Ein Reisebericht aus dem Land der aufgehenden Sonne
Fünf Tage in Tokyo sind eigentlich nicht viel. Insbesondere dann nicht, wenn man in dieser imponierenden Metropolregion, in der mehr als 35 Millionen Menschen leben, den Puls der Zeit aufnehmen und etwas in die japanische Kultur eintauchen möchte. Dennoch waren fünf Tage Delegationsreise in Tokyo für mich nahezu unerschöpflich: Neue Eindrücke und Sichtweisen, neue Verhaltensweisen und Gewohnheiten – und: neue Erkenntnisse und Einstellungen!
Das ging schon vor der Landung in Tokyo los: noch nie bin ich bei einem Langstreckenflug – die Flugzeit von München nach Tokyo beträgt stolze 11,5 Stunden – entspannter aus der Maschine aus- als eingestiegen. Aber auch bei der Vorbereitung und Zusammenarbeit mit meinen japanischen Kollegen gab es einige Erlebnisse der besonderen Art. Vieles hat mich dabei nachdenklich gemacht. Insbesondere das Denken in den Kategorien „besser“ oder „schlechter“ ist bei mir ins Wanken geraten. Viele Verhaltensweisen und Regeln sind einfach anders. Punkt! Eine Bewertung und Einordnung greift nicht, weil diese nur in einem klar umrissenen Kulturkreis wirklich funktionieren.
Was mich zudem in Tokyo und Japan beeindruckt hat, ist das Thema Respekt. Zu sehen, wie sich zwei Kollegen am Abend vor dem Bürogebäude voneinander verabschieden oder wie sich ein Mitfahrer im Fahrstuhl dafür entschuldigt, beim Verlassen an einem vorbei zum Ausgang gehen zu müssen, war für mich auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig. Doch nach kurzer Zeit habe ich die Gesten und Zeremonien schätzen gelernt. Und mich dabei erwischt, die Geste des respektvollen Verbeugens zu übernehmen.
Dabei ging es in Japan eigentlich oder gerade um die Digitalisierung. Aber auch das ist ja eine Frage der Kultur und des „Mitnehmens“ von Menschen. Japan und Bayern haben neben dem Bierbrauen eines gemein: beide möchten sich zur Leitregion des digitalen Aufbruchs entwickeln. Das brachte ausgerechtet ein japanischer Bayern-Fan – mein Kollege Hiroshi Nishikawa – in seinem Vortrag zur Fujitsu Technology and Service Vision auf den Punkt. Als joggender Löwen-Fan mit leichten Orientierungsschwierigkeiten in den Straßenschluchten von Tokyo ist mir zudem eines klar geworden: wer aufeinander zu geht und neugierig ist, versteht sich. Kommunikation ist wichtig, face-to-face und digital. Denn ohne den hilfsbereiten Wachposten vor einem der japanischen Regierungsgebäude und den Möglichkeiten der digitalen Technik würde ich wohl heute noch durch Tokyo irren und wichtige Programmpunkte des Delegationsbesuchs verpasst haben.