Virtualisierung everywhere?

1980, als IBM bei einer damals unbekannten Softwarefirma anfragte, ob sie das Betriebssystem zu ihrem PC zuliefern kann, beging die IBM den Fehler, ihrem Lieferanten zu erlauben, die Software, genannt DOS, auch an andere Hardware-Firmen zu lizensieren. DOS wurde schnell zum dominanten Betriebssystem für den PC und die Basis zur Marktmacht von Microsoft.

Drei Jahrzehnte später hat sich Microsoft auch nicht lumpen lassen und die gleichen Fehler gemacht. Zuerst ließen sich die Redmonder den Virtualisierungsspezialisten VMWare vom Speicherhersteller EMC unter der Nase wegschnappen und dann wurde mit etlichen Microsoft Patenten mitgeholfen, Android marktfähig zu machen. Inzwischen hat sich Googles Betriebssystem für Smartphones und Tablets zur ernsthaften Bedrohung für Microsoft entwickelt.

Da die Marktentwicklung bei mobilen Endgeräten derzeit Gegenstand unzähliger Expertenrunden und Fachbeiträgen ist, möchte ich mich in diesem Beitrag auf die zweite Technologie beschränken, die einen großen Einfluss auf die IT hatte und haben wird, die Virtualisierung der IT.

Die Geschichte der Virtualisierung

Virtualisierung wurde ursprünglich für Großcomputer wie Mainframes entwickelt. Virtualisierungstechnologien erlauben den Rechnersystemen, sich in mehrere sogenannte „virtuelle Maschinen“ (VM) aufzuteilen. Diese virtuellen Maschinen erben in vielen Fällen Eigenschaften der darunter liegenden realen Hardware. Einige dieser Eigenschaften sind z.B. Prozessortyp, Bitorientierung im Hauptspeicher, Typ der Adapterkarten, etc. Auf diesen virtuellen Servern kön­nen dann die für diesen Typ zur Verfügung stehenden Betriebssysteme und Anwendungen installiert werden. Zur Steuerung dieser komplexen Umgebung wird zudem ein Hypervisor benötigt.

Der Hypervisor, auch als Virtual Machine Monitor (VMM) bezeichnet, ist der Kern der meisten Produkte für die Servervirtualisierung. Der VMM stellt die Virtualisierungsschicht dar, die die gleichzeitige Ausführung mehrerer virtueller Maschinen sowie ihre Steuerung ermöglicht und in dieser Eigenschaft auch als Wirt oder (missverständlich, da verwechselbar mit dem Betriebssystem) als Host bezeichnet wird.

Unterschiedlichste Geschäftsherausforderungen können so adressiert werden. Dies bezieht sich i.d.R. auf folgende Bereiche:

  • Effiziente Ressourcennutzung
  • Verfügbarkeit
  • Skalierbarkeit/ Bereitstellung von IT Services
  • Flexibilität/ Dynamik
  • Betrieb
  • Sicherheit

 

Kein Hype, sondern Realität

Bei all den Hype-Themen, die jedes Jahr aufs Neue durchs IT-Dorf gejagt werden, wird schnell vergessen, dass Virtualisierung nach wie vor zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der Softwareindustrie gehört. Der Grund dafür ist einfach zu sehen. War es in den letzen Jahren hauptsächliches Ziel, den Server-Wildwuchs in den Rechenzentren durch Konsolidierung in den Griff zu bekommen, rückt nunmehr das Thema Energie sparen und Paketierung in „virtuelle Appliances“ immer mehr in den Mittelpunkt. Beides kann mit Virtualisierungstechnologien erreicht werden.

Willkommen an Ihrem neuen Arbeitsplatz

Nachdem im Rechenzentrum in den letzten Jahren hauptsächlich Server- und Storage-Systeme virtualisiert und konsolidiert wurden, liegt der wichtigste Trend dieser Technologie nunmehr in einer Virtualisierung der Desktops.

Mit Hilfe von sogenannten „virtuellen Desktops“ lassen sich die Vorteile des Server Based Computings, bei dem die Komplexität vom Desktop ins Netzwerk verlagert wird, weiter steigern. Das Konzept ist recht einfach: Anstatt Benutzerarbeitsplätze einzeln auf lokalen Rechnern einzurichten, werden Desktop-PCs als virtuelle Maschinen über ein Rechenzentrum gehostet. Anwender greifen dabei über lokale Thin Clients auf die Einzelrechner zu. Dem Nutzer bleibt also der individuelle „Personal Computer“ mit seinen Einstellungen und Programmen erhalten. Solche Konsolidierungen bringen deutliche Vorteile gegenüber lokalen Rechnerstrukturen, beispielsweise erhöhte Sicherheit, einfacheres Management, die Einhaltung von Compliance-Anforderungen, Disaster Recovery und niedrigere Wartungskosten.

Die weitere Durchdringung mit Thin Clients ebenso wie die weitere Entwicklung im Umfeld Virtual Desktop Infrastruktur (VDI) werden die Desktoplandschaften signifikant verändern und von einer vormals dezentralen zu einer immer zentraleren Architektur führen.

Desktop Virtualisierung ist in der IT angekommen. IT-Anwender in privaten und öffentli­chen Sektoren flexibilisieren ihre IT-Systeme, um für ihre jeweilige Aufgabenstellung Innovationen zu fördern. Die Virtualisierung ermöglicht es IT-Verantwortlichen, Effizienz, Flexibilität und Verfügbarkeit der IT zu steigern. Viele große Unternehmen und Behörden haben in erfolgrei­chen Projekten bereits die erheblichen Potenziale genutzt, die durch die Technologie geboten wird. Der Mittelstand und kleinere Orga­nisationen folgen ihnen mittlerweile auf diesem Weg.