Die fünf Sinne des Menschen wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten sind essentiell, um Informationen aus der Umwelt aufzunehmen. Beim Umgang mit Computern sind besonders Sehen und Hören wichtig. Jedoch könnte hier bald noch ein Sinn dazu kommen – das Tasten.
Haben Sie beim Online-Shopping nicht auch schon mal gedacht: „Das Design ist ja wirklich toll, aber ich wünschte, ich könnte die Textur des Produktes spüren„? Wenn wir die Produkte im Internet vor dem Kauf tatsächlich ertasten könnten – würde uns das nicht ein Gefühl der Sicherheit geben? Durch die Einbeziehung des Tastsinns in unsere IT-Welt würden sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten während einer Dokumentation über die Galapagos-Inseln die Schildkröten nicht nur sehen sondern auch ihren Panzer mit den Fingern fühlen? Oder den Rücken eines Krokodils ertasten?
Forscher der Fujitsu Laboratories in Japan arbeiten derzeit an dieser Idealvorstellung und stellten auf dem Fujitsu Forum in Tokyo einen Prototyp eines Haptic Sensory Tablet vor. Unsere Kollegen sprachen vor Ort mit dem Forschungleiter von Fujitsu, Yasuhiro Endo, über die Technik und seine Ziele für die Zukunft.
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Reibung über Ultraschallvibrationen zu kontrollieren ist bereits seit längerem eine weit verbreitete Technik. Warum sind die Forscher von Fujitsu nun in der Lage, dies erstmals auf Tablet PCs zu übertragen?
Als Forscher bei Fujitsu legen wir bereits seit Beginn der Handy-Ära einen hohen Wert auf verschiedene Benutzer-Schnittstellen. Die Touch-Schnittstelle reproduziert Glätte und Rauheit auf dem Display, indem die Oberfläche mit hohen Geschwindigkeiten vibriert. Dadurch wird eine Änderung des Reibungswiderstandes erzeugt.
Wenn ein Objekt mit hoher Geschwindigkeit vibriert, entsteht zwischen der Oberfläche des Objektes und dem Finger eine Hochdruck-Luftschicht. Auf dieser Luftschicht gleitet der Finger durch die verringerte Reibung leichter. Dieses Phänomen lässt sich ausnutzen, sodass es durch die Oberflächenvibration mithilfe von Ultraschallwellen möglich ist, den gefühlten Reibungswiderstand zu senken. Anders gesagt, die Oberfläche fühlt sich deutlich rutschiger und glatter an.
Stoppt die Vibration, wird der normale Reibungswiderstand auf dem Display sofort wiederhergestellt. So entsteht die sensorische Illusion einer Ausbuchtung an der Grenze zwischen der glatten, reibungsarmen und der rauen Fläche mit hohem Reibungswiderstand. Eine präzise Steuerung von Ultraschallwellen in Abhängigkeit von den Bewegungen der Finger macht es möglich, dass der Nutzer mit seiner Fingerspitze nicht nur Glätte fühlen kann, sondern auch Rauheit, Texturen und die Form von Schaltflächen.
Die Kombination des Tastsinns mit einem entsprechenden Foto auf dem Display ermöglicht vollkommen neue Erfahrungen des Nutzers. So kann sich Sand an einem Strand tatsächlich körnig anfühlen. Nutzer mit Sehschwächen können beispielsweise die Position von Schaltflächen besser erkennen und diese so besser unterscheiden.
Welche Möglichkeiten würde ein realistischeres Gefühl des Tastens in der Zukunft eröffnen?
Nehmen wir als Beispiel das Online-Shopping: Sie wollen sich ein Hemd kaufen und überprüfen die weiche Haptik der Bio-Baumwolle eines vom Online-Store empfohlenen Produktes durch Berühren des Displays mit den Fingerspitzen. Sie mögen die Qualität des Stoffes, das Hemd ist Ihnen aber etwas zu teuer. Sie fühlen lieber nochmal das andere Hemd mit der Polyester-Mischung.
Diese Technologie ermöglicht es uns also, online so einzukaufen, als wären wir vor Ort im Laden.
Sie finden das Thema spannend? Lesen Sie hierzu auch unsere englischsprachige Pressemitteilung.