In bisher zwei Beiträgen haben wir uns mit der Elternzeit beschäftigt und egal, aus welcher Perspektive wir diese wertvolle Zeit betrachten – um Familie und Beruf erfolgreich auf einen Nenner zu bringen, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Auch und vor allem die zuständige Führungskraft. Michael beschäftigt insgesamt 19 Mitarbeiter, sechs arbeiten in Teilzeit und fünf davon sind junge Mütter. Die Wochenstundenzahl der Teilzeitmitarbeiterinnen liegt zwischen 12 oder 25 Stunden pro Woche. Wir haben mit Michael über seine Erfahrungen gesprochen. Wir haben ihn gefragt, mit welchen Herausforderungen er konfrontiert wird und was er anderen Führungskräften rät.
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Hallo Michael, danke dass Du Dir Zeit für uns nimmst. Wie managest Du Dein Team?
Sie können es sich fast wie eine Art Jobsharing vorstellen. Wir haben die Aufgaben im Team so aufgeteilt, dass unsere Teilzeitmitarbeiter Aufgaben übernehmen, die sich gut in Teilzeit bewältigen oder aufteilen lassen. Sie arbeiten an drei bis vier Tagen die vereinbarte Stundenzahl. Bei diesem „Jobsharing“ versuche ich als Führungskraft immer die Dringlichkeit im Auge zu behalten. Die Teilzeitkolleginnen übernehmen Aufgaben, die nicht so tagesaktuell ausgeführt werden müssen. Dabei soll keine Wertigkeit entstehen – es gibt einfach Aufgaben, die besser in Vollzeit ausgeführt werden und dank dieser Aufteilung kann ich sicher stellen, dass sich meine Mitarbeiterinnen keinen Stress machen, egal in welchem Stundenmodell und alle leisten einen gleich wertvollen Beitrag.
Wäre das auch Deine Empfehlung für andere Führungskräfte?
Ja, unbedingt. Die Teilzeitkollegen sollen auf gar keinen Fall in eine „Drucksituation“ kommen. Sie haben Aufgaben, die sich nicht nur mengenmäßig in Teilzeit bewältigen lassen, sondern auch zeitmäßig. So vermeiden wir, dass Unzufriedenheit durch Überforderung entsteht.
Nicht zu unterschätzen ist zumindest in meinem Bereich auch der sinnvolle Einsatz von Tools. Außerdem haben wir natürlich alle Prozesse noch einmal genau unter die Lupe genommen und überprüft, was wie verändert werden kann, damit die Aufgaben im Team gut verteilt werden können.
Am Ende konnten wir die Aufgaben so aufteilen, dass nun alle die Empfindung haben ihren persönlichen und vor allem einen gleich wichtigen Beitrag im Team zu leisten – unabhängig von der Stundenzahl, die gearbeitet wird. Das ist in meinen Augen wichtig, weil nur ein Mitarbeiter, der einen wertvollen Beitrag leistet ist auch ein zufriedener Mitarbeiter.
Hast Du sonst noch einen Rat?
Regelmäßiger und offener Austausch mit den Mitarbeitern ist in meinen Augen das A und O. Das versuche ich bei allen Belastungen des Alltags immer zu beherzigen und es zahlt sich aus. So können beispielsweise Teilzeitmitarbeiterinnen auch mal spontan Tage tauschen. Und ich weiß, ob das Arbeitspensum machbar ist, oder ob Aufgaben umverteilt werden müssen. Je besser und enger ich als Führungskraft mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Austausch bin, umso besser ist meine Einschätzung der Situation.
War der Kita-Streik bei Euch im Team ein Thema?
Ja, zwei Kolleginnen waren akut betroffen. Durch Home Office und flexible Arbeitszeiten war diese Phase aber überbrückbar. Wichtig ist dabei aber vor allem, dass es klare Regeln gibt und es am Ende nicht zu Mehrarbeit führt. Das ist in so einer Situation ja wirklich nicht der Sinn der Sache. Grundsätzlich kann ich aber feststellen, dass einige der Kollegen, die in Teilzeit tätig sind, oft sogar sehr gerne mehr arbeiten würden, aber das Committment zu einer höheren Stundenzahl scheuen. Vor allem unser Home Office Angebot und die flexiblen Arbeitszeiten erleichtern gerade Müttern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in diesem Punkt erheblich. Solange die Vertrauensgrundlage stimmt, ist das wirklich eine gute Hilfe.
Vielen Dank für dieses Interview!
Im nächsten Beitrag beschäftigen wir uns mit einem sensiblen Thema und sprechen über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Oft gestaltet sich der Alltag für Betroffene ohnehin schon hart und lässt sich auf den ersten Blick kaum mit einer weiteren Beschäftigung vereinbaren. Pflege kostet Kraft und darüber zu sprechen, erst Recht. Dank des demographischen Wandels kann es jeden von uns treffen und zwei Kollegen haben den Mut gefunden, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Dafür möchten wir uns bereits an dieser Stelle herzlich bedanken.
Folgende Beiträge sind bisher in der Serie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ erschienen: