Unsere Kollegin Susann tauscht ihren Schreibtisch bei Fujitsu in München für ein Jahr gegen ein Großraumbüro im Shiodome City Center, mitten in Tokio. Ein Jahr lang wird sie in Japan bleiben und wir dürfen Susann bei ihrer neuen Aufgabe begleiten. In diesem Beitrag erzählt sie uns, warum sich das Aufzug fahren gar nicht so einfach gestaltet, was es mit der japanischen Büroeigenschaft „Nemawaschi“ auf sich hat und warum in der Mittagspause überall das Licht ausgeht.
Ab sofort arbeite ich im Headquarter von Fujitsu Limited, mitten in Tokio. Allein das Gebäude beeindruckt mich. Mein erster Tag im Büro startete sehr spannend. Nachdem ich von einem Kollegen abgeholt wurde, kam ich zum ersten Mal zu unseren Aufzügen. In diesen großen Gebäuden werden die Aufzüge nach Stockwerken eingeteilt. Dazu kommt, dass bestimmte Aufzüge zu bestimmten Zeiten nur bestimmte Stockwerke anfahren. Man kann also nicht wahllos in einen Aufzug steigen, sonst kommt man nie an! In den Aufzügen gibt es Schilder mit der Aufschrift „be quiet“. Das bedeutet, zehn bis zwanzig Personen befinden sich in einem Aufzug und alle schweigen sich an, ob man sich kennt oder nicht.
Bei einer architektonischen Höhe von 216 Metern geht im Shiodome City Center ohne die Aufzüge allerdings nichts. Als eine eigene kleine Stadt in der Stadt beherbergt das Gebäude einige von Japans führenden Firmen und sich hier zurechtzufinden dauert eine Weile. Im Jahr 2003 öffnete das Shiodome City Center seine Tore und das ausgeklügelte Fahrstuhl-System sticht als eine von vielen Besonderheiten im Gebäude heraus.
Ähnlich wie in München gibt es auch in Tokio Großraumbüros. Mich traf es dabei sehr gut. Ich sitze am Ende der Reihe, links neben mir der erste Kollege und schräg gegenüber und genau vor mir die nächsten. Die Entfernung beträgt in etwa anderthalb Meter zu jedem Kollegen – kuschelig!
Ein dunkles Büro als effektive Methode
In Japan lernte Susann auch die japanische Büroeigenschaft „Nemawaschi“ und ihre Bedeutung kennen. Anders als in Deutschland finden Besprechungen oft direkt vor oder nach einem Meeting in der Kaffeeküche oder auf den Gängen statt. Bei einem solchen „Nemawaschi“ erzielen die Mitarbeiter oft höhere Resultate als bei einem offiziellen Meeting, die vor allem für den Informationsaustausch unter den Mitarbeitern stehen. Entscheidungen fallen meist im Nachgang und werden per E-Mail bekannt gegeben. „Nemawashi“ dient in der japanischen Kultur dazu, den Boden für diese, oft wichtigen, Entscheidungen zu bereiten und sie langsam zu erarbeiten und dabei alle möglichen Optionen zu beachten.
Für Susann ändert sich in ihrem Arbeitsalltag und in ihrem Leben einiges und dank einer weiteren japanischen Büroeigenschaft kann unsere Kollegin ihre Pause auf keinen Fall vergessen. Pünktlich um 11.30 Uhr geht in Susanns Büro das Licht aus. Jedes Büro habe seine eigenen Mittagszeiten, schreibt sie uns und das alltägliche Ritual zur Mittagszeit schätzt sie inzwischen:
Das ist eine sehr effektive Angelegenheit, man wird somit automatisch an die Pause erinnert.
Bei so viel spannenden Veränderungen tut eine Pause sicher gut. Wir freuen uns bereits jetzt auf die nächsten Eindrücke von Susann, die in Tokio gerade eine aufregende Zeit erlebt. So viel können wir jetzt schon verraten – neben 私はスーザンです „Wataschi wa Susann desu“ gehört ein weiterer Satz in Tokio unbedingt dazu! Alle Beiträge von unserer Kollegin in Japan finden Sie unter dem Schlagwort „Reisetagebuch Japan“.