DIN EN 16247-1, ISO 50001, ISO 14064, CSRD, EDL-G – was auf den ersten Blick wie ein Geheimcode aussieht, ist eine Reihe von Gesetzen, Regularien und Vorgaben, die auf eine unserer größten aktuellen Herausforderungen reagieren: den Klimawandel und den Schutz unserer Umwelt. Mit der rasanten Entwicklung des gesamten Energiewirtschaftsrechts ist es für Unternehmen oft schwierig, den Überblick zu behalten. Dabei hat dieser Prozess gerade erst begonnen und wird uns vermutlich noch in den nächsten Dekaden begleiten.
Welche Regularien jeweils relevant sind, hängt von der Größe eines Unternehmens und der Art der Maßnahmen ab. Die wohl wichtigsten sind die Pflicht zur Durchführung eines Energie-Audits nach EDL-G und die Verpflichtung zur Bilanzierung der Treibhausgase im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CRSD).
Die Regularien im Überblick
Im Folgenden möchten wir Ihnen diese beiden Regularien kurz vorstellen. Außerdem zeigen wir Ihnen anhand eines Beispiels, wie ein Energie-Audit in der Praxis aussehen kann und welche zusätzlichen Vorteile ein solcher Audit für Sie hat.
Energie-Audit nach EDL-G
Die Verpflichtung zu einem Energie-Audit ist im Gesetz für Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G) festgehalten. Wenn ein Unternehmen den dort festgehaltenen Kriterien entspricht, muss es alle vier Jahre ein Energie-Audit gemäß DIN 16247-1 durchführen. Stark vereinfacht gesagt trifft das auf alle staatlichen Stellen, Unternehmen und Organisationen mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen oder über 50 Millionen Euro Jahresumsatz zu. Nachdem die erste Audit-Frist nach der Einführung des EDL-G im Dezember 2015 auslief, gab es im Dezember 2019 eine zweite große Audit-Welle. Nach weiteren vier Jahren ist nun im Dezember 2023 die nächste Welle zu erwarten.
Für die Durchführung eines Energie-Audits muss ein*e Energieberater*in eingesetzt werden, die bzw. der den Anforderungen des EDL-G genügt und beim zuständigen Fördermittelgeber (zum Beispiel der BAFA) als Energieeffizienz-Expert*in zertifiziert und gelistet ist. Dann ist auch eine staatliche Förderung möglich. Die Frist oder die Voraussetzungen zur Durchführung eines Audits nicht zu beachten, kann nach § 12 EDL-G zu einer Geldbuße von bis zu 50.000 € durch die zuständige Behörde führen, egal ob dies vorsätzlich oder fahrlässig geschieht. Außerdem droht ein Imageverlust bei Kunden, die oftmals großen Wert auf die Durchführung standardisierter Audits legen.
Eine mögliche Alternative zu einem Audit gemäß DIN 16247-1 ist es vor allem für große Unternehmen, ein kontinuierliches Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem zu betreiben. Dann erfolgt die Prüfung fortlaufend statt nur alle vier Jahre einmal.
Bilanzierung der Treibhausgase (ISO 14064)
Ein weiteres wichtiges unter den zahlreichen Regularien ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CRSD) der EU-Kommission und hier besonders die Bilanzierung der Treibhausgase nach ISO 14064. Während es bei einem Energie-Audit darum geht, die Energieeffizienz des Unternehmens selbst zu verbessern, hat die CSRD die gesamte Wertschöpfungskette im Blick – von den Lieferanten bis hin zum Kunden und sogar dem Recycling am Ende. Nach dem Inkrafttreten der CRSD im Jahr 2023 sind Unternehmen je nach Größe ab 2024 oder in den Folgejahren zur entsprechenden Berichterstattung verpflichtet.
Solch eine Prüfung bedeutet jedoch nicht nur Aufwand, sie bringt auch einige Vorteile mit sich. So lernen Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck kennen und können faktenbasiert geeignete Klimaschutzmaßnahmen veranlassen. Sie kennen die betrieblichen Auswirkungen auf den Klimawandel und können eine glaubwürdige Berichterstattung vornehmen. Dieses Wissen erlaubt ihnen auch, künftig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fujitsu und Wernergie – gemeinsam für Sie im Einsatz
Um unseren Kunden in diesem komplexen Themenfeld bestmöglich zur Seite zu stehen, arbeiten wir von Fujitsu mit der Wernergie zusammen. Durch die Kombination von IT-Know-how und Expertenwissen zu Energieeffizienz können wir gemeinsam die Digitalisierung erfolgreich als Methode zur Umsetzung der Anforderungen nutzen. Die Expert*innen von Wernergie sind zudem sowohl durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr (BAFA) als auch durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zertifiziert und ermöglichen somit eine entsprechende Förderung des Audits.
Unser gemeinsames Angebot ermöglicht es, Betriebskosten und -risiken deutlich zu reduzieren, zum Beispiel durch die exakte, zielgerichtete Messung der Energieflüsse. Dadurch sind hohe Strom- und Energiesteuererstattungen möglich. Außerdem bietet es eine solide Grundlage für Energiemanagementsysteme (EnMS) und laufende Energieoptimierungen. Auch die Berechnung der CO2-Äquivalente ist möglich, welche dann als Grundlage für den Handel mit diesen oder den CSRD-Lagebericht dienen kann.
Aber wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Das möchten wir Ihnen im Folgenden anhand eines Beispiels zeigen.
Energiemanagement in der Praxis
Vor kurzem konnten wir ein Projekt bei einem großen mittelständischen Unternehmen aus der Maschinenbau-Branche durchführen. Mit über 750 Mitarbeiter*innen war das Unternehmen so groß, dass es dieses Jahr bereits zum dritten Mal verpflichtet war, ein Energie-Audit durchzuführen. Das Team der Wernergie war bereits bei den letzten Audits ein bewährter Partner.
Die Analyse des Ist-Zustandes
Zu Beginn der Maßnahmen stand eine Lastganganalyse. Mit dieser konnten Lastspitzen erkannt werden, die sich in der Stromrechnung als Kostenfaktor deutlich bemerkbar machten. Mit der Umstellung bestimmter Arbeitsabläufe konnten diese Lastspitzen reduziert und damit auch die Stromkosten gesenkt werden.
Im zweiten Schritt erfolgte der eigentliche Energie-Audit. Dabei wurde der energetische Status quo im kompletten Betrieb erfasst und Energieeffizienzpotenziale aufgezeigt. Als Ergebnis bekam das Unternehmen einen umfassenden Überblick über alle energetischen Betriebsprozesse (Strom, Gas und Wärme).
Bereits in diesen beiden Schritten kam ein Energiemanagement-System zum Einsatz, in dem Daten aus verschiedenen Quellen integriert wurden – zum Beispiel dem Gebäudemanagement, dem Manufacturing Execution System (MES), dem Lagerverwaltungssystem (LVS) oder auch dem Enterprise Ressource Planning (ERP). Das hatte für das Unternehmen eine Reihe Vorteile, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten.
Vorteile eines Energiemanagement-Systems
So konnten die Verantwortlichen direkt online informiert werden, an welchen wesentlichen Verbrauchsabschnitten gerade Abweichungen vom Energieverbrauchsplan auftraten. Die Erkennung der Abweichungen basierte dabei auf einem systematischen Benchmarking, das die Verbräuche in den Kontext der Produktion bzw. von Qualitätsmanagement-Systemen setzte. Ein solches Benchmarking ist sowohl für die Netzverfügbarkeit im Hausnetz als auch für die Energieeffizienz z. B. gemäß ISO 50001 einsetzbar
Außerdem konnte das Energiemanagement-System dem Maschinenbau-Unternehmen helfen, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Die automatisierten Soll/Ist-Berichte zeigten Abweichungen vom ursprünglichen Plan auf und lieferten gleichzeitig schnelle Vorschläge für die Ursachen. Die Vorschläge waren dabei Domänen-übergreifend, konnten aber auch pro Gebäude Gebäudegruppe (z.B. Bürogebäude, Lager, Produktionshallen mit Lackierstraße) ausgewertet werden. So war eine passgenaue Auswahl der zu ergreifenden Maßnahmen möglich. Die ganzheitliche Sicht schuf dabei weitere Potenziale für eine umfassende Energieoptimierung und eine Erhöhung der energetischen Effizienz.
Im Rahmen der Analyse wurde jedoch nicht nur der Ist-Zustand erfasst. Vielmehr war es auch möglich, einen Blick in die Zukunft zu werfen, um zum Beispiel geplante Erweiterungen der Gebäudetechnik (industrielle Wärmepumpe), der Eigenerzeugung (Photovoltaik) oder die Integration neuer wesentlicher Verbraucher (CNC-Fräse) im Rahmen einer Potentialanalyse zu simulieren.
Die Umsetzung der Maßnahmen
Nach der Analyse führte das Unternehmen dann die Energieeffizienzmaßnahmen durch, die sich auf der Grundlage des Energie-Audits, des Gesamtüberblicks des Energieflusses und der Verbesserungspotenziale ergaben. Jede Einzelmaßnahme wurde vor Beginn auf den potenziellen Zuschuss staatlicher Fördermittel geprüft.
Die einzelnen Projekte:
- Die Sanierung der Gebäudehülle (Fassaden, Dach, Fenster) am Verwaltungsgebäude – dadurch wurden die notwendigen Heiz-, Kühlungs- und Lüftungsenergiekosten um 48 % reduziert.
- Der Austausch der bestehenden Heizungstechnik. Durch die Fassadensanierung war eine Umstellung auf Tiefengeothermie möglich, welche mit 40% für die Investitions- und Installationskosten gefördert wurde. Die notwendige elektrische Energie wird dabei durch eine Photovoltaik-Anlage generiert. Durch die Installation eines 2.000 m³ Schichtspeichers kann auch die Winterzeit abgedeckt werden, wofür es eine weitere Förderung in Höhe von 50% der Kosten gab.
- Der Austausch der bestehenden durch frequenzgeregelte Kompressoren mit Wärmerückgewinnung, bei der die Wärme dem Wärmespeicher oder der Gebäudewärme zugeführt wird. Hierfür konnte eine Förderung von 30 % erzielt werden. Durch die Optimierung der Kompressoren auf die Anwendung sowie die Optimierung der Drücke und die Abdichtung der Leitungssysteme konnte durch diese Maßnahme eine energetische Einsparung von 43 % erzielt werden.
- Der Austausch einer CNC-Fräsanlage durch eine energieeffizientere Version mit geregelten Antrieben, welche mit 26 % gefördert wurde. Neben den 14 % geringeren Kosten durch die höhere Energieeffizienz war es damit auch möglich, die Toleranzüberschreitung im Produktionsprozess zu verringern. Durch das Aufschalten des Energiemanagementsystemes (EMOS) können Abweichungen nun schnell erkannt und so der fehlerhafte Ausstoß erheblich verringert werden. Damit konnten die Produktionszeiten erhöht und die Ressourceneffizienz deutlich verbessert werden.
Zusammengefasst ergeben sich so deutliche zukünftige Energieeinsparungen durch einen geringeren Verbrauch sowie hohe staatliche Förderungen für die getätigten Investitionen. Auch ist es dem Unternehmen nun noch stärker möglich, seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung hinsichtlich der Energie- und Ressourcenwirtschaft gerecht zu werden.
Erfahren Sie mehr
Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Fujitsu und Wernergie Sie bei einem solchen Projekt unterstützen können? Dann sprechen Sie uns einfach an. Gemeinsam können wir Ihre Betriebskosten und -risiken deutlich reduzieren – und darüber hinaus etwas Gutes für unsere Umwelt tun.
Kontakt Wernergie: sergej.kosel@wernergie.com
Kontakt Fujitsu: thomas.bechtel@fujitsu.com
Thomas Bechtel ist Senior Business Development Manager bei Fujitsu. Er interessiert sich für die Verbesserung von Energiemanagement und ganzheitlicher Optimierung im Bereich von Produktions- und Logistikabläufen. Ebenfalls beschäftigt er sich mit neuen Geschäftsmodellen auf Basis von as-a-Service-Angeboten.