Bernd Wagner, Senior Vice President Region Germany und Managing Director von Fujitsu Technology Solutions
Am 1. November fällt der Startschuss für den neuen Personalausweis. Selbst knapp einen Monat vor der Einführung herrscht noch große Unsicherheit bei Bürgern und Unternehmen, was das Dokument im Chipkartenformat angeht. Aufklärung und Information sind das Gebot der Stunde. Die Vorteile des neuen elektronischen Ausweises liegen auf der Hand. So kann man den integrierten Chip mit einer PIN und einem neuartigen Kartenleser für viele Online-Aktivitäten nutzen. Dies vereinfacht nicht nur die Kommunikation mit Behörden, sondern auch den Dialog zwischen Bürgern und Unternehmen erheblich.
Ein Beispiel: Wer heute online einen Vertrag abschließen, ein neues Bankkonto eröffnen oder ein Abonnement beantragen möchte, muss zum Beispiel das so genannte Post-Ident-Verfahren nutzen, um sich persönlich zu identifizieren. Das ist oft umständlich und erfordert Zeit. Mit dem neuen Personalausweis dagegen lässt sich eine solche Transaktion jederzeit bequem von zuhause aus tätigen – ohne Zeitverzögerung, Medienbruch oder Sicherheitsbedenken. Der Grund: Die Anbieter müssen im Vorfeld beim Bundesverwaltungsamt ein Berechtigungszertifikat erwerben. Nur dann dürfen sie dem Nutzer des neuen Personalausweises den entsprechenden Service zur Verfügung stellen und bestimmte Daten auslesen, die die so genannte „sichere Identität“ darstellen. Geprüfte Lesegeräte und neue Verschlüsselungstechnologien gewährleisten die Sicherheit auf Anwenderseite.
Für Unternehmen bedeutet dies im Gegenzug ebenfalls effizientere Abläufe – allein im Online-Shop beispielsweise vereinfachen sich die Bestellprozesse deutlich. Die eID-Funktion des neuen Ausweises ermöglicht Unternehmen, zweifelsfrei festzustellen, dass es sich beim digitalen Gegenüber tatsächlich um die Person handelt, zu der Name und Daten gehören. Zudem lassen sich dank der elektronischen Signatur Dokumente wie Verträge online rechtsverbindlich unterzeichnen. Ich bin sicher, dass Unternehmen, die bislang auf Mittel wie das Post-Ident-Verfahren angewiesen waren und jetzt darauf verzichten können, ihre Kundenzahl dank des neuen Personalausweises steigern können, weil das aufwändige Prozedere bisher so manchen Interessenten abgeschreckt hat.
Doch um von diesen Vorteilen zu profitieren, müssen Unternehmen sich gezielt für die Ära des neuen Personalausweises rüsten – hier ist in erster Linie eine klare Entscheidung des Managements beziehungsweise der Geschäftsführung für die Umstellung gefragt. Diese nämlich berührt in der Regel weit mehr als nur die Oberflächen-Darstellung – etwa im Webshop: Sie greift bereits auf Ebene der Geschäftsprozesse und fordert daher eine frühzeitige Projektplanung. In einem ersten Schritt sollten Unternehmen analysieren und auf die neue Anwendung hin umstrukturieren. Erst dann ist es zielführend, das Berechtigungszertifikat beim Bundesverwaltungsamt zu beantragen. Abschrecken sollte Unternehmen dies freilich nicht – im Gegenteil: Bis der neue Personalausweis tatsächlich überall im Einsatz ist, werden wohl noch einige Monate ins Land ziehen. Wer hier rechtzeitig mit der Implementierung der neuen Prozesse beginnt, hat die Weichen für den Erfolg schon gestellt.
Durch die Technologien, die der neue Personalausweis verwendet, steht sogar einem internationalen Einsatz nichts im Wege, da sie im Kontext einer globalen Identity-Strategie entwickelt wurden. Die EU hat dafür mit ihrer E-Government-Strategie den Grundstein gelegt. So ermöglicht der neue Personalausweis auch auf internationaler Ebene einen sicheren Identitätsnachweis im Internet. Damit lassen sich mit dem deutschen Personalausweis künftig auf effiziente und bequeme Weise Geschäfte mit Unternehmen in anderen EU-Staaten tätigen. Der neue Personalausweis ist ein absolut zeitgemäßes Dokument und ich bin sicher, dass er aus dem deutschen Geschäftsverkehr schon bald nicht mehr wegzudenken sein wird.