Wo Licht ist, gibt es auch Schatten – um einmal den deutschen Dichter Goethe wiederzugeben. Das ist wahr: alles hat zwei Seiten. Nehmen Sie die deutsche Tugend der Gründlichkeit. Nur einen Tag, nachdem ich den Experton Cloud Award entgegengenommen hatte, nahm ich an der Euro Cloud Conference in Köln teil, wo ich als Hauptredner über „Neue IT, neues Business“ sprach. Ich hegte große Hoffnungen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Organisatoren viel Wert auf Details gelegt hatten, indem sie einen Veranstaltungsort mit dem vielversprechenden Namen Wolkenburg wählten. Während meiner Rede gab ich klar und deutlich das Ende des Cloud-Hypes bekannt – sie ist Realität! Ich war jedoch erstaunt, einige Analysten anzutreffen, welche die von der Cloud gebotenen Chancen herunterspielten und sich nur auf Infrastructure-as-a-Service konzentrierten. Vor allem, da IaaS allgemeine Akzeptanz erreicht hat und eine Massenware ist. Neben Gas, Wasser und Strom ist IaaS nun das vierte Versorgungsgut. Noch beunruhigender aber war die Anzahl der Analysten, die große Skepsis gegenüber Cloud-Services bekundeten. Ich fragte mich, ob das wirklich wahr sein konnte. Leben wir in zwei verschiedenen Welten oder ist dies einfach ein weiteres Beispiel für menschliches Verhalten?
Einige der Analysten erklärten, ihre Untersuchungen belegten, dass die Akzeptanz der Cloud immer noch gering sei. So weit, so gut, aber das erregte definitiv meine Aufmerksamkeit. Dann präsentierten sie eine Studie, in der das Zielpublikum für die Bewertung der Cloud-Akzeptanz aus Mitarbeitern von Finanz- und IT-Abteilungen bestand. Das machte mich nachdenklich. „He Leute! Finanzen und IT?” Es stimmt, dass sie einst den besten Einblick hatten, was in Bezug auf die IT in Unternehmen abläuft. Diese Rolle ändert sich mit der Cloud jedoch dramatisch. Wenn Sie wissen möchten, was im Cloud-Business passiert, müssen sie mit den Leuten sprechen, die die Software benutzen – mit den Geschäftsbereichen – und nicht mit den Leuten, die sie kaufen (sorry IT, ich werde sofort zu Ihnen zurückkommen).
Die Realität ist, dass Cloud-Services in den Geschäftsbereichen bereits ziemlich verbreitet sind, vor allem, wenn wir den BYOD-Trend betrachten. Man denke nur an Dropbox, Google Docs, Facebook, Twitter und dergleichen. Die Menschen verwenden sie alle mit Begeisterung. Der Übergang vom „alten Modell“ zum „neuen Modell“ wird jedoch immer noch als etwas Besonderes erachtet. Im wirklichen Leben ist das nicht länger der Fall. Oder wie es Twitter-Nutzer @PentadocDaddel in einer jüngst von Cap Gemini durchgeführten Studie beschreibt: „Unser IT-Leiter bekommt nach wie vor nicht mit, was wir in der Buchhaltung wollen“.
Nutzer sehen in IT-Abteilungen häufig „Late Adopters“, wenn es um Cloud-Services geht. Verhaftet in der (früheren) Quelle aller IT – in ihrem Machtzentrum – halten sie diese einfach nicht im gleichen Maße für erforderlich wie der servicehungrige Nutzer in seinem Geschäftsbereich. Zentrale Abteilungen werden deshalb recht häufig umgangen, weil Cloud-Services (vor allem Software-as-a-Service und Geschäftslösungen) leicht zu abonnieren sind. Cloud-Services lassen sich zudem schnell und ohne hinderliche Installationszyklen, Genehmigungen, usw. nutzen.
Dies ist für IT-Abteilung eine gefährliche Situation. Und gefährlich für uns alle. Angst bei IT-Managern mag eine effektive Möglichkeit für einige Kritiker sein, Zuhörer zu gewinnen. Es ist nur menschlich, die Aufmerksamkeit zu suchen, aber einfach nur „nein“ zur Cloud zu sagen oder diese Ängste sogar noch mit einigen so genannten Statistiken zu schüren, erscheint in naher Zukunft möglicherweise zu kurzsichtig. Oder erinnern Sie sich an einen einzigen Namen jener „Experten“, die verkündeten, dass die Eisenbahn böse sei und dass Menschen einfach nicht in der Lage seien, Geschwindigkeiten über 25 km/h zu überleben?
Wir müssen daher gewährleisten, dass IT-Abteilungen beteiligt sind. Sie müssen die Veränderung steuern. Bisher bestand der größere Teil ihrer Arbeit in Zeit raubenden Verwaltungsaufgaben wie Lizenzmanagement oder die Betreuung riesiger Hardware-Parks. Mit Cloud Computing haben Unternehmen die großartige Gelegenheit, ihre IT-Abteilungen von solch niederen Aufgaben zu befreien, damit sich diese auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können: die Ausrichtung der IT auf die Geschäftsziele und die Bedürfnisse der Nutzer. Dies bedeutet eine Verlagerung von administrativem zu kreativem Arbeiten, etwas, das dem gesamten Unternehmen zugute kommt.
Und was das Wichtigste ist, es ermöglicht IT-Abteilungen, sich auf die richtigen Zielgruppen zu konzentrieren. Anstatt sich über die zögerliche Akzeptanz zu beschweren, sollten sich die Kritiker meiner Meinung nach selbst fragen, wer der eigentliche Kunde von Cloud-Services ist. Und wenn die Menschen wirklich zögern, Cloud-Services anzunehmen, warum tun sie das dann?
Die Antwort ist möglicherweise sehr einfach: Cloud Computing ist in kurzer Zeit sehr weit gekommen und die Menschen sind diese Geschwindigkeit einfach nicht gewohnt. Denken Sie nur an den Gartner Hype Cycle. Sie könnten anführen, dass der Hype übertriebener Erwartungen vorüber ist und wir uns schon seit langem in Phase 3 oder sogar 4 befinden. Mit anderen Worten, wir befinden uns irgendwo zwischen dem Tal der Enttäuschung und den Hängen der Erleuchtung. Für mich sind das wirklich gute Nachrichten, weil es bedeutet, dass Phase 5 – das Plateau der Produktivität – in unserer Reichweite ist. Und eine noch grundlegende Veränderungen steht sehr wahrscheinlich kurz bevor: die Demokratisierung der Software. Machen wir uns die Cloud also jetzt zu eigen, um besser darauf vorbereitet zu sein!
Ich appelliere an die IT-Analysten, die Entscheidungsträger zu ermutigen, Teil der Cloud zu sein, bevor sie zurückbleiben. Beachten Sie bitte, dass Sie möglicherweise andere oder zusätzliche Zielgruppen brauchen, wenn Sie ihre Erhebungen durchführen, und denken Sie daran: lassen Sie den Kopf nicht hängen, halten Sie ihn hoch in die Cloud!
Mit freundlichen Grüßen,
André Kiehne
Cloud – aber klar! Welche Cloud-Lösung lohnt sich für wen? Wie entwickelt sich die Cloud-Technologie weiter? In diesem Fujitsu-Blog präsentieren wir aktuelle Trends, Experten und Events. Viele weitere Informationen wie WebTVs, Datenblätter und Links finden Sie in der Cloud Mediathek.
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