nehmen wir folgenden Paradigmenwechsel wahr: Im Umfeld von Green IT fließt die soziale Komponente zunehmend in die Kaufentscheidung mit rein, zuzüglich zu Fragen nach der Energieeffizienz und der Reduktion des CO2-Ausstoßes. Damit sind nun auch Produktions- und Arbeitsbedingungen in Bezug auf unsere eigenen Werke und auch auf unsere Lieferketten ein wichtiges Thema.

Keine der Markenfirmen hat die Herkunft der Rohstoffe in den Geräten veröffentlicht. Was sind die Probleme, und wie könnte man sie Ihrer Meinung nach überwinden?

Das hängt mit der Komplexität eines Produktlebenszyklusses zusammen. Nehmen wir als Beispiel einen Computer: Auf den ersten Blick scheint dieser sich aus einer übersichtlichen Zahl von Komponenten zusammenzusetzen – der Anschein trügt jedoch. So setzt sich ein PC aus unterschiedlichen Komponentengruppen zusammen, die ihrerseits aus einer Vielzahl von Kleinteilen bestehen. Noch komplexer ist die Situation bei Servern. Daher sind Lifecycle Assessment Analysen selbst innerhalb einer Produktfamilie sehr aufwändig. Bei Fujitsu kommt zudem noch ein sehr breites Portfolio hinzu, das gemäß unserem Prinzip „Think Global – Act Local“ geographisch divergieren kann. Konkret heißt das, dass man je nach Marktanforderung unterschiedliche Produktlinien vorfindet.

Meiner Einschätzung nach lässt sich dieses Thema nur im Rahmen eines integrierten Reportings gestützt auf internationale Standards angehen.

Man sagt immer, alle Hersteller wären gleich, weil sowieso jeder in China bei Foxconn oder ähnlichen Kontraktherstellern fertigen lässt. Sehen Sie das auch so? Gibt es Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz positiv abzusetzen?

Nein, das sehen wir nicht so. Mit Sicherheit hat die Kommodifizierung Einzug in die IT-Industrie gehalten und die Lieferantenlandschaft weltweit verschlankt. Dennoch gibt es nach wie vor Möglichkeiten, andere Wege zu gehen – und genau das machen wir. So haben wir beispielsweise viele eigene Werke. Allen voran unser Werk in Augsburg. Oder unser Forschungs- und Entwicklungsstandort Paderborn mit eigenem Recycling-Center. Zudem gibt es in Japan eigene Werke, in denen Fujitsu-Produkte und Komponenten hergestellt werden.

Von der Fertigung in Deutschland ist wenig bekannt. Welche Produktionsschritte finden in Augsburg statt und welchen Anteil hat dies innerhalb Ihrer gesamten Produktion von PCs? Wäre es in China nicht günstiger?

Fujitsu setzt stark auf den Standort Deutschland und das Werk in Augsburg. Wir sind das einzige IT-Unternehmen dieser Größe, das noch in Deutschland fertigt. So wird beispielsweise die Produktlinie ESPRIMO PC mit Mainboard komplett in Augsburg gefertigt. Das garantiert kurze Wege.

Darüber informieren wir auch regelmäßig und bieten zudem Werksführungen an. Diese werden beispielsweise von unseren Partnern gerne wahrgenommen, aber auch von Schulen oder Universitäten. Zudem informieren wir im Internet darüber. Dass über die Fertigung wenig bekannt ist, stimmt so also nicht.

Haben Sie eine Erklärung, warum niemand der großen Hersteller, Fujitsu eingeschlossen, tut, was FairPhone oder Nager-IT vormachen? Warum nutzt niemand die vorhandenen Möglichkeiten zur faireren Herstellung offensiv als Verkaufsargument?

Fujitsu stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen mit alternativen Designkonzepten, durch die natürliche Materialien und bio-basierte Kunststoffe zum Einsatz kommen – und das kommunizieren wir auch.

Erstes Beispiel: Das Öko-Keyboard. Das Fujitsu KBPC PX ECO Keyboard besteht zu 45 Prozent aus Biokunststoff, verfügt über ein PVC-freies USB-Kabel und eine halogenfreie Platine. Die Basis der Handauflage ist ARBOFORM® (Lignin), ein Abfallprodukt der Papierindustrie. Das Unterteil besteht aus BIOGRADE®, einem Grundmaterial der Papierindustrie. Damit hilft es, auf Öl basierende Produkte wie Plastik und PVC aus der Fabrikproduktion zu entfernen.

Zweites Beispiel: Die Öko-Maus. Das Gehäuse der Fujitsu-Maus M440 ECO besteht aus BIOGRADE®. Weiterhin verfügt diese Maus über ein PVC-freies USB-Kabel sowie eine halogenfreie Platine. Weiterer Pluspunkt: Durch den Einsatz biologisch abbaubarer Materialen treibt Fujitsu seine umweltverträgliche Produktion weiter voran und reduziert den CO2-Ausstoß während der Herstellung. Hinzu kommt, dass das Mausgehäuse zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist und somit für deutlich weniger Müll sorgt. Das Beste dabei, die Öko-Maus kostet nicht mehr als herkömmliche Computermäuse.

Was ist Ihr nächster Schritt in Richtung einer faireren Herstellung der Geräte?

Die Fujitsu Group ist Mitglied des Netzwerks „United Nations Global Compact“. Durch das Einhalten der Prinzipien des Global Compact in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung sowie die aktive Umsetzung von CSR-Initiativen fördert Fujitsu als globales Unternehmen verantwortungsbewusstes Management und trägt so zu einer nachhaltigen Gesellschaft bei. Aus diesem Grund hat FTS einen Verhaltenskodex für Zulieferer eingeführt, den Supplier Code of Conduct. Dieser verdeutlicht unser Engagement für ethisches und verantwortungsvolles Handeln und die damit verbunden Verpflichtungen, die wir unseren Zulieferern auferlegen.

Zudem sind wir derzeit dabei, ein umfassendes globales Compliance-Programm auszurollen, das faire Betriebs- und Geschäftspraktiken einschließt2.

Das ist leider etwas undurchsichtig. Ich persönlich würde gerne das fairere Produkt von dem verantwortungsvolleren Hersteller kaufen, aber ein Vergleich ist schwierig. Wie können wir gemeinsam zu mehr Transparenz kommen, die für den Einkäufer und Konsumenten nützlich ist?

Mit unserem Siegel „proGREEN Selection“ kennzeichnen wir besonders umweltfreundliche und energieeffiziente Produkte von Fujitsu. Damit sind sie auf einen Blick zu erkennen. Auf unserer Website finden Interessierte außerdem zu jedem unserer Produkte detaillierte Informationen – über Produktbeschreibungen mit technischen Details, bis hin zu Datenblättern und Zertifikaten. Im Internet finden Einkäufer und Konsumenten also wichtige Informationen, um unterschiedliche Produkte und Hersteller zu vergleichen.

Was können aus Ihrer Sicht die kritischen Konsumenten tun?

Ganz klar: Sie müssen im Einklang mit ihren Vorstellungen handeln und die Kaufentscheidung danach richten, nicht nur nach dem Preis. Das zeigt dann auch den Unternehmen, dass sozial- und umweltverträgliche Produktion von den Konsumenten gewünscht ist und ein entsprechender Markt existiert – und führt hoffentlich langfristig zu einem Umdenken.

Weitere Informationen

Umweltschutz
Entwicklung und Produktion
Grüne Produkte
Recycling-Programm

Quelle des Interviews ist die aktuelle Ausgabe der FIfF Kommunikation 4/2013.