Keine Fake News: die Fujitsu Social Media Night 2019

Powered by NetAppBreite Ledersessel, stylische Stühle, bequeme Sitzsäcke, ein Snack-Automat – schon beim ersten Blick in den Zuschauerraum der ersten Fujitsu Social Media Night wurde klar: hier wartet etwas ganz Besonderes. Mehr als 400 Teilnehmer folgten unserer Einladung für den Vorabend des Fujitsu Forum 2019 ins ICM München. Moderiert wurde das gemeinsam mit unserem Partner NetApp ausgerichtete Event von Entertainer Riccardo Simonetti. Nicht nur die Zuschauer waren begeistert. Auch der norwegische Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, einer der Keynote-Sprecher des Abends, war von der Social Media Night überzeugt:

Wir haben verschiedene Generationen, verschiedene Menschen in total unterschiedlichen Settings und das ist wunderschön. Das brauchen wir auch viel mehr, wir müssen über die Generationen sprechen. Wir müssen tiefe Gespräche haben. Es muss sozial sein, deswegen auch im physischen Raum. Es ist unheimlich wichtig, dass sich so viele Menschen auch im physischen Raum treffen und dass wir nicht nur eine virtuelle Veranstaltung machen. Mir gefällt das Format sehr gut.

Das Thema des Abends war „Trust in the Age of Fake News“ : Welche gesellschaftlichen Auswirkungen haben Fake News? Und welche Möglichkeiten gibt es, Vertrauen in der Online-Kommunikation aufzubauen und zu erhalten? Nach einer kurzen Begrüßung durch Rupert Lehner, Head of Central & Eastern Europe, Products EMEIA, Fujitsu und Richard Hegberg, Vice President, Global Pathways, stiegen die beiden Keynotes-Sprecher des Abends dann auch gleich in das Thema ein.

Wir besitzen mehr Informationen – doch welche sind echt?

Als erstes betrat Kate Russell die Bühne. Die britische Fernsehjournalistin (BBC, SKY) hat als Digitalisierungsexpertin bereits zahlreiche Keynotes über digitale Strategien gehalten. In München stellte sie sich der wichtigen Frage: „Welche gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen haben Fake News?

Kate Russell spricht bei der Fujitsu Social Media Night über Fake NewsIhre Reise in die Welt der Unwahrheiten begann Kate Russell mit der Feststellung, wie sehr sich die Beschaffung von Informationen in den letzten 20 Jahren verändert hat. Sie schreibt seit 1995 über Technologie und digitale Kultur. 1995 – das Jahr, in dem Software auf Floppy Discs veröffentlicht wurde, IRC der üblichste Weg war, mit Fremden zu chatten, es bis zur Gründung von Google noch ein Jahr dauern würde und als Menschen aufgeregt waren, weil Windows 95 endlich veröffentlicht wurde, wie sie mit einem Augenzwinkern feststellt.

Seitdem ist es unter anderem durch das Internet viel einfacher geworden, an Informationen zu gelangen – doch gleichzeitig ist es viel schwieriger, die Glaubwürdigkeit von Quellen zu beurteilen. Oft genug gibt es Webseiten, deren Einnahmen allein durch Werbung generiert werden. Für diese zählen nur Link-Klicks – oftmals Grund genug, auf möglichst dramatische, schockierende und neugierig machende Überschriften zu setzen (Clickbait Headlines). Schon 2016 lag der Anteil dieser Headlines in Facebook-Artikeln bei 25 %, mittlerweile sind es vermutlich noch mehr.

Gegenwart und Zukunft von Fake News

Mit dem Begriff „Fake News“ hat die Digitalisierungsexpertin Probleme, wie sie zugibt. Unter einem einzigen Begriff werden verschiedene Arten von Informationen zusammengefasst:

  • Propaganda im politischen Umfeld
  • Clickbait
  • Gerüchte
  • Meinungen
  • Hate Speech
  • Filterblasen
  • Irrtümer

Die News, die in diese Kategorien fallen, haben jeweils unterschiedliche Motivationen und Konsequenzen, wodurch die Einordung unter einem einzigen Begriff – den „Fake News“ – in den meisten Fällen zu kurz greift. Unabhängig von dieser Tatsache stellte Kate Russell dann eines fest: Wir kennen das Phänomen – doch kontrollieren können wir es noch lange nicht. Gerade mit steigender Rechenleistung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz verschärft sich dieses Problem. Noch treten Deep Fakes (täuschend echt manipulierte Videos) primär im Bereich der Erwachsenen-Unterhaltung auf. Doch was, wenn Cyberkriminelle die Technologie nutzen? Wer würde einen Skype-Videoanruf des eigenen CFO hinterfragen, der um sensible Informationen bittet oder auf eine eilige Überweisung drängt?

Was können wir gegen Fake News unternehmen?

Unternehmen wie Facebook versuchen, Fake News mit Hilfe von menschlichen Faktencheckern einzudämmen. Doch wer soll mehr als 35 Millionen Status-Updates täglich auf Facebook und mehr als 100 Millionen Instagram-Postings überprüfen? Und wer prüft die Prüfer? Und wer haftet für die Korrektheit? Die Lage ist schwierig, wie auch die Anhörung von Mark Zuckerberg im US-Kongress von Anfang 2018 zeigte. Für Kate Russell steht fest: Wir müssen einen Weg finden, vor allem diejenigen zu beschützen, die es selbst nicht können – doch ohne das Recht auf freie Meinungsäußerung einzuschränken.

Kate Russell spricht bei der Fujitsu Social Media Night über Fake NewsDabei sieht sie Bildung als einen wichtigen Ansatz: Wir müssen der Jugend Neugierde und unabhängiges Denken beibringen und ihr die Werkzeuge an die Hand geben, die sie benötigt. Die jungen Menschen müssen ebenfalls lernen, nicht zum Teil des Problems zu werden, indem sie fragwürdige Inhalte weiter verteilen – vielleicht nur, um ein paar Likes zu gewinnen? Darüber hinaus muss auch die Akzeptanz von korrekten Informationen zu einem Eckpfeiler der Erziehung werden – auch wenn diese vielleicht nicht immer zu unserem aktuellen Weltbild passen. Es ist gut, zu lernen und manchmal die eigene Meinung zu ändern, weil wir mit jemandem anders geredet und ihm zugehört haben. Und vielleicht werden wir bald eine tolerantere, nachdenklichere und informiertere Gesellschaft entstehen sehen?

Eine neue Perspektive auf Dinge einnehmen

Fast nahtlos folgte die zweite Keynote des Abends. Der norwegische Wirtschaftsphilosoph Anders Indset setzte dabei auf einen beeindruckenden Auftakt mit Dunkelheit, Musik und provokanten Aussagen. Wussten Sie zum Beispiel schon, dass jeden Tag 1 Milliarde Menschen WhatsApp nutzen und dabei 17 Milliarden Nachrichten versenden? Doch 50 % der Menschen sagen, sie seien einsamer als je zuvor: das ist „Connected Loneliness„. Auch den Film „Fight Club“ zitierte er: „Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen“. Und: Wir haben heutzutage viel mehr Wissen – doch hinterfragen es weniger als je zuvor.

Anders Indset bei der Fujitsu Social Media Night 2019Absolut zentral ist es für Anders Indset, Dinge aus einer anderen, neuen Perspektive zu sehen. Diese wird uns auch bei einer großen Herausforderungen helfen, vor der die Menschheit steht: Dem Klima-Kollaps. Es gibt bereits erste Bemühungen, das räumt der Wirtschaftsphilosoph ein. Doch die meisten von uns gehen davon aus, dass sich schon jemand anders um das Problem kümmere. Dass es auch anders gehen kann, habe er vor kurzem in Indonesien erlebt, wo die anrollenden Wellen des Meeres in der Morgensonne glitzerten. Allerdings war es nicht das Wasser, das die Sonne reflektierte, sondern Unmengen an Plastik. Doch jeden Morgen räumten Hunderte von Menschen die Strände auf, um einen kleinen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Seine Botschaft: Jeder von uns muss sich einsetzen – für eine stabile Gesellschaft und eine stabile Wirtschaft, da sich diese bedingen.

Mit Emotionen Geld verdienen

Auch unsere Perspektive auf die Wirtschaft muss sich ändern, damit diese stabil bleibt. Dazu müssen wir drei wichtige Regeln befolgen:

  1. Wir haben schon jetzt unnütze Regularien – wir müssen diese ausbremsen, um nicht in fünf oder zehn Jahre kritische Regularien zu haben
  2. Wir müssen eine perfekte zirkuläre Wirtschaft erschaffen, in der alles wiederverwendet wird
  3. Wir brauchen komplett neue Wege, Geschäfte zu machen

Anders Indset bei der Fujitsu Social Media Night 2019Besonders die dritte Regel sieht er als essentiell an. Sein Ansatz: Wir müssen herausfinden, wie wir aus Emotionen Geld machen können. Ein gutes Beispiel sei die App Headspace, so Indset. Niemand wollte meditieren, es war langweilig. Doch mit einer „sexy App“ gewinnt die Meditation eine andere Wertigkeit und 50 Millionen Nutzer sind bereit, Geld dafür zu bezahlen, um jeden Tag 20 Minuten lang in Stille dazusitzen. Die App ist hochprofitabel und genau solche Modelle brauchen wir in den nächsten Jahren.

Am Ende seiner Keynote gab der Wirtschaftsphilosoph seinen Zuhörern eine Aufgabe mit: Er forderte sie zum Denken heraus. Alles in der Geschäftswelt ist auf Geschichten aufgebaut – wir konsumieren bestimmte Produkte, weil uns die Geschichten gefallen, die mit ihnen verbunden sind. Sein Aufruf: Erschafft neue Geschichten – wir brauchen sie, wir brauchen Wandel und Veränderungen. Dazu sollte jeder Teilnehmer einen regelmäßigen Termin in seinem Kalender vermerken: Eine Denkstunde, in der man einfach nur über Dinge nachdenkt und sie aus einer neuen Perspektive betrachtet. Hier kann es dann auch um zwei weitere essentielle Fragen gehen, die Indset abschließend zum darüber nachdenken in den Raum warf: Was kommt nach Digital? Und welche Zukunft wollen wir erschaffen?

Eine Expertenrunde zu Fake News

Im Anschluss an ihre Keynotes nahmen die beiden Sprecher dann einer gemeinsamen Paneldiskussion mit Dr. Joseph Reger, Chief Technology Office Europe, Fujitsu, und Paul van der Lingen, NetApp EMEA & APAC EBC Program Manager, teil. Auch hier stand „Trust in the Age of Fake News“ im Fokus. In einer lebendigen Diskussion kam eine Reihe von Aspekten zur Sprache. Die Zuschauer vor Ort und online konnten dabei Fragen über das Tool sli.do einreichen.

Riccardo Simonetti, Paul van der Lingen, Dr. Joseph Reger, Kate Russell und Anders Indset bei der PaneldiskussionSo sieht es Dr. Joseph Reger als eines der großen Probleme von Fake News an, dass sie allgegenwärtig sind. Sie beeinflussen jeden, egal ob man es will oder nicht. Auch Kate Russell betrachtet Fake News nicht als ein netzwerkbezogenes Problem von zum Beispiel Facebook. Selbst wenn die Menschen zu anderen Plattformen gehen, wird sich das Phänomen dort fortsetzen.

Oft scheint Künstliche Intelligenz (KI) die ideale Lösung zu sein. Doch so einfach, das machten die Experten deutlich, ist es leider nicht. Künstliche Intelligenz kann zwar bei kleinen Teil-Problemen helfen, räumte Dr. Reger ein. Die alleinige Lösung für das große, grundlegende Problem kann sie jedoch nicht sein. Dieser Meinung schloss sich auch Paul van der Lingen an, der grundsätzlich ein hohes Potential in KI sieht.

Die Grenzen Künstlicher Intelligenz

Alle Teilnehmer sahen jedoch auch die Grenzen. Noch ist das, was wir unter KI verstehen, vor allem Maschinenlernen. Als Beispiel führte Kate Russell Amazons cloud-basierten Sprachservice Alexa an, die auch nur die Daten nutzt, die wir ihr geben. Zudem kann jede funktionierende Lösung auch von der „Gegenseite“ als Waffe genutzt werden. Von Beschränkungen halte er nichts, so Dr. Joseph Reger. Denn diese gelten nie für die gesamte Welt – und was nicht in einem Land umgesetzt wird, wird in einem anderen entwickelt. Zudem kann niemand die Befolgung von Regeln kontrollieren, im Gegensatz zur Herstellung von Atomwaffen benötigt man für KI keine großen Gebäude oder Unmengen von Geld.

Paneldiskussion Fujitsu Social Media NightAls viel wirkungsvoller sieht er dagegen eine Diskussion an, die angestoßen werden muss. Dazu gehört es auch, den Menschen beizubringen, sich selbst zu helfen und die Verantwortung nicht an Institutionen wie z. B. Twitter und Facebook abzugeben – die diese ebenfalls von sich weisen. Kritisch zu denken ist daher das einzige, was eine Veränderung bewirken kann, ergänzte Paul van der Lingen. Dabei müssen die Menschen laut Indset auch lernen, sich auf das wesentliche zu konzentrieren und die offensichtlichen Falschinformationen zu ignorieren. Die wohl wichtigste Frage, die sich laut Paul van der Lingen jeder Mensch bei jeder Information stellen sollte: Wer manipuliert hier meine Meinung und wofür? Wenn ich darauf reagiere, wer hat etwas davon?

Entspannter Ausklang eines aufregenden Abends

Nach der Diskussion konnten die Teilnehmer der Fujitsu Social Media Night ihre Fähigkeit zum kritischen Denken unter Beweis stellen. In einem „Fact or Fake“-Spiel ging es darum, auf Fakten basierende Newsmeldungen von Fake News zu unterscheiden. Hätten Sie gewusst, ob es sich bei der Richtlinie, dass 10.000 Schritte am Tag der Garant für ein gesundes Leben sind, um einen Fakt oder Fake handelt?

Schließlich klang der Abend mit einer Gelegenheit zum Netzwerken bei einem Flying Buffett, Drinks und loungiger DJ-Musik in entspannter Atmosphäre aus. Für Neugierige gab es die Möglichkeit, schon einmal einen exklusiven Vorab-Einblick in die Ausstellung des Fujitsu Forum 2019 zu werfen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmern und hoffen, dass sie viele neue Anregungen aus diesem interessanten Abend mitnehmen konnten.

Wenn Sie noch einmal die Social Media Night Revue passieren lassen möchten, empfehlen wir Ihnen unser Highlight-Video. Weitere Fotos von der Veranstaltung finden Sie darüber hinaus in unserem Album bei Flickr.

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