Nachhaltigkeit funktioniert nur im Green-Team ‒ CxO-Diskussion zur Umsetzung von Sustainability

Im Stadion von Eintracht Frankfurt fand am 22.11.2022 die hochkarätig besetzte Panel-Diskussion zum Thema „Nachhaltigkeit für Unternehmen“ statt. Mit dabei waren: Lena Schrum (Nachhaltigkeitswissensplattform _aware), Professor Stefan Niessen (Siemens), Dr. Oliver Bäcker (Arena of IoT, Eintracht Frankfurt), Steffen Müter (Fujitsu) und Sven Prochowski (Wilo).

Durch die Diskussionsrunde führte Business-Journalist Martin Puscher, der mit mehreren Umfragen während der Veranstaltung auch die Online-Teilnehmer*innen aktiv eingebunden hat. Sie haben die Veranstaltung verpasst? Dann können Sie sich die Panel-Diskussion hier nochmals anschauen und sich durch die Bildergalerie klicken.

Nachhaltigkeit funktioniert nur im Green-Team ‒ CxO-Diskussion zur Umsetzung von Sustainability

Zu den wichtigsten Fragen der Diskussion gehörten:

  • Wie wichtig ist Technologie und warum ist das Thema Nachhaltigkeit gerade jetzt so wichtig?
  • Wie können sich Unternehmen und Mitarbeiter*innen das bisher kaum vorhandene Wissen aneignen?
  • Welche Rolle spielt die Vernetzung von Unternehmen und Partnern, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?
  • Wie kann man anfangen und welche Erfahrungen haben Unternehmen wie Wilo, Frankfurter Eintracht, Siemens, Mann & Hummel bei ihren Nachhaltigkeitsprojekten gemacht?
  • Sollte man das Thema eher Top-Down vom Management oder Bottom-Up über die Mitarbeiter*innen antreiben?
  • Spielt Nachhaltigkeit eine kleinere oder größere Rolle bei der Gewinnung von Fachkräften und Absolvent*innen?

Datenerhebung ist zentrales Nachhaltigkeitselement

Oliver Bäcker hat ein technisches Thema gleich zu Beginn betont: „Was Du nicht messen kannst, kannst Du auch nicht verbessern. IoT und Sensorik sind daher besonders wichtig, um nachhaltiger zu werden“. Professor Niessen schilderte dazu ein Beispiel aus der Kraftwerkssteuerung, bei der die Digitalisierung und Verarbeitung der Daten Milliarden eingespart hat.

Bei Wilo hat die Erfassung von mehr als 40.000 Datenpunkten zum Energieverbrauch dazu geführt, einen Wasserstoff-Energiespeicher zu bauen. Zusammen mit 1000 Solarzellen auf dem Unternehmensgebäude können der Energiebedarf und -verbrauch vollständig erfasst und überschüssige Energie in Form von Wasserstoff gespeichert werden.

Wilo

Ein weiteres interessantes Beispiel für Nachhaltigkeit war das aktuelle Projekt zur Steuerung der Eisdicke für die internationale Rodelbahn in Winterberg. Hier kann durch den Einsatz von Temperatur-Sensoren die Eisdicke exakt gesteuert und damit der Energieverbrauch der gesamten Anlage deutlich gesenkt werden.

Projekt zur Steuerung der Eisdicke für die internationale Rodelbahn in Winterberg

Wissensaustausch und Vernetzung als Motivation

Viele Teilnehmer*innen hoben das Thema Vernetzung zum Erfahrungsaustausch hervor. Lena Schrum hat als Co-Founder von _aware diesen Gedanken zur Businessgrundlage gemacht: Unternehmen eine Plattform für den Wissensaustausch zu bieten und Mitarbeiter*innen sowie Führungskräften das Wissen zu vermitteln, das sie brauchen. Sie meint: „Best Practices zeigen Menschen, wie sie die neuen Herausforderungen von morgen angehen können. Eine Plattform ist dazu ideal geeignet. Beim Thema Nachhaltigkeit ist die Community viel stärker als in anderen Bereichen“.

Über eine Zuschaltung bestätigte auch Dr. Florian Mohr von Fujitsu, wie wichtig Datenräume und der Austausch von Daten sind, weil es für alle Beteiligten mehr Vorteile bringt, auf die Daten anderer zuzugreifen, als die eigenen Daten nur für sich zu behalten. Gerade größere Unternehmen tun sich immer noch schwer damit, bisherige Konkurrenten nicht als Gegner, sondern als Partner bei Nachhaltigkeitsfragen zu sehen.

Für Stefan Niessen (Siemens) sind Plattformen der Schlüssel zum Erfolg, weil sie „eine enorme Sogwirkung entfalten“.

Steffen Müter von Fujitsu betonte, wie wichtig die von Fujitsu häufig genutzten Co-creation-Workshops sind: „Weil man über Stunden hinweg gemeinsam Lösungen entwickelt, entsteht das notwendige Vertrauen und die Ideen. Hier hilft es besonders, das interdisziplinäre Denken zu fördern und Mitarbeiter*innen aus allen Bereichen des Unternehmens zusammenzuführen“.

Welche Priorität hat Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen?

Nicht warten, sondern direkt anfangen

Einhellige Meinung aller Diskussionsteilnehmer*innen war, dass es wichtig ist, Nachhaltigkeitsprojekte jetzt zu starten und in die Umsetzung zu gehen, um Erfahrung zu sammeln. Oliver Bäcker verwies darauf, dass etwa Eintracht Frankfurt jetzt schon Vorreiter bei der Digitalisierung und beim Thema Nachhaltigkeit sei und nicht darauf gewartet habe, bis die DFL das ‒ wie jetzt für die nächste Saison ‒ fordert. Er sagte: „Wir wollen unsere Lösung skalieren und auf die Stadt und Region ausweiten. Außerdem ergeben sich neue Business-Quellen: Wenn man eine innovative Stadionlösung schafft, kann man diese später auch als White-Label-Lösung anderen Vereinen anbieten“.

Sven Prochowski von Wilo bestätigt die Notwendigkeit eines agilen, aktiven Vorgehens: „Das Rennen zu mehr Nachhaltigkeit lässt sich nicht im Konjunktiv gewinnen. Wir müssen anpacken, Kolleg*innen mitnehmen, motivieren, Freiräume gewähren und ins Tun kommen“.

Steffen Müter und Lena Schrum

Nachhaltigkeit zur Fachkräftegewinnung

Nachhaltige Unternehmen sind außerdem interessant für Fachkräfte. Steffen Müter war von den Antworten überrascht, als er frisch eingestellte Nachwuchskräfte fragte, warum sie sich für Fujitsu entschieden haben: „Ich war sprachlos. Sie waren bei uns, nicht weil wir ein erfolgreiches, weltweit operierendes Unternehmen sind und viele Aufstiegschancen bieten, sondern weil wir einen ‚Purpose‘ haben: Weil uns Nachhaltigkeit wichtig ist und wir darüber sprechen. Die neuen Mitarbeiter*innen kamen zu uns wegen unserer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit“.

Fazit

Alle Teilnehmer*innen waren sich einig: Nachhaltigkeit funktioniert nur gemeinsam in einem Team aus Partnern, Mitarbeiter*innen, Kund*innen und Lieferanten. Die Panel-Diskussion hat noch viele weitere Themengebiete gestreift, die für CxOs zahlreiche Anregungen und Hinweise beinhalten, wie sie ihr Unternehmen nachhaltiger ausrichten und den Weg dorthin beschreiten können.

Wer das Live-Event verpasst hat, findet hier die Aufzeichnung und Bildergalerie des Gedankenaustauschs vom 22.11.2022.