Die Finanzbranche 2020: Rückblick auf ein turbulentes Jahr – und ein Blick in die Zukunft

Die Covid-19 Pandemie zählt zu den größten Herausforderungen unserer Generation. Nie zuvor wurde unser Alltag in allen Prozessen und Strukturen, sowohl im Privat- als auch im Arbeitsleben, in so kurzer Zeit so sehr auf den Kopf gestellt. Doch die damit verbundene „erzwungene“ Beschleunigung der Digitalisierung hat Unternehmen und ihren Beschäftigten auch neue Möglichkeiten eröffnet und vieles grundlegend verändert. Wir spüren die Auswirkungen in allen Bereichen unseres Lebens – vom mobilen Arbeiten über die Gesundheitsfürsorge bis hin zu Lebensmittelversorgung und Transport. Natürlich hat sich das auch auf die Finanzindustrie ausgewirkt. In welchem Maße das passiert ist, beleuchten wir im heutigen Beitrag. Außerdem wagen wir einen Ausblick, was 2021 für Banken und Versicherungen bereithalten könnte.

Rückblick auf ein turbulentes Jahr

Zum Start des Jahres 2020 waren die Finanzinstitute von der Aussicht auf ein neues Jahrzehnt begeistert: Digitale Zahlungsdienste werden allgegenwärtig. Digitale Transformationsprojekte zur Realität. Die Grenzen des Möglichen sollen durch 5G und andere Technologien verschoben werden. Doch durch die Pandemie standen dann plötzlich erst einmal andere Themen im Vordergrund. Pläne mussten drastisch geändert werden. Covid-19 hat einen neuen Ansatz erzwungen – einen, bei dem die Sicherheit an erster Stelle steht.

Lockdown und Kontaktbeschränkungen haben dazu geführt, dass sich die Gewohnheiten der Verbraucher*innen verändert und ins Digitale verlagert haben. Die Digitalisierung wurde noch dringlicher, musste beschleunigt werden und zwang die traditionellen Finanzinstitute zum Wandel. Über Nacht konnten die Mitarbeiter*innen ihre Büros nicht mehr betreten und Filialen wurden vorübergehend geschlossen. Daher mussten Banken und Versicherungen die von ihnen angebotenen Online-Dienstleistungen überdenken und sich schnell und effizient an die neue Situation anpassen. Das stellte viele vor große Herausforderungen, die jedoch oft gemeistert wurden.

Bestehendes überdenken

Neben diesen Herausforderungen hat die Corona-Pandemie aber auch neue Perspektiven mit sich gebracht. Und sie bietet einen guten Anlass, um über das Wichtigste nachzudenken: Das „New Normal“ nach Covid-19, mit einem zweckgebundenen Bankwesen, einer grünen Wirtschaft und neuen Zahlungsmethoden wie „Jetzt kaufen, später zahlen“.

Neben der „Rolle als Geldinstitut“ hat jede Bank und Sparkasse auch eine Verantwortung in der Gesellschaft zu erfüllen. So wie jedes Individuum einen Teil für die Gemeinschaft leisten will, stehen für Finanzdienstleister die Unterstützung der Wirtschaft, ein positiver Beitrag zur Gesellschaft und das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen im Mittelpunkt.

Wir bei Fujitsu sind Banken und Versicherungen dabei ein starker Partner – und unterstützen sie dabei, ihre Herausforderungen anzugehen und neue, innovative Wege zu beschreiten. Das kann heißen, Prinzipien und Regeln im (Geschäfts-)Alltag zu überdenken und an Situationen anzupassen. Im Fokus von Banken und Versicherungen stehen oft aber auch die (neuen) Bedürfnisse ihrer Kund*innen sowie das Ziel, deren Kundenerlebnis zu optimieren und der Anspruch, die Arbeitswelt der eigenen Mitarbeiter*innen zukunftsorientiert zu gestalten.

KI, Automatisierung und Quantentechnologie als Antwort auf neue Anforderungen

Finanzdienstleister stehen nach wie vor unter einem hohen Rentabilitäts- und Profitabilitätsdruck und müssen sich mit rasch verändernden Kundenanforderungen, einer hohen Wechselbereitschaft und der verstärkten Nachfrage nach neuen, digitalen Services auseinandersetzen. Hinzu kommt der Kundenkontakt außerhalb der üblichen Bürozeiten und eine persönliche Beratung bei komplizierteren Fällen.

Um diesen Spagat zwischen mehr Effizienz einerseits und neuen Anforderungen andererseits zu bewältigen, setzen viele Finanzdienstleister auf moderne Technologien. Um effizienter agieren zu können, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotic Process Automation (RPA) ein wichtiger Faktor. KI unterstützt dabei, Prozesse zu beschleunigen und individuell auf den Kunden abgestimmte Angebote zu erkennen und zu generieren. Darüber hinaus können KI-gestützte Technologien auch bei der Strukturierung und Analyse von Daten effizient unterstützen, indem sie beispielweise bei Vertragsabschlüssen automatisch noch fehlende Daten herausfiltern und diese beim Kunden anfragen. Quantum-inspired Optimization Services können Risikoabschätzungen deutlich verbessern, da sie in kurzer Zeit eine Vielzahl von Daten und Abhängigkeiten miteinander kombinieren können, bei denen normale Rechnerarchitekturen an ihre Grenze kommen.

Digitale Transformation durch Cloud-Technologien

Auch Cloud-Technologien sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, auf das gesteigerte Tempo im Finanzbereich zu reagieren. Bei den meisten Finanzdienstleistern steht die Cloud daher ganz oben auf der Tagesordnung. Die digitale Transformation bietet aber auch neue Angriffsflächen für den Diebstahl sensibler Daten und verändert die Art und Weise, wie Angreifer Unternehmen attackieren. Deshalb wird der Schutz der Daten immer wichtiger.

Insgesamt lässt sich erkennen, dass die digitale Transformation bei Banken und Versicherungen in vielen Fällen weiter vorangeschritten ist, als es Prognosen vermuten ließen. Durch die Pandemie wurde die Einführung von Cloud-Technologien im Finanzwesen deutlich beschleunigt.

Was 2021 bereithalten könnte

Der Jahresanfang ist traditionell eine Zeit für einen Blick in die Zukunft. In diesem Jahr könnte dieser nicht ganz einfach sein. Noch weiß niemand, wie sich die Covid-19 Pandemie weiter entwickelt – und wohin die Reise geht. Dennoch haben alle die Hoffnung, dass das Jahr 2021 weniger turbulent wird als das vergangene.

Fest steht: Die Corona-Krise hat die Banken kurzzeitig revitalisiert. Banken (und Sparkassen) wurden plötzlich wieder gebraucht, als die KfW-Programme (fast) risikolose Erträge versprachen. Manche Bank (und Sparkasse) mit vorübergehend geschlossenen Filialen hatte plötzlich mehr Geschäft gemacht als vorher mit geöffneten. Auch die Kreditausfälle blieben vergleichsweise überschaubar. Das lag aber eher an den staatlichen Überbrückungshilfen und an der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht als an der wirtschaftlichen Erholung. Doch wie wird sich das im neuen Jahr weiterentwickeln?

Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, warnt in Bezug auf drohende Kreditausfälle inzwischen gleich vor „mehreren Wellen“. EZB-Bankenchefaufseher Andrea Enria sieht besonders kleinere Institute als gefährdet. Und eine aktuelle ZEW-Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass die Corona-Ausfälle vor allem Sparkassen und Volksbanken treffen werden. Das kommende Jahr wird also spannend bleiben.

Mit „Digital Banking“ zuversichtlich in die Zukunft sehen

Zu Beginn der Corona-Pandemie verstärkten die meisten Finanzinstitute den Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten, um es den Verbraucher*innen zu ermöglichen, Bankgeschäfte auch ohne Filialen zu tätigen. Jetzt ist es an der Zeit, die Definition von „Digital Banking“ erneut zu überdenken, indem Daten, Technologien, Innovationen und Menschen verbunden werden, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Für das neue Jahr gilt es, die richtigen Prioritäten zu setzen. Die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln und schnelle, gut informierte Entscheidungen zu treffen, wird weiterhin der Schlüssel zum Erfolg sein.

Was wir jetzt schon mit Sicherheit voraussagen können: Es bleibt spannend – und wir stehen dabei gerne an Ihrer Seite, zum Beispiel mit unseren Financial Services. Wir möchten Sie ebenfalls herzlich zu unserer LinkedIn-Gruppe „Digital Finance Insights“ einladen. Tauschen Sie sich mit uns und weiteren Expert*innen für die Finanzbranche über die Themen aus, die Sie bewegen. Wir freuen uns auf Sie!