Der Arbeitsplatz der Zukunft – was macht ihn aus? Welchen Anforderungen muss er gewachsen sein? Wir haben mit Heinz Wagner, Head of Future Workplace Offerings EMEIA bei Fujitsu, gesprochen. In seiner täglichen Arbeit beschäftigt er sich unter anderem mit der Identifikation und Analyse von marktspezifischen Trends im Bereich Future Workplace-Lösungen – und verrät uns im Interview, was Co-creation zum Arbeitsplatz der Zukunft beitragen kann.
Hallo Heinz! Lass uns gleich mit einer ganz grundlegenden Frage starten: Was macht den Arbeitsplatz der Zukunft aus?
Auf diese Frage gibt es nicht DIE eine kurze Antwort, dazu sind die Anforderungen einfach zu vielfältig. Auf jeden Fall steht der Nutzer fest im Fokus des ganzheitlich gestalteten Arbeitsplatzes CleanDesk 2.0.
Die aktuell und auch zukünftig wohl größte Herausforderung ist es, dass ein vollständiger Büro-Arbeitsplatz aus vielen einzelnen Komponenten besteht, die jeweils an den Mitarbeiter und seine Aufgaben angepasst werden müssen. Meistens steht die IT im Vordergrund der Überlegungen. Doch was ist mit dem Schreibtisch, auf dem diese steht? Dem Licht, das der Nutzer benötigt? Die Verkabelung der verschiedenen Komponenten? Bisher wurden die einzelnen Elemente eines Arbeitsplatzes oftmals getrennt voneinander beschafft und die Aufgabe, diese sinnvoll zusammen zu führen lag im schlechtesten Fall beim Anwender selbst, der dann am Ende herausfinden musste, ob die Komponenten zusammen überhaupt funktionieren.
Doch in der Zukunft müssen wir Arbeitsplatz-Konzepte ganzheitlich betrachten. Das herkömmliche „Plug-and-Play“, also das nachgelagerte Zusammenfügen der Komponenten, müssen wir durch ein vorher von den Herstellern geplantes integriertes Gesamtsystem ersetzen. Nur so kann der Nutzer das System barrierefrei nutzen.
Da kein Hersteller, egal wie breit er aufgestellt ist, die optimale Lösung für jede Herausforderung bieten kann, sind strategische Partnerschaften und Kooperationen mehr als sinnvoll. So arbeiten wir von Fujitsu zum Beispiel in diesem Bereich mit Haworth (Büromöbel), Waldmann (Beleuchtung) und Schulte Elektrotechnik / EVOLine (Verkabelung, Elektrifizierung) zusammen.
Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Der Ursprung liegt im Verbundforschungsprojekt Office 21®, zu dem wir seit 2006 gehören. Unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO vereinen sich hier rund 20 Projektpartner aus den unterschiedlichsten Branchen, um gemeinsam die Anforderungen an eine moderne Arbeitsinfrastruktur zu erforschen. Dabei hat sich auch herausgestellt: So verschieden die beteiligten Unternehmen sind – die gemeinsamen Interessen vereinen uns. Man könnte sagen: „Gemeinsam sind wir stark“ – und können damit unseren Kunden in fast allen Belangen zufrieden stellen. Durch dieses breite und belastbare Ökosystem können wir von Fujitsu nicht nur alleinstehende Lösungen anbieten, sondern dem Kunden gemeinsam mit unseren Partnern auf ihn angepasste Gesamtkonzepte anbieten.
Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?
Wir arbeiten in drei Clustern mit unseren Partnern zusammen: In einer Entwicklungspartnerschaft, einer Marketing-Partnerschaft und einer Vertriebspartnerschaft. Die Kooperationen erstrecken sich dabei jeweils über das gesamte Unternehmen. Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Bereiche wird gefördert. Mit der Zeit haben sich natürlich einzelne Expertenteams herauskristallisiert – aber eigentlich sind wir EIN Solution Team.
Ein Ergebnis der Partnerschaft ist der Clean Desk. Worum handelt es sich dabei?
Der Clean Desk 2.0 ist ein ganzheitliches Arbeitsplatzkonzept, das auf den neusten Erkenntnissen zu Ergonomie, Hirnforschung und Medizin basiert und das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und perfekt unterstützt. Die einzelnen Teilkomponenten (IT, Büromöbel, Licht, Elektrik) sind integriert und aufeinander abgestimmt. Der Lösungsansatz ist universell – der Kunde kann sämtliche mobile Endgeräte mit jeweils nur einem Kabel anschließen. Auch für Desktop-basierte stationäre Arbeitsplätze ist die Lösung nutzbar. Seine volle Stärke zeigt der Clean Desk dann beim Activity Based Office. Hier lassen sich vielfältige Typen von Arbeitsplätzen installieren und über das modulare Konzept mit nur einer kleinen Anzahl Komponenten realisieren. Das reduziert die Komplexität beim Kunden und erhöht die Individualität beim Nutzer gleichermaßen.
Der Clean Desk besitzt eine ganze Reihe Vorteile:
- Die neuartige Display-Positionierung des Fujitsu Clean Desks ermöglicht es dem Betrachter, eine natürliche Lesehaltung einzunehmen. Diese ist für Arme, Nacken und Augen ermüdungsfreier und für ein wesentlich ergonomischeres Arbeiten optimal.
- Auch die ergonomische Haltung wird nach Stunden zur Belastung. Beim Fujitsu Clean Desk steht Ihnen die individuellste Variabilität in alle Richtungen offen und somit können viele verschiedene Szenarien und somit Haltungen stufenlos eingestellt werden.
- Mitarbeiter mit einer Gleitsichtbrille haben mit Standard-Bildschirm-Szenarien oftmals Probleme. Um im Nahbereich scharf durch die Brille zu sehen, begeben sie sich in eine Fehlhaltung. Durch die Möglichkeit, das Display in die natürliche Lesehaltung heranzuziehen, wird dieses Problem vermieden.
- Das menschliche Gehirn verarbeitet Bilder seit Urzeiten optimiert für die jeweilige Situation, um effizient Entscheidungen fällen zu können. Wenn wir mit geradem Blick in die Ferne schauen, versuchen wir, das große Ganze zu erfassen. Erst der Blick nach unten ermöglicht das Wahrnehmen von Details. Diese vom Clean Desk unterstütze natürliche Lesehaltung ermöglicht es, nutzungsoptimiert zu arbeiten. So wird die volle Leistungsfähigkeit erreicht und der Mitarbeiter ermüdet deutlich langsamer, obwohl er quantitativ und qualitativ signifikant besser wird.
- Über zwei Drittel aller Meetings sind solche mit 2-4 Teilnehmern. Diese entstehen zu fast 60% spontan. Meist findet sich dann aber kein Thinktank. Mit dem Clean Desk JUSTICE 2.0 haben Sie die Möglichkeit, den Arm um ca. 90 Grad zu schwenken und Kollegen an Ihrem Arbeitsplatz in eine Collaboration-Situation mit Touch-Screen-Unterstützung zu bringen. Genauso könnten Sie in Zukunft auch Ihre Kunden multimedial unterstützt, zeitgemäß uznd erfolgreich beraten.
Ein noch sehr neues Projekt ist der Smart Desk. Hier stammen die Bildschirme mit ihren Halterungen, die Port-Replikatoren und die sonstige Peripherie von Fujitsu. Von Haworth kommen die Bürotische dazu, von Schulte die Steckdosenleisten und die Stromnetzversorgung. Waldmann schließlich bringt sein Fachwissen für intelligente Lichtkonzepte ein. Dieses Projekt ist aktuell aber noch in der Entwicklung.
Ein weiteres, gutes Beispiel für die Kooperation ist unser Ansatz, zentrale Komponenten im Büro zu „smartisieren“ – wie zum Beispiel die Büroleuchten-Infrastruktur. Dort, wo heute eine Leuchte hängt oder steht, ist auch immer bereits eine Infrastruktur vorhanden. Die Lichttechnik stammt bei unserem Ansatz dann von Waldmann – doch die dort erzeugten Datenberge werden zukünftig an Fujitsu übergeben und über unser Edge Device an ein Smart Office Dashboard weitergeleitet. Diese Daten kann man schließlich für das Gebäude Management strukturieren, analysieren und über KI in Gebäude-Steuerungsimpulse weiterverarbeiten.
Aus der Partnerschaft ist ebenfalls eine Veranstaltungsreihe entstanden. Kannst du uns dazu etwas erzählen?
Ja, natürlich gerne! Bei den CLU3+ Workshops haben die Teilnehmer Gelegenheit, sich an nur einem Nachmittag zu den Trends der Arbeitsplatzgestaltung auf den aktuellen Stand zu bringen. So standen zum Beispiel im letzten Jahr in Düsseldorf, München, Stuttgart und Karlsruhe die neuesten wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse, interdisziplinäre Ansätze für die Arbeitsplatzgestaltung oder auch Best Practices aus Unternehmen auf der Agenda. Natürlich stellen wir dort auch unsere innovativen Konzepte und Lösungen für den Arbeitsplatz der Zukunft vor.
Die bisherigen Events der Reihe sind wirklich erfolgreich und wir erhalten neben einer stark wachsenden Teilnehmerzahl durchgehend positive Rückmeldungen. Aktuell sind wir in der Planung für eine internationale Serie von CLU3+ Events – unter anderem in Paris, Salzburg und Kopenhagen. Wir freuen uns riesig darauf – und natürlich auch auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren Partnern, die sich immer wieder von neuem als extrem kompetent und sehr wertvoll herausstellen. Das ist einfach gelebte Co-creation!
Vielen Dank für das Interview, Heinz!
Sie möchten einmal bei einer Veranstaltung live dabei sein? Dieses Jahr finden noch insgesamt vier Trend-Workshops statt. Die nächste Veranstaltung ist am 10. Oktober in Chemnitz. Weitere Termine sind am 16. Oktober in Schorndorf bei Stuttgart, am 21. November in Innsbruck und am 26. November in Basel.
Lisa Ganschinietz arbeitet als Marketing Manager bei Fujitsu. Dabei ist ihr Fachgebiet die digitale Transformation von Unternehmen mit einem besonderen Schwerpunkt auf Change Management und Fehlerkultur. Neben ihrem spannenden Berufsumfeld liebt Lisa das Reisen. Vor allem mit ihrem Bulli durch Europa zu reisen stellt für sie einen tollen Ausgleich zum hektischen Büroalltag da.