Großkonzerne tun es, der kleine traditionelle Handwerksbetrieb tut es und auch das junge Startup ist auf „Like“-Jagd im Internet: Social Media Networking ist längst auch Marketing-Tool für Unternehmen geworden. Doch welchen Nutzen hat Social Media für kleine Betriebe und welche Tools sind die Richtigen? Friedhelm Kopka, Senior Sales Manager der Fujitsu TDS GmbH, ehemaliger CIO von ThyssenKrupp und erfahrener Berater für Unternehmen, beantwortet hierzu im Interview Fragen und freut sich auf kritische Meinungen zu den Antworten. 

Geht Marketing heute gar nicht mehr ohne Social Media?

Friedhelm Kopka: Kein Unternehmen kann sich dem Social Web mehr entziehen. Diese Einschätzung beruht auf den Erfahrungen, die ich in Unternehmen unterschiedlicher Größe gemacht habe. So kommt der Steigerung des Bekanntheitsgrades, der Akquise neuer Kunden und dem Networking für viele Firmen – unabhängig von deren Größe – über Social Media-Kanäle heute eine entscheidende Bedeutung zu.

Eignet sich Social Media Marketing für jedes Unternehmen? Sollten einige Firmen gar völlig davon die Finger lassen?

Friedhelm Kopka: Zunächst sollte sich jedes Unternehmen die Frage stellen: „Welches Social Media-Ziel passt zu uns?“ Social Media ist ein strategisches Thema und sollte daher detailliert ausgearbeitet werden. Für die Firma bedeutet das eine umfangreiche Veränderung der Strategie und Kultur im Unternehmen.  Im nächsten Schritt muss ein sogenannter “Social-Media-Enthusiast” (oder gerne auch mehrere) gefunden werden, der sich des Themas federführend annimmt. Ideal eignen sich Geschäftsführer, Vorstand oder Topmanager. Die kontinuierliche, zentrale Kommunikation zu seinen „Fans“ und Mitarbeitern steht hier im Zentrum. Generell sollte die Kommunikation über Social Media auf einer Richtline basieren, die entsprechend den Unternehmenszielen ausgearbeitet wird.

Wie gelingt die Umsetzung einer Social-Media-Strategie?

Friedhelm Kopka: Zuerst muss die Entscheidung fallen: Ja, wir wollen Social Media einführen und umsetzen. Dann sollte eine integrierte und schlagkräftige „Social-Media-Funktion“ im Unternehmen umgesetzt werden. Für den Erfolg ausschlaggebend sind zudem eine genaue Definition der Zielgruppe und die Evaluation, auf welchen Plattformen sie zu finden ist, ein dezidiertes Social-Media Budget, ein Team aus fest zugeordneten, spezialisierten Mitarbeiter, die Maßnahmen steuern und auf individuelle Bedürfnisse abstimmen. Sie reagieren auf Basis der bereits erwähnten Kommunikationsrichtlinie auch auf negative Kommentare und mögliche Empörungswellen, die sogenannten “Shitstorms”.

Passt jede Plattform zu jedem Unternehmen? Oder sollten sich kleinere Unternehmen nur auf Facebook oder Twitter beschränken?

Friedhelm Kopka: Beschränkungen sind nach meiner Einschätzung vor allem die Ressourcen Zeit und Geld, nicht die Unternehmensgröße. Social Media ist, wenn es konsequent umgesetzt wird, aufwendig und erzeugt Kosten. Die Frage lautet also: Auf welchen Plattformen sind die Zielgruppen unterwegs und wo können wir unser Unternehmen am besten darstellen und präsentieren?

Was sind die üblichen Fallen, in die Unternehmen in sozialen Netzwerken tappen könnten?

Friedhelm Kopka: Zum Beispiel: Fehlende Kontrollmöglichkeit durch Anonymität. Außerdem kann mangelnder Datenschutz/mangelnde Datensicherheit schwerwiegende Folgen haben. Schwierig wird es auch, wenn die Durchsetzungskraft, mit der man die Veränderungen durch Social Media im Unternehmen integrieren möchte, fehlt. Außerdem ist ein Misserfolg meist vorprogrammiert , wenn kein Monitoring, womit die Reichweite der Reputation des Unternehmens in sozialen Netzwerken ermittelt und beobachtet wird, als Grundlage einer jeden Social-Media-Initiative betrieben wird. Ansonsten gilt: Durchhaltevermögen beweisen. Wichtig ist eine kontinuierliche, zentrale Kommunikation zu seinen „Fans“ und Mitarbeitern.

Vielen Dank an Friedhelm für das Interview. Und nach diesem kleinen Exkurs in den Social Media Bereich mit Blickwinkel eines ehemaligen CIO – wie sind denn Ihre Erfahrungen mit und Meinungen zu Social Media?