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In der Open Industry 4.0 Alliance haben sich innovative, digital affine Industrieunternehmen aus der gesamten „Smart Factory“-Wertschöpfungskette zusammengeschlossen. Dazu zählen Software-Anbieter, Maschinenbauer, Sensorik- / Aktorik-Anbieter ebenso wie Systemintegratoren. Ihr Ziel: Durch die Nutzung vorhandener Standards und mehr Interoperabilität die Effizienz von Smart Factory-Projekten entscheidend zu erhöhen. Zudem sollen neue Geschäftsmodelle auch über Firmengrenzen hinweg agil in die Praxis umgesetzt werden. Als ein führender Systemintegrator beteiligt sich Fujitsu aktiv in dem Netzwerk und zählt dabei zu den ersten Mitgliedern.

Thomas Bechtel, Portfolio Manager Smart Factory Solutions bei Fujitsu, erklärt, worum es in der Allianz primär geht, beleuchtet die Vorteile für die beteiligten Unternehmen sowie deren Kund*innen und nimmt Stellung zur Rolle von Fujitsu.

Hallo Thomas. Die Open Industry 4.0 Alliance ist ein vergleichsweise junges Netzwerk, das nach eigener Aussage neue Wege gehen möchte. Was ist das Besondere an der Allianz?

Die Open Industry 4.0 Alliance wurde 2019 gegründet und zählt bereits jetzt mehr als 80 nationale und globale Mitgliedsunternehmen – Tendenz stark steigend. Verglichen mit ähnlichen Industrie-Initiativen zeichnet sich die Allianz – wie der Name schon sagt – durch ihre besondere Offenheit aus. Das bedeutet zum einen, dass vorrangig offene Industriestandards gefördert werden, um eine durchgängige Interoperabilität zwischen allen beteiligten Unternehmen zu gewährleisten. Zum anderen ist die Allianz kein geschlossener Verein, sondern es gehört zur Philosophie, immer offen für neue Mitglieder zu sein.

Eine weitere Besonderheit ist, dass innerhalb der Open Industry 4.0 Alliance keine eigenen Industriestandards, Lösungen oder Produkte entwickelt oder direkt vertrieben werden. Vielmehr bietet die Allianz ihren Mitgliedern einen Rahmen und wichtige Leitprinzipien, um die Voraussetzungen für interoperable Prozesse zu schaffen. Die Allianz organisiert eine gemeinsame Sicht auf Use Cases und deren typische Umsetzung auf Basis von Blueprint- und Best-Practice-Szenarien. Darin finden sich Angebote der Mitgliedsunternehmen, die sich so als gemeinsame End-to-End-Lösungen implementieren lassen. Die Allianz unterstützt zudem durch die Ausrichtung von Early Prototyping oder Hackathons. Die Umsetzung der Kundenprojekte findet außerhalb der Alliance in kundenspezifischen Projektteams der Mitgliedsunternehmen statt. Somit werden wettbewerbsrechtliche Vorgaben eingehalten.

Welche weiteren Ziele verfolgt die Allianz? Wie wird die Standardisierung vorangetrieben?

Standardisierung ist in der Tat ein wichtiges Thema. Zwar beteiligt sich die Allianz nicht aktiv an der Schaffung neuer Industriestandards. Dennoch nutzen die Mitgliedsunternehmen bestehende Standards bewusst, um eine optimale Interoperabilität zu gewährleisten. Darüber hinaus ist es ein zentrales Ziel der Vereinigung, maximalen Nutzen für die Kund*innen der einzelnen Mitglieder zu generieren. Denn die Kund*innen sind es letztendlich, die am meisten von der Zusammenarbeit der Anbieterunternehmen profitieren – durch ausgereifte, sichere und skalierbare Lösungen, die den hohen Anforderungen der galoppierenden Digitalisierung standhalten. So entsteht eine klassische Win-Win-Situation. Eine wichtige Bedeutung hat dabei der Brownfield-Ansatz. Denn durch die Nutzung und digitale Weiterentwicklung schon bestehender Industrieanlagen und Produktionsmaschinen können Unternehmen von bereits getätigten Investitionen und damit von Industrie-4.0-Mehrwerten weiterhin profitieren.

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Ein weiteres, wichtiges Ziel der Open Industry 4.0 Alliance ist es, gleichgesinnte Industrieunternehmen mit hoher digitaler Affinität so zu vernetzen, dass sich neue Synergien optimal nutzen lassen. Dies soll dazu beitragen, den Industrie 4.0-Gedanken effektiv voranzutreiben und gleichzeitig digitale Workflows auf Kunden- wie Anbieterseite zu vereinfachen. So ist es ein zentrales Anliegen der Allianz, sich von proprietären Individuallösungen einzelner Unternehmen zu verabschieden und sie durch gemeinschaftlich nutzbare Systeme und Standards zu ersetzen oder in diese zu integrieren. Zudem verwendet das Netzwerk eine einheitliche Sprache und Semantik, was durchgängige Prozesse zwischen allen Beteiligten in der Community sicherstellt. Die Allianz implementiert also ein durchdachtes und perfekt aufeinander abgestimmtes Industrie 4.0-Ökosystem, das die Interessen aller Beteiligten optimal miteinander verbindet. So können die Mitgliedsunternehmen nicht zuletzt auch ihre Expansion signifikant beschleunigen.

Dabei kümmert sich die Allianz nicht nur um die Integration innerhalb einer Fabrik, sondern arbeitet auch mit firmenübergreifenden Informationsflüssen. Darin integriert sind beispielsweise Komponentenhersteller*innen, Maschinenlieferant*innen, Produzent*innen, 3rd-Party-Service-Provider, Hersteller*innen von Elektromotoren oder Robotern sowie Anbieter*innen für ein zentrales Asset-Management. Alle Beteiligten teilen eine einheitliche Sicht auf Informationsflüsse und die technische Umsetzung. Dadurch wird gemeinsames Arbeiten deutlich einfacher und effizienter. Vorbei sind die Zeiten vieler isolierter Lösungen, die sich nur schwer ausbauen und weiterentwickeln lassen.

Welcher speziellen Arbeitsweisen bedient sich die Allianz, um effiziente Prozesse zu implementieren?

Die Open Industry 4.0 Alliance richtet ihre kollaborativen Prozesse exakt an den Bedürfnissen und Herausforderungen der Kund*innen im Industrie 4.0-Kontext aus. Hierfür werden Best-Practice-Modelle hinsichtlich der Zusammenarbeit entwickelt. Demnach bilden die Mitgliedsunternehmen spezielle Arbeitsgruppen, die sich an der jeweiligen Branchen-Zugehörigkeit orientieren. So gibt es beispielsweise Workgroups für die Prozessindustrie, die diskrete Fertigung oder die Intralogistik. Diese erarbeiten branchenspezifische Anwendungsfälle, abgeleitet von entsprechenden, typischen Geschäftsprozessen.

Mit Interoperabilität und Offenheit zum Erfolg - Beitragsbild 2Die Ergebnisse werden dann einer weiteren Instanz innerhalb der Allianz, den technischen Arbeitsgruppen, zur Verfügung gestellt. Diese differenzieren sich nicht nach vertikalen Branchen, sondern nach horizontalen Technologie-Bereichen wie etwa Cyber Security, Edge- oder verteiltem Cloud Computing. Die technischen Arbeitsgruppen ermitteln die erforderlichen, technischen Grundlagen für eine Lösungsarchitektur, die mit den Prinzipien der Allianz hinsichtlich Interoperabilität korrespondieren. Die Resultate werden schließlich auf einer Collaboration-Plattform geteilt und können beispielsweise in die Produktentwicklung der Mitglieder einfließen. Die technischen Arbeitsgruppen organisieren zudem regelmäßig Hackathons, bei denen kreative Teams technisches Prototyping validieren. Zudem arbeitet die Alliance vorwettbewerblich. Damit kann jedes Mitglied spezifisches, geistiges Eigentum (Intellectual Property) einbringen, das geschützt bleibt. So entsteht eine fachliche und technische Vertrautheit, welche die Anwendung auf Basis offener Standards und Interoperabilität praktisch erst möglich macht.

Welche Rolle spielt Fujitsu in der Open Industry 4.0 Alliance?

Fujitsu ist quasi von Anfang an dabei und zählt zu den ersten Mitgliedern der Allianz. Als erfahrener Systemintegrator können wir unsere Stärken optimal einbringen und das Netzwerk mit unserer langjährigen Expertise auf besondere Weise unterstützen. Dabei liefern wir eigene Lösungsbausteine wie etwa in den Bereichen Edge Computing und SAP Consulting und können durch unseren Technologie-Stack sowie die ausgewiesene Beratungs- und Servicekompetenz gewinnbringende Gesamtkonzepte beitragen, von denen sowohl unsere Kund*innen als auch die Allianz und deren Mitglieder profitieren. Zudem teilt Fujitsu als Produzent von hochwertigen Computersystemen die Herausforderungen der eigenen Kund*innen in puncto Smart Factory.

Gibt es bereits konkrete Praxisszenarien, die aus der Allianz resultieren und einen Mehrwert für alle Beteiligten stiften?

Ja, hier haben wir schon mit großem Erfolg erste gemeinsame Projekte realisiert. Paradebeispiel ist eine Fertigungszelle beim Roboterhersteller KUKA in Augsburg. Mithilfe einer von der Allianz erarbeiteten Referenzarchitektur konnte das Team rund um Fujitsu diverse Einzellösungen interoperabel und digital verbinden, Silos aufbrechen und verdeckte Effizienzpotenziale aufdecken. Dieses erste, konkrete Gemeinschaftsprojekt innerhalb der Open Industry 4.0 Alliance zeigt eindrucksvoll, wie sich die Synergien der beteiligten Partner*innen gezielt bündeln und dadurch erstklassige Ergebnisse erzielen lassen. Mehr will ich aber noch nicht verraten. Denn am 25. März stellen wir das Projekt gemeinsam mit KUKA und SAP in einem Webinar vor. Schauen Sie vorbei. Anmeldungen sind hier möglich.

Thomas, vielen Dank für das Gespräch!

Mehr zur Arbeitsweise der Open Industry 4.0 Alliance erfahren Sie auf einer digitalen, interaktiven Veranstaltung am 22. April. Im Rahmen einer virtuellen Event-Plattform bieten die technischen Teams und die branchenbezogenen Arbeitsgruppen anhand von verschiedenen Streams wie Webinaren, Sessions, Workshops, Interviews und Use Cases vielfältige Informationen. Verpassen Sie nicht diesen einzigartigen Live-Event! Weitere Informationen finden Sie hier.