Ein Beitrag von Jens Beier und Anja Rothe.
Mobilität ist eines der wichtigsten menschlichen Grundbedürfnisse. Für smarte, digital getriebene Mobilitätskonzepte reicht es jedoch nicht mehr aus, einzelne Sektoren und Technologien isoliert zu betrachten. Mobilität, IT und Fertigung sollten heute Hand in Hand gehen, um durchgängige und ganzheitliche Lösungen zu gewährleisten. Fujitsu bietet hierfür durchdachte und zukunftsfähige Technologien.
Ende 2020 …
…hatte die „Digitale Transformation“ der Mobilität Hochkonjunktur. Omnipräsente Themen waren dabei auch immer wieder „Ökosysteme“ sowie „Sektor- und Technologiekopplung“. Wo stehen wir also derzeit in der „digitalen Transformation“ eines so wichtigen menschlichen Grundbedürfnisses wie der Mobilität? Um dieser Standortbestimmung nachzugehen, aber auch einen Ausblick in die Zukunft zu geben, habe ich mit Anja Rothe, Business Development Manager Automotive & Mobility bei Fujitsu, gesprochen.
Jens Beier: Anja, in Zeiten stark eingeschränkter Mobilität – ob Urlaub, Arbeit oder private Treffen – befassen sich die beiden meist gesehenen Fujitsu Activate Now Beiträge auf YouTube mit Mobilität: zum einen die Keynote von Jörn Nitschmann und Tamy Ribeiro und dicht gefolgt Deine Keynote zusammen mit Stefanie Horn. Welches Feedback hast Du dazu bekommen? Was hat die Zuhörer*innen gerade an diesem Thema und zu dieser Zeit am meisten bewegt?
Eingeschränkte Mobilität durch die Pandemie – wie reagieren die Bürger*innen darauf?
Anja Rothe: Ganz klar: Die Covid-19-Pandemie hat die Mobilität rund um den Globus disruptiv gestört, und diese Auswirkungen werden auch mittelfristig noch deutlich spürbar sein. Unsere Mobilitätsökosysteme mussten und müssen sich mit neuen Nutzerpräferenzen, Technologien und Vorschriften auseinandersetzen.
Die Menschen machten die eigene Gesundheit seit dem letzten Jahr natürlich wieder zu einer der höchsten Prioritäten – so bewegte und frustrierte vor allem, dass viele langjährige Gewohnheiten und Vorlieben geändert werden mussten, um Infektionen zu vermeiden. Für den Mobilitätssektor hatte das zur Konsequenz, dass Fahrten allgemein erst einmal extrem stark reduziert und Verkehrsmittel bevorzugt wurden, die als sicherer und hygienischer wahrgenommen werden. Sprich das eigene Auto wurde wieder viel gefragter, während „Shared Mobility“ sowie Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) einen dramatischen Rückgang erlebte. Im März und April 2020 brach beispielsweise die Zahl der Fahrgäste von Bus und Bahn in vielen deutschen Städten und Gemeinden um bis zu 90 Prozent ein. Weitere Studien belegen, dass auch die „neue“ Mobilität wie das „Ride-hailing“ in den ersten Monaten der Covid-19-Krise um ca. 60-70 Prozent weniger Nutzer*innen weltweit hatte.
Die zentrale Frage des Feedbacks und der Gespräche im Freundes- und Arbeitskreis war daher auch, wie nachhaltig die Pandemie unsere Mobilität verändert und ob die große Beschleunigung der „zukünftigen“ Mobilität zum langen Stillstand kommt.
Liegt die erfolgsversprechende Zukunft der Mobilität in Scherben?
Jens Beier: Kann man – ein Jahr seit Beginn der Pandemie – darauf bereits eine eindeutige Antwort zu geben?
Anja Rothe: Es scheint ganz so, dass dieser erste Eindruck des Stillstands getäuscht hat. Denn die Marktbeobachtungen zeigen, dass jüngste Trends weiterhin einen positiven Einfluss auf die Entwicklung dieser Mobilität haben:
Zum Beispiel wurde vielerorts mehr Raum für Fahrräder und Roller geschaffen, indem Städte Fahrspuren für Autos neu definiert haben. Das kommt dem Konzept der multi-modalen Mobilität voll zugute. Oder staatliche Anreize zur Unterstützung der Automobilindustrie haben die Entwicklung von Elektrofahrzeugen (EVs) weiter stimuliert. Das kann ich schon heute auch im eigenen Umfeld wahrnehmen. Die Umstellung des Autobaus und die Fahrzeugverkäufe zugunsten von E-Autos sind also in vollem Gange. Auch durchdachte, „neue“ Mobilitätsangebote in Städten wie Berlin wurden in ihrer Entwicklung nicht gestoppt, sondern glücklicherweise weitergetrieben und stehen zur Verfügung. Zum einen weil man die positiven Effekte für den Klimawandel wie messbar verbesserte Luftqualität in den Ballungszentren wahrgenommen hat und zum anderen auch weil weiterhin an den strikteren Regelungen zum CO2-Ausstoß oder dem viel diskutierten Diesel-Bann in Großstädten weltweit festgehalten wird. Außerdem wird natürlich auch die Digitalisierung der Arbeit einen großen Anteil des täglichen Verkehrs – Pendlerverkehr und inländische Dienstreisen – nachhaltig verändern.
Fazit: Die Pandemie hat uns sicher eine kurze Mobilitätspause verordnet, die aber genutzt wurde, um das neue „Normal“ unserer Mobilität zu schaffen.
Sektorkopplung als ganzheitliche Lösung
Jens Beier: Sektorkopplung war für mich eines der spannendsten Themen der BITKOM Digital Transformation Week, bei der der Staatssekretär des BMWi, Andreas Feicht, wertvolle Gedanken über die Zusammenhänge der Industriesektoren Energie, Mobilität und IT äußerte.
In der E-Mobilität wird das Zusammenwirken also schon klar. Das Fahrzeug wird oft als Server auf Rädern bezeichnet, das in einer digitalisierten Umgebung gefertigt wird. In puncto Fertigung, Mobilität und IT – wie schätzt Du den Beitrag ein, den Fujitsu hier in Kooperationen und interdisziplinäre Partnerschaften einbringen kann?
Anja Rothe: Zunächst sind wir selbst Hersteller der Digitalen Infrastruktur: Ob Mainframe oder Notebook, ob Storage-System oder 5G-Technik – wir verstehen Technologien als Lösungen. Fujitsu ist aber auch einer der weltweiten Top 10 IT-Serviceprovider mit über 50 Jahren Erfahrung in der Automobilindustrie. Mit dieser Kompetenz und Expertise leisten wir für das Fahrzeug der Zukunft einen bedeutenden Mehrwert.
Unsere Kund*innen entwickeln, fertigen und nutzen ein Produkt: das „Auto“, das sich über seinen Lebenszyklus hinweg sowohl beim Hersteller – verantwortlich für Produkthaftung – als auch beim Mobilitätsanbieter – verantwortlich für Service, Sicherheit, Versicherung, Betrieb, etc. – in eine Umgebung integrieren muss.
Aufgrund dieser Anforderungen generiert sowohl die Entwicklung als auch die Fertigung der Fahrzeuge extrem hohe Mengen von Daten – Tendenz weiter steigend. Die Funktionalitäten werden immer komplexer und als Konsequenz auch die Absicherung und Produktion der Fahrzeuge. Wir unterstützen unsere Kund*innen mit den richtigen Analytics- und Big-Data-Lösungen. Dabei steigern wir die Effizienz ihrer Kernkompetenzen und Alleinstellungsmerkmale – natürlich immer unter Wahrung der bekannten Produktqualität.
Jens Beier: Hast du dafür ein aktuelles Beispiel, um es konkreter zu machen?
Anja Rothe: Ein Beispiel ist die „Shopfloor“-Optimierung mit Smart Quality Inspection. Dabei handelt es sich um ein Deep-Learning-Framework zur Automatisierung der Qualitätsprüfung innerhalb der Produktion auf Basis von Künstlicher Intelligenz und/oder Analytics.
Darüber hinaus stellt Fujitsu für den Betrieb der Fahrzeuge eine Digital Twin Suite bereit.
Der Einsatz eines Mobility Digital Twin
Jens Beier: Das klingt total spannend. Das Konzept des Digitalen Zwillings an sich ist ja nicht wirklich neu. Aber worin bestehen die aktuellen Herausforderungen beim Mobility Digital Twin? Und was macht Fujitsu hier anders – und besser?
Anja Rothe: Unsere Kund*innen können mithilfe dieser Plattform Daten in Echtzeit verwalten sowie analysieren und damit das Potenzial großer Datenmengen zielgerichtet nutzen. Mit den so gewonnenen Informationen über Fahrer*in, Fahrzeuge und sich verändernde Verkehrssituationen können sämtliche Partner im Ökosystem vielfältige Mobilitäts-Applikationen deutlich einfacher aufbauen.
Wirtschaftlich, robust und sicher
Jens Beier: Der Integration von Technologien in neue Mobilitäts-Architekturen kommt ohne Zweifel eine bedeutende Rolle zu. Wirtschaftlich, robust und sicher soll es sein.
Anja Rothe: Richtig, Mobilität ist „mission critical“– darüber besteht absolute Einigkeit. Dabei steht die Sicherheit von Passagier*in, Fracht und Verkehrsraum immer an oberster Stelle. Von Bedeutung ist aber auch die funktionale Sicherheit der Fahrzeuge – Stichwort Software Updates. Fujitsu trägt hier mit Technologien wie WP.29-konformem OTA (Over-the-Air) dazu bei, die notwendigen Daten aus den Rechenzentren sicher in die Fahrzeuge zu bringen, ob nun in Grid- oder Cloud-Architekturen. Die Prozesse rund um die Datensicherheit der Fahrzeuge adressiert unser Vehicle Security Operations Center (VSOC).
Außerdem verfügen wir über ein Alleinstellungsmerkmal, das uns deutlich vom Wettbewerb im Markt abhebt: Wir integrieren modernste Technologien wie Blockchain, Künstliche Intelligenz und vor allem Quantum-inspirierte Optimierung in diese Szenarien.
Deutlich wird dies zum Beispiel am Use Case „Automotive trifft Logistik – Sektorkopplung at its best“. Fujitsu und Toyota Systems haben gemeinsam erfolgreich in Japan die Optimierung von Lieferketten- und Logistiknetzwerken demonstriert, die für die Unterstützung der Automobilproduktion unerlässlich sind. Dabei kam die Quantum-inspirierte Computing-Lösung von Fujitsu zur Anwendung. Diese sollte den kosteneffizientesten Ansatz für ein Optimierungsproblem in der Lieferkette für Automobilteile ermitteln. Und zwar unter der Berücksichtigung von Hunderten von Zulieferern mit mehr als 3 Millionen möglichen Lieferrouten zu Dutzenden von Fabriken. Letztlich konnte eine optimale Route ermittelt werden, die ein Einsparungspotential der immens hohen Logistikkosten um ca. 2 bis 5 % hat.
Sie suchen etwas Vergleichbares in Deutschland?
Dann empfehlen wir Ihnen die Breakout Session auf unserem Event Fujitsu Activate Now: Darin erfahren Sie, wie wir in Kooperation mit dem Hamburger Hafen drei vernetzte Verkehrsträger in einer Stadtumgebung – Schiff, Schiene, Straße – integriert haben. Gemeinsam mit unseren Kund*innen stellen wir uns aktuell solchen Herausforderungen.
Reimagine – Die Mobilität der Zukunft gemeinsam gestalten
…ist unser Credo. Wir denken heute die Mobilität neu und liefern dazu gleich die passenden Strategien, Technologien und Lösungen. Mehr dazu lesen Sie hier. (Link leider nicht mehr verfügbar)