Ein Freund von mir war früher ein großer Fan von Computerspielen. Am liebsten waren ihm Strategiespiele. Bis tief in die Nacht hinein war er mit dem Aufbau von Städten oder dem Ausbalancieren einer digitalen Wirtschaft beschäftigt. Ich fand immer, dass das eine Menge langweiliger Vorbereitungen bedeutete, ohne dass am Ende wirklich Action stand.
Als mein übermüdeter Freund mal wieder von seinem letzten Abenteuer erzählte, berichtete er davon, dass in seiner digitalen Stadt ein Feuer ausgebrochen war. Er erklärte mir, dass dann schon der Zeitpunkt überschritten war, um über den Bau von Feuerwachen oder die Ausbildung von Feuerwehrleuten nachzudenken. Es mochte einem zufälligen Beobachter langweilig erscheinen, aber für ihn begann der spannende (und kritische!) Teil bereits weit vorher: Herauszufinden, wie man seine simulierte Welt am Laufen halten kann – und gleichzeitig immer im Hinterkopf zu haben, was schiefgehen könnte.
Dasselbe könnte man auch über Projekte zur Digitalen Transformation sagen. Viele von ihnen scheitern aus einem ganz einfachen Grund: Unternehmen haben ihre Daten nicht im Griff. Dieses Problem wird auch nicht einfach verschwinden. Vielmehr werden das Ausmaß und die Komplexität dieser Herausforderung weiter steigen. Denn schon jetzt sind die Datensätze riesig und wachsen – und wir stehen noch vor der Ausbreitung von 5G-Netzen, die das Datenvolumen weiter erhöhen.
Zwar behaupten die überschwänglichen Analogien, diese Daten seien „die wertvollste Ressource der Welt“ für die heutigen digitalen Unternehmen. Oder man spricht vom Wettlauf um die Sammlung und Analyse von Daten als dem „neuen Goldrausch“. Doch die harte Wahrheit ist, dass Unternehmensdaten nur dann wertvoll sind, wenn sie effektiv genutzt werden können. Denn nur so helfen Sie dabei, Geschäftsprobleme zu lösen und Antworten auf wichtige Herausforderungen zu liefern.
Leider wissen viele Firmen gar nicht, über welche Daten sie verfügen – und noch weniger, wie viel diese wert sind. Die unbequeme Wahrheit ist: Viele Projekte der Digitalen Transformation scheitern daran, dass die Unternehmen nicht genügend Zeit darauf verwenden, den Umgang mit ihren wichtigsten Mitteln zu erlernen – den Daten. Es ist immens wichtig, die richtigen Informationen zu identifizieren und effektiv zu nutzen. Die potentiellen Kosten des Scheiterns nehmen in dem Maße zu, in dem die Verantwortlichen auf Nummer sicher gehen wollen. Laut Forrester „wird 2020 für viele Unternehmen ein Jahr des Aufwachens sein, da die Gesamtkosten für die falsche Nutzung von Daten deutlich werden“.
Deswegen ist ein mehrphasiger Daten-Ermittlungsprozess ein Schlüsselelement in unserer Strategie für erfolgreiche Transformationsprojekte. Mit diesem stellen wir sicher, dass unsere Kunden ihre Daten „auf die Reihe“ bekommen, bevor sie in die Transformation starten. Der Beratungsprozess beginnt dabei immer mit einer Vereinbarung über den Umfang des Projekts. Diese führt dann zwangsläufig zur Erstellung einer „Wunschliste“ der benötigten Daten. Unternehmen, die diesen Schritt überspringen wollen, tun das auf eigene Gefahr.
Die Do’s und Don’ts der Datenermittlung
Spiel-Zwischenstand gespeichert. Jetzt ist es an der Zeit für den nächsten Schritt: Wir müssen verstehen, welche Daten einem Unternehmen zur Verfügung stehen. Das klingt einfach, kann aber tatsächlich sehr schwierig sein. Viele unterschätzen den Umfang, die Komplexität oder die Bedeutung dieser Phase und riskieren damit das gesamte Projekt.
Bei der Ermittlung von Daten geht es darum zu verstehen, wo sich die für jedes spezifische Transformationsziel benötigten Informationen befinden. Unser Tipp: Seien Sie einfallsreich, wenn Sie an die möglichen Speicherorte denken. Werfen Sie zum Beispiel einen Blick in die Statistiken Ihrer Webseite? Haben Sie jemals Ihre Backup-Daten überprüft, um nach Trends zu suchen? Lassen Sie keinen Stein auf dem anderen. Überprüfen Sie virtuelle Umgebungen und alle öffentlichen oder privaten Clouds, die Ihre Organisation verwendet. Tauchen Sie in die Mails ein, die Ihre Serviceabteilung von Kunden erhalten hat. Sehen Sie sich die Lieferdaten der Kunden an. Werten Sie die Sensordaten der von Ihnen zugestellten Maschinen aus. Sehen Sie sich an, wie lange Kunden in der Leitung warten mussten, bis ihr Anruf entgegen genommen wurde.
Es kann sein, dass die gesuchten Daten auf verschiedene Anwendungen verteilt sind. Auch kann es mehrere Kopien in einer Vielzahl von Backups geben, oftmals mit verschiedenen Versionen und Duplikaten. Für eine wirklich erfolgreiche Durchführung dieses Prozesses bedarf es Werkzeuge zur Bewertung der Daten.
Für Projekte in Industrieunternehmen kommen auch IoT-Daten ins Spiel, zum Beispiel Leistungsdaten von Fertigungsmaschinen oder -prozessen. Für diese braucht es allerdings ein „Power-Up“, um in der Terminologie der Computerspiele zu bleiben. Sie müssen zunächst übersetzt werden, um auch außerhalb der OT-Umgebung (Operational Technology) verständlich und nutzbar zu sein. Wir verwenden dazu die Fujitsu INTELLIEDGE-Appliance und das Gateway-System von Fujitsu. Es ist robust genug, um auch an Nicht-IT-Standorten zum Einsatz zu kommen. Dort rendert es die OT-Daten für die weitere Nutzung und verfügt dabei über genügend Eingangsports, um native Daten aus mehreren Quellen zu sammeln.
Klassifikation, Klassifikation, Klassifikation
Sobald wir diesen grundlegenden Prozess abgeschlossen haben, bringen wir die verfügbaren Daten mit den gewünschten Geschäftsergebnissen zusammen und klassifizieren sie entsprechend. Unternehmensdaten sind heutzutage meist umfangreich und komplex, deswegen sollte der zu Grunde liegende Prozess nicht manuell sein. Selbst wenn sie den Weg bis dahin alleine gegangen sind: Für die Einrichtung und Ausführung einer Automatisierung setzen die meisten Unternehmen dann auf den fachlichen Rat eines Experten.
Wir beginnen bei unseren Kunden damit, zu ermitteln, welche Daten wichtig und welche zusätzlichen Informationen womöglich erforderlich sind. Dabei steht immer alles im Kontext der übergeordneten Projektziele. Es ist ein wenig wie bei einem dieser Computerspiele, in denen man alle Elemente – die über eine Karte verstreut sind – sammeln muss, bevor man das nächste Level freischalten kann.
Die Beschreibung der benötigten Informationen wird dann in Ermittlungs-Polices umgewandelt, die intelligenten Werkzeugen zur Identifizierung und Klassifizierung als Basis dienen. Die Daten werden gescannt und Metadaten gesammelt – es entsteht eine Art 3D-Überblick über die bestehende Datenlage.
Zu diesem Zweck implementieren wir zusätzliche, hochentwickelte Software-Bewertungsinstrumente. Diese sammeln die Metadaten aller relevanten strukturierten und unstrukturierten Daten. Sie identifizieren außerdem Quellen, Eigentumsverhältnisse, Beschreibungen und Abhängigkeiten. Ja, die Klassifizierung geht auch hier weiter. Die leistungsfähigen Werkzeuge können sogar eine stark verteilte, komplexe hybride IT-Infrastruktur automatisch untersuchen.
Die Metadaten werden mit Hilfe von Filtern, Suchbegriffen und Tags automatisch klassifiziert (ja, sorry). Wir erstellen ebenfalls detaillierte Berichte, die visualisieren, wo sich die verschiedenen Arten der gesuchten Daten befinden. Als Teil des Beratungs- und Explorationsprozesses setzen wir diejenigen Tools ein, die uns bei dieser Aufgabe am besten unterstützen. Das ist zum Beispiel die APTARE IT Analytics-Plattform unseres strategischen Partners Veritas. Nach der Fertigstellung sind dann alle relevanten Datentypen und -arten im Wesentlichen indiziert und einsatzbereit.
Langsamer gehen, um schneller zu fahren – oder voranstürmen und sich im Kreis drehen
Es ist verlockend, bei diesen entscheidenden Ermittlungs- und Klassifizierungsschritten Zeit zu sparen. Aber der Versuch, ein digitales Transformationsprojekt ohne sie erfolgreich umzusetzen gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir empfehlen immer, langsamer anzufangen, um am Ende ein besseres Ergebnis zu erzielen. Die effektive Ermittlung und Klassifizierung von Daten erhöht nicht nur die Erfolgschancen eines Projektes. Es ist darüber hinaus für die Erfüllung einer wachsenden Zahl von gesetzlichen Anforderungen hilfreich zu wissen, welche Daten mit welchem Wert an welchem Ort gespeichert sind.
Wir unterstützen unsere Kunden auf jedem Schritt des Weges. Unser One-Stop-Shop-Ansatz formt jeden Prozess passend zu den individuellen Kundenbedürfnissen. Wir kombinieren umfassendes Wissen zur Systemintegration mit einer Kombination marktführender Tools unserer strategischen Partner. Das bedeutet, dass selbst Unternehmen, die ihre Daten oder gar deren Wert nicht kennen, eine gute Grundlage für datenbasierte Erfolge schaffen können. So haben sie eine gute Chance, in die Bestenliste aufgenommen zu werden – statt immer wieder Münzen für eine neue Runde einwerfen zu müssen.