Wer seinen neuen Personalausweis im Bürgeramt abholt, kommt ab sofort zwangsläufig mit der Digitalisierung in Kontakt. Neben einem kleineren Format bietet der neue Ausweis auch eine freiwillige Online-Funktion. Behördengänge mit langen Warte- oder Fahrzeiten gehören damit der Vergangenheit an. Aber nicht nur im Bürgeramt, jeden Tag und überall begegnen wir der digitalen Transformation. Keine Branche kann sich davon ausschließen – auch die öffentliche Verwaltung nicht. Wie digital Behörden im Jahr 2025 arbeiten, stand im Mittelpunkt der vergangenen Jahreskonferenz Digitale Verwaltung

Den Gang zur Behörde digital erledigen – im besten Fall mit drei Klicks zum Ziel

Die Online-Funktion des neuen Personalausweises geht exakt in die Richtung, in die Bund, Länder und Kommunen steuern. Bürgerinnen und Bürger sollen zukünftig ihre Anliegen digital erledigen können. Hierbei handelt es sich durchaus um ein erreichbares Ziel, erklärte Klaus Vitt, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, in seiner Keynote und trat anhand der Flüchtlingswelle im letzten Jahr direkt den Beweis an. Viele zu erfassende Daten überrollten viele Behörden sowohl auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Schnittstellen zwischen den einzelnen IT-Anwendungen aller Beteiligten existierten nur zum Teil. Die Daten der ankommenden Flüchtlinge gab es also in mehreren Fällen mehrfach in verschiedenen Systemen.

Mit der vollständigen Digitalisierung des Asylverfahrens meisterten Bund, Länder und Kommunen unter dem Dach des IT-Planungsrates gleich mehrere Probleme auf einmal. Für Vitt ein Beleg für eine gute und effiziente Teamarbeit. Eben diese möchte die öffentliche Verwaltung nun nutzen, um eine moderne und bürgerfreundliche Verwaltung zu schaffen – ganz ohne Krisensituation. Mit maximal drei Klicks sollen Bürgerinnen und Bürger in Zukunft ans Ziel kommen. Dazu braucht es eine intelligente Verknüpfung aller Portale über alle Ebenen. Anwender brauchen ein Unternehmenskonto und schlussendlich müssen sich die Verwaltungsportale an der jeweiligen Lebenslage des Benutzers orientieren. Erste Projekte bewähren sich bereits jetzt erfolgreich in der Praxis, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg.

Cyber-Attacken: auch Hacker lernen dazu

Dennoch liegt bis zur vollständigen Digitalisierung noch ein Stück Weg vor uns. Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto abhängiger werden wir von funktionierenden und vor allem sicheren IT-Systemen. Konkret soll sich die IT der Bundesverwaltung zukünftig auf wenige Rechenzentren konzentrieren. IT-Beschaffung wird gebündelt und eine „Ein-Produkt-Strategie“ wird verfolgt. All diese Maßnahmen dienen demselben Ziel: einer benutzerfreundlichen digitalen öffentlichen Verwaltung.

Immer wenn persönliche Daten ins Spiel kommen, zählt neben der Benutzerfreundlichkeit vor allem auch die Sicherheit. Jeden Tag lesen wir von Cyber-Attacken und keineswegs planlosen digitalen Angriffen. Auch Hacker lernen dazu. Nur mit einer einheitlichen und zukunftsgerichteten Cyber-Sicherheitspolitik lassen sich die Potentiale der digitalen Transformation nach Vitt voll ausschöpfen. Mit der am 9. November im Kabinett beschlossenen Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland 2016 verfolgt die öffentliche Hand vor allem zwei Ziele: Prävention und Rehabilitation. Um einen hohen Sicherheitsstandard zu gewährleisten müssen Staat, Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand arbeiten und ihre Strategien nach außen tragen. Eine gute Strategie allein reicht für Klaus Vitt jedoch nicht.

Die e-Akte liegt auf unserem Weg – und ein Weg liegt noch vor uns

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Takeshi Nakajima schilderte die Digitalisierung aus japanischer Sicht

Die Digitalisierung steht nicht still. Im Gegenteil, sie entwickelt sich und verändert unsere Welt jeden Tag aufs Neue. Wir alle müssen mit diesen Veränderungen umgehen. Wie sich die Digitalisierung in Japan darstellt, erläuterte Takeshi Nakajima, CEO, SVP, Head of Government & Public Utilities, Business Unit, Fujitsu. Detailliert und facettenreich ging der Referent auf die Herausforderungen und Lösungen im Land der aufgehenden Sonne ein. Sein Vortrag lieferte eines von vielen Highlights auf der Jahreskonferenz Digitale Verwaltung, die wir als Erfolg verbuchen dürfen. In einem können wir uns sicher sein: Auch wenn noch ein Stück Weg vor uns liegt, viele Meilensteine der Digitalisierung liegen auch bereits schon hinter uns.

Mit anderen Worten, vieles haben wir auf dem Weg in eine digitale öffentliche Verwaltung schon geschafft. Die Bundescloud, Standard-Clients für die Bundesverwaltung, Workflow-Systeme und die e-Akte – all das liegt auf unserem Weg. Im besten Fall, betonte Klaus Vitt, erledigen Bürgerinnen und Bürger ihr Anliegen an die Behörden in Zukunft digital – mit drei Mausklicks.