Ich möchte heute Jeffrey Martin als Gast-Blogger an dieser Stelle begrüßen… Er wird Ihnen Einblicke in seine Pläne für unsere Veranstaltung VISIT 2010 geben:

— Jeffrey–

Ich hatte Anfang diesen Jahres die Chance, meinen eigenen Rekord aus dem letzten Jahr und den aktuellen Rekord aus dem Frühjahr 2010 für „das größte Foto der Welt“ auf einer Reise nach Großbritannien zu brechen. Während manche Leute jeden Aspekt von einem solchen Event planen, bin ich flexibler: Ich hatte das richtige Equipment, um das Bild zu erstellen, war aber unsicher, ob mein eigener Computer es schaffen würde, ein Bild zu erzeugen, das 5 Mal größer war als mein „Prague Gigapixel“ (bei dem es schon unmöglich war, es auf diesem PC zu erstellen). Tatsächlich war die Rechenleistung, die zur ordentlichen Erstellung dieses  Image erforderlich war, 10 Mal höher als die meines Computers. Ich konnte es also einfach nicht selbst machen. Na ja, ich wusste, irgendwann würde sich eine Lösung dafür finden und ich wollte mich nicht unter Druck setzen: Erst einmal würde es reichen, das Foto zu machen – alles andere, so hoffte ich, würde sich dann schon ergeben.

Deswegen freute ich mich über das Gespräch mit Marcus Hartmann von Fujitsu, der ebenfalls ein begeisterter Fotograf ist und sich auf Landschaftsaufnahmen spezialisiert hat. Ich erfuhr, dass eine Zusammenarbeit zwischen Fujitsu und meiner Firma, 360cities.net, möglich wäre. Kurz gesagt: Marcus würde mir einen Computer zur Verfügung stellen, der einen Weltrekord in Bezug auf die Größe erreicht, damit ich diese rekordverdächtige Landschaftsaufnahme erstellen konnte!

Nach ein paar Wochen fuhr ich von Prag, Tschechien, nach Augsburg, Deutschland, und besuchte die Zentrale von Fujitsu. Marcus war so großzügig, mir die beste und schnellste Version des CELSIUS Workstation von Fujitsu zu beschaffen: atemberaubende 192 Gigabyte RAM und 2 Prozessoren mit je 6 Cores! Um einen Eindruck von den Größenverhältnissen zu geben: Die meisten Computerfreaks in Ihrem Bekanntenkreis würden im Moment mit 16 Gigabyte  RAM und 4 oder 8 Cores prahlen. Dieser Computer hat die derzeit größte Speicherkonfiguration, die in einem normalen Windows PC überhaupt möglich ist, und das wird wohl auch die nächsten zwei oder drei Jahre so bleiben. (Der Speicher besteht aus 12 DIMMs mit je 16 GB, und noch sind keine DIMMs über 16 GB erhältlich.)

Warum ist ein solcher Computer nötig, um ein Foto zu erstellen? Setzt man solche Maschinen nicht eher für die Modellierung von Wettersystemen oder Simulation von mechanischen Engineering-Modellen oder Ähnliches ein? Das stimmt schon, allerdings spielt diese Aufgabe allein durch die Größe des Fotos in einer Liga, für die normalerweise die absolut schnellsten Maschinen auf dem Markt eingesetzt werden.

Um Ihnen eine Vorstellung von den Datenmengen zu geben, die dieses CELSIUS Workstation in den vergangenen Wochen bewältigen musste: Insgesamt wurden etwa Zehntausend Einzelaufnahmen gemacht. Diese RAW-Dateien enthalten etwa 400 Gigabyte an Daten. All diese Images wurden von RAW-Dateien in TIFFs konvertiert, dann wurden Gruppen mit ungefähr 2000 Images in Autopano Giga abgelegt: Ohne eine Vorstellung davon, wie das Panoramabild aufgenommen wurde, hat dieses Programm die Images analysiert und dann zusammengesetzt. Mit relativ geringem menschlichen Aufwand von wenigen Tagen wurden diese Images schließlich nahezu perfekt zusammengefügt. Aus diesen etlichen Tausend Images entstand eine einzige, nahtlose Landschaftsaufnahme.

Da es sich bei der endgültigen Version um ein 360-Grad-Panoramabild handelt, das an vier Ecken eines Gebäudes aufgenommen wurde, habe ich durch Rendering vier verschiedene Panorama-Images erstellt, ausgerichtet und miteinander verbunden. Dazu musste ich vier verschiedene Panoramabilder gleichzeitig öffnen, von denen jedes einzelne schon größer war als das „Weltrekordbild“, das ich letztes Jahr erstellt hatte. Das endgültige, vollständige Panoramabild passt nicht einmal in eine einzige Datei: Die größte Bilddatei, die mit einem Bildbearbeitungsprogramm geöffnet werden kann, ist auf eine Größe von 300.000 Pixel in jeder Richtung beschränkt, und mein Bild hat allein eine Länge von 400.000 Pixeln. Die technischen Herausforderungen bei der Erstellung von einem Foto dieser Größe sind erheblich!

London Panorama

Alles in allem hat die Hardware, die ich zum Zusammensetzen und Rendern dieses London Gigapixel-Bildes brauchte, einen unglaublichen Produktivitätskick ermöglicht, im Vergleich zu jedem anderen Computer, den ich benutzt hätte. Da gibt’s keine Diskussion. So brauchte ich zum Beispiel zum Rendern einer Panorama-Aufnahme mit 200.000 x 100.000 Pixeln mit dieser 12-Core, 192-GB-RAM CELSIUS Workstation weniger als 4 Stunden. Mit einer 8-Core, 16-GB-RAM-Maschine mit „normaler Geschwindigkeit“ hätte es einen oder zwei Tage gedauert. Die zahlreichen Tasks wurden also in wenigen Stunden statt in einigen Tagen erledigt.

Big Ben

Ein ebenso wichtiger Punkt: Bei Projekten wie diesem mussten auch etliche kleinere Aufgaben erledigt werden – und da machte der riesige Speicher einen gewaltigen Unterschied im Hinblick auf meine Produktivität (und meine Nerven!) aus. So wäre die Retuschierung und Feinabstimmung eines Bildes, das viele Gigabyte RAM allein zum Öffnen in Photoshop belegt, selbst auf einem Computer, der normalerweise als sehr schnell gilt (beispielsweise mit 16 oder 32 GB RAM) schier unmöglich. Allein die Erstellung einer Ebenenmaske auf einer langsameren Maschine kann eine Wartezeit von 15 Minuten zwischen den einzelnen Schritten bedeuten. Bei dieser Maschine hingegen konnte ich mit normaler Geschwindigkeit arbeiten, wie bei der Bearbeitung eines kleinen Fotos.

Angesichts all der Schritte, die zur Erstellung und Bearbeitung des Fotos erforderlich waren, kam ich in Bezug auf meine Produktivität zu zwei Erkenntnissen: Zum einen konnte ich mehrere Wiederholungen einer Aufgabe durchführen, wo ich normalerweise schon beim ersten Versuch mit einem normalen Computer gescheitert wäre (oder das Projekt um einige Wochen hätte verlängern müssen). Andererseits habe ich in wenigen Wochen etwas erreicht, wofür man sonst Monate gebraucht hätte. Die Zeit eines jeden ist wertvoll, und die ROI einer sehr schnellen Workstation ist bei Aufgaben wie dieser ist einfach nicht von der Hand zu weisen.

Daher geht mein Dank an Marcus Hartmann und das Team von Fujitsu, die die Fertigstellung dieses Weltrekord-Bildes ermöglichten. Ohne sie würde ich jetzt noch daran arbeiten….

Aber sehen Sie selbst! http://www.360cities.net/london-photo-en.html

Jeffrey Martin