Liebe IT-Leiter,

wissen Sie eigentlich, was für einen Unfug die von Ihnen beauftragten Headhunter manchmal veranstalten? Im Kollegenkreis zählen mittlerweile die besten Schoten der anrufenden Personalberater zum festen Bestandteil der mittäglichen Kantinen-Konversation. Hier ein Beispiel – kurz nachdem ich als Pressesprecher eine Mitteilung zum In-Memory Computing mit SAP HANA verschickt habe. Folgender Dialog wurde auf Grundlage eines Gedächtnisprotokolls niedergeschrieben:

Headhunter: Ich habe gesehen, dass Sie SAP HANA-Experte sind und hätte eine tolle neue Herausforderung in einem Top-Unternehmen für Sie. (Frage am Rande: Warum suchen eigentlich immer nur „Top-Unternehmen“ neue Mitarbeiter. Wachsen die so stark oder laufen ihnen die Leute ständig weg?)

Ich: Bedaure, aber ich bin kein Business Intelligence-Spezialist, sondern Pressesprecher.

Headhunter: Das Unternehmen bietet beste Aufstiegsmöglichkeiten und ist deutschland- und europaweit ganz weit vorne.  (Nächste Frage am Rande: Bei was ganz weit vorne? Beim Beauftragen von Headhuntern mit Kompetenzallergie, Lese- und Zuhörschwäche?)

Ich: Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie unterbreche. Aber ich bin Pressesprecher und kein SAP-Berater.

Headhunter: Die Stelle wäre der absolute Boost für Ihre Karriere! Und würde sich prima in Ihrem Lebenslauf machen. (Den hatte der gute Mann sich kurz vorher in XING angeschaut .)

Ich: Dafür müsste ich aber wohl eine Umschulung zum SAP-Berater machen. Und ob Ihr Auftraggeber das finanzieren und abwarten möchte, wage ich zu bezweifeln.

Headhunter: Das ist alles gar kein Problem. Weiterbildung wird in diesem Unternehmen ganz großgeschrieben. (Notiz am Rande: Natürlich wird „Weiterbildung“ großgeschrieben – es ist ja auch ein Substantiv.)

Ich: Ich weiß nicht, ob Sie mich richtig verstanden haben: Was SAP HANA angeht, weiß ich als Pressesprecher nicht so gut Bescheid, wie es Ihr Auftraggeber von einem Business Intelligence-Spezialisten vermutlich erwartet.

Headhunter: Sie trauen sich die Herausforderung nicht zu? Aber…

Ich: Nein.

Headhunter: Warum denn nicht?

Ich: Weil ich Pressesprecher und kein SAP-Spezialist bin.

Headhunter: Das ist aber schade. Wissen Sie vielleicht einen Kollegen, für den die Stelle passen würde?

Ich: Und wenn, würde ich Ihnen seinen Namen nicht verraten.

Headhunter: Schade, da kann ich nichts machen. Irgendwie ist heute eh nicht mein Tag. Ich bekomme nur Absagen.

Und jetzt die Preisfrage: Woran mag das denn nur liegen?

 

Michael Erhard

Pressesprecher (und nicht SAP-Berater)

Dieser Beitrag ist ursprünglich unter www.der-hr-blog.de erschienen. (Link leider nicht mehr verfügbar)