Vor welchen Sorgen und Herausforderungen stehen die Verantwortlichen in der Fertigungsindustrie in ihrem Alltag? Und wie kann eine integrierte Fabriksteuerung dabei helfen, diesen zu begegnen und die Produktion weiter zu optimieren? Wir haben den Experten Boris A. Plaumann, Principal Business Consultant und Department Manager Digital Solutions bei Fujitsu, und Thomas Bechtel, Programm Manager Smart Factory, Fujitsu, drei Fragen zum Thema „Integrierte Fertigungssteuerung“ gestellt.
Was sind die größten „Pain Points“, von denen Werksleiter und Produktionsplaner berichten?
Boris A. Plaumann: Generell hat sich in den letzten Jahren viel getan und viele „pain points“ der Vergangenheit wurden durch Verbesserungen in den verschiedensten Bereichen beseitigt. So sind zum Beispiel digitalisierte Fabriken längst nichts Neues mehr. Digitale Aspekte und Prozesse gibt es in nahezu allen Bereichen der Produktion. Doch trotz der Digitalisierung bleiben viele Herausforderungen weiterhin bestehen: Wie kann der Ausstoß erhöht werden? Wie die Qualität sichergestellt? Wie können Störungen rechtzeitig erkannt und behoben werden? Und vor allem: Wie kann Digitalisierung dabei eigentlich effektiv und wirkungsvoll unterstützen?
Thomas Bechtel: Die wohl größte Furcht jedes mittelständischen Produktionsunternehmens ist eine Unterbrechung des laufenden Betriebs. Laut dem Allianz Risk Barometer 2018 macht dieses Szenario den Verantwortlichen sogar noch größere Sorgen als das Risiko von Cyberangriffen.
Wie kann eine integrierte Fabriksteuerung bei diesen Sorgen und Herausforderungen helfen?
Boris A. Plaumann: Bei der integrierten Fabriksteuerung geht es um eine ganzheitliche Sicht auf Produktionslinien. Im Idealfall sind alle Produktionsmodule analytisch und visuell miteinander verbunden. Diese sensorische Vernetzung und die kontinuierliche und lückenlose Erfassung von Messdaten über alle Phasen der Produktion hinweg ermöglicht es, den gesamten Produktionsprozess durchgängig zu analysieren: von den eingesetzten Betriebsmitteln, über Vorprodukte bis hin zur Qualitätsmessung von Teilprodukten. Dadurch ist es möglich, auch Pilotprojekte überschaubar zu machen – indem man sie in viele kleine Schritte aufteilt statt einen zu großen Schritt zu gehen, der sich dann nicht ausreichend überwachen lässt.
Thomas Bechtel: Durch die erhobenen Daten können dann Unregelmäßigkeiten frühzeitig erkannt und Wechselwirkungen im Produktionsablauf transparent gemacht werden. Durch den Einsatz von Smart Analytics oder auch künstlicher Intelligenz werden sofortige Interventionen ermöglicht, wodurch durchgängig höchste Qualität und ein hoher Durchsatz gleichermaßen gewährleistet werden können. Die Verbindung von Operational Technology mit Information Technology öffnet die Tür zu einer dynamischen Verbesserung der Fabriksteuerung. Eine wirklich perfekte Symbiose entsteht dann, wenn Produktinformationen in die Unternehmenssysteme integriert werden, z. B. mit Cloud-Servern wie von SAP oder anderen Anbietern.
Boris A. Plaumann: Und das wirklich Gute an den Lösungen, wie sie z. B. Fujitsu anbietet, ist ja: Es sind keine umfangreichen Neuanschaffungen von Maschinen notwendig. Die Digitalisierung wird nach dem so genannten Brownfield-Ansatz vorgenommen – dabei werden die bereits bestehenden Produktionslinien in die integrierte Gesamtsteuerung eingebunden. Die vorhandenen analogen Fertigungslinien werden nicht-invasiv digitalisiert und mit Sensorik ausgestattet. Es muss sich also niemand vor unüberschaubaren Investitionskosten fürchten.
Auch auf dem Fujitsu Forum 2018 wird die integrierte Fabriksteuerung ein Thema sein. Was erwartet die Besucher in München?
Thomas Bechtel: Viele Gelegenheiten für spannende Fachgespräche. Meine Kollegen Pascal Hess, Steffen Link und Boris A. Plaumann bieten z. B. einen Expert Talk zu einer wirklichen wichtigen Frage an: „Ist Ihr Unternehmen bereit für künstliche Intelligenz?“ (Nr. 22) In diesem Expert Talk können die wichtigsten Fragen auf ganz individueller Basis und auf das jeweils teilnehmende Unternehmen zugeschnitten besprochen werden: Welche Chancen und Risiken gibt es? Wie lassen sich wirtschaftlich attraktive Anwendungsfälle identifizieren? Außerdem hält mein Kollege Gant Kinchin als Product Manager Advanced Image Recognition eine spannende Breakout Session zu Künstlicher Intelligenz und Bilderkennung in der Fertigungsindustrie: „What is the impact of AI on the future of manufacturing quality control“. Ein Besuch in München lohnt sich also auf jeden Fall.
Boris A. Plaumann: Eine Woche nach dem Fujitsu Forum findet übrigens ein Webinar zum Thema „Integrierte Fabriksteuerung“ statt. Am 15.11. können die Teilnehmer noch mehr über das Thema erfahren und uns ihre Fragen stellen. Wir freuen uns schon drauf!
Boris, Thomas – vielen Dank für das Interview!
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