Am 10. Oktober war es wieder soweit: der Hörsaal „Uhrturm“ der Technischen Universität Darmstadt öffnete seine Eingangstore für die IT-Business meets Science 2019. Mit dabei waren rund 140 Besucher – Vertreter aus mehr als 60 verschiedenen Unternehmen sowie zahlreiche Wissenschaftler und Studierende. Die diesjährige Veranstaltung stand unter dem gemeinsam von Fujitsu und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik erarbeiteten Motto „Future Mobility“. Dabei ging sie der Frage nach, was sich hinter dem digitalen Wandel in einer vernetzten Mobilitätswelt verbirgt.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Prof. Dr. Peter Buxmann, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, Software & Digital Business an der TU Darmstadt, die Gäste. Zusammen mit Steffen Müter, Head of Fujitsu Service Delivery Central Europe widmete er sich direkt dem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, der das bewährte Veranstaltungskonzept auszeichnet.
Autonomes Fahren dank Künstlicher Intelligenz
Danach übernahm Christof Schleidt, Head of Business Development Automotive bei Fujitsu, zusammen mit Timo Koppe, TU-Wissenschaftler, die weitere Moderation der Veranstaltung. Zur Einstimmung auf den ersten Vortrag stand eine Abstimmung auf der Agenda. Die Frage: Welches Unternehmen hat bisher die meisten autonom gefahrenen Meilen im Straßenverkehr zurückgelegt? 52 % der Teilnehmer stimmte dabei korrekt für Waymo ab, eine Tochterfirma von Google. 2019 hat Waymo die 10 Millionen-Meilen-Marke geknackt und baut mit jedem Tag den Vorsprung zur Konkurrenz weiter aus.
Als nächstes betrat Dr. Stefan Ebener, Manager Customer Engineering bei Google Cloud, die Bühne. Einleitend klärte Ebener über den aktuellen Stand der Künstlichen Intelligenz auf: „Wir stehen vor einem riesigen Wandel, aber keiner weiß, wie er damit umgehen soll“. Zwar sei KI schon längst da, aber die Nutzer entschieden sich noch nicht aktiv dafür. Es sei nicht nur eine Frage der Technologie, die Mobilität zu verbessern, sondern auch des Mindsets, so Ebener. Für das autonome Fahren und damit einen Teil der Mobilität von morgen gäbe es viele Herausforderungen, wie z. B. die Speicherung der großen Datenmengen, die bei jeder Testfahrt generiert werden. Aber nicht nur die Daten aus dem Auto, sondern auch die Daten der Nutzer spielen bei den Plattformlösungen „Waze“ und „MyCity“ von Google eine große Rolle. Im Datenaustausch mit Google können Städte diese Daten nutzen, um die Infrastruktur zu verbessern und den Straßenverkehr zu optimieren. Dabei plädiert Ebener für das „10X Thinking„: Umso größer gedacht wird, umso mehr kann durch KI die Mobilität von morgen voran gebracht werden.
Treiber für neue IT-Infrastrukturen: die vernetzte Mobilitätswelt
Nach diesem Ausblick in die Zukunft zeigte Prof. Dr. Max Mühlhäuser, TU Darmstadt, die aktuelle wissenschaftliche Perspektive auf das Thema auf. In seinem Vortrag stellte er kritisch die Zukunftsperspektiven der E-Mobilität und die mit ihr verbundenen Umweltprobleme gegenüber. Dabei informierte er das Publikum über wichtige Fakten zur Mobilität. Intelligente Systeme wie autonome Fahrzeuge und eine erfolgskritische Zusammenarbeit solcher Systeme im Bereich der Mobilität sind laut Mühlhäuser noch immer eine große Herausforderung. Zudem fehlen bisher weitgehend echte Innovationen im Bereich von Smart Cities. Im weiteren Vortrag verdeutlichte er, wie die Fortschritte in Kerntechnologien wie der künstlichen Intelligenz und „Big Data“ unsere Mobilitäts-Infrastrukturen entscheidend vorantreiben können. Dabei sind die neuen Herausforderungen, die der Wandel der Mobilität mit sich bringt, oft nur wenig beachtet. Doch sie haben das Potenzial, unsere IT-Infrastrukturen nachhaltig zu verändern. Diese Entwicklung wiederum stellt einen wichtigen Treiber für die künftige Forschung in den Bereichen Cybersicherheit, Mensch-Computer-Interaktion und Internet bzw. Vernetzung dar.
Neue Sicherheitsrisiken durch die Digitalisierung
Nachdem Prof. Dr. Mühlhäuser in seinem Vortrag bereits der Bedeutung der Cybersicherheit bei der Implementierung neuer Mobilitäts- oder Smart-City-Lösungen eine hohe Bedeutung zukommen ließ, widmete sich Prof. Dr. Michael Waidner, ebenfalls von der TU Darmstadt, im zweiten wissenschaftlichen Vortrag des Abends vollständig der Sicherheit der vernetzten Welt. Laut Waidner stellt Cybersicherheit den „Kern der Digitalisierung“ dar. Die zunehmende Vernetzung biete zwar viele Chance, berge aber auch Gefahren. So seien nur 70 bis 80 % aller mobilen Apps wirklich vertrauenswürdig. Auch für die zukünftige Mobilität spielt Sicherheit eine wichtige Rolle. So bestünde die Gefahr, dass autonom fahrende Autos gehackt und damit durch Dritte kontrollierbar würden. Abschließend gab er einen Überblick über die Vielzahl der Methoden, die eigenen Daten zu schützen und somit einen Hackerangriff zu vermeiden. Hier, so Waidner, gelte dasselbe wie für die Nutzung von künstlicher Intelligenz: Das volle Potenzial sei noch nicht ausgeschöpft.
Echtzeit-Daten für den Verkehr
Im letzten Vortrag der Veranstaltung brachte Alexander Berger, CEO des Start-ups Smart Data Deutschland GmbH, dem Publikum der wichtige Ansatz der Datenanalyse näher. Mit seiner Lösung „footprints“ für den öffentlichen Personennahverkehr bietet das Start-up eine umfangreiche Analyse der Effektivität des Betriebs. Diese liefert wichtige Erkenntnisse über die Fahrgäste, wie zum Beispiel Wartezeiten oder genutzte Umsteigebeziehungen. Alexander Berger ging dabei auf die Herausforderungen der Echtzeitbetrachtung ein, betonte aber zugleich, dass diese nicht immer die optimale Lösung sei. Um zum Beispiel Umsteigeverbindungen zu optimieren oder neue Routen zu schaffen, ist vor allem eine detaillierte Auswertung der Daten nötig. Diese muss nicht zwangsläufig in Echtzeit erfolgen.
Angeregte Gespräche beim Get-together
Dass das Publikum vielfältige Impulse aus den vier Vorträgen mitnahm, zeigte das Get-together im Anschluss. Studenten, Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter diskutierten gemeinsam noch lange über die Erkenntnisse aus Forschung und Praxis und knüpften Kontakte. Auch der Austausch über die grundlegende Bedeutung der digitalen Transformation im Mobilitätssektor kam nicht zu kurz. In einem Punkt waren sich am Ende alle einig: Die Veranstaltung bot eine perfekte Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, neue Perspektiven kennen zu lernen und eigenes Know-how zu erweitern.
Wir danken allen Teilnehmern ganz herzlich für ihr reges Interesse und das positive Feedback, das uns schon jetzt beflügelt für die nächste Auflage unserer Veranstaltungsreihe IT-Business meets Science.
Sie möchten noch mehr über die Mobilität der Zukunft erfahren und die Technologien, die diese ermöglichen, live erleben? Dann besuchen Sie uns auf dem Fujitsu Forum am 6. und 7. November im ICM München – wir freuen uns auf Sie.