Kinder und Job unter den berühmten einen Hut zu bringen, fällt uns an manchen Stellen bereits schwer genug. Was aber tun wir, wenn jemand aus unserer Familie schwer erkrankt und langfristig Hilfe braucht? Mit der Aufgabe, Pflege und Beruf auf einen Nenner zu bringen, geraten wir seelisch und körperlich an unsere absoluten Grenzen. Auf die Frage, lässt sich das überhaupt vereinbaren, würden manche aus einem ersten Impuls heraus sogar mit einem klaren „Nein“ antworten.
Denken wir allgemein über die Vereinbarkeit nach, kommt uns dieses, mit vielen Tabus belegte Thema sicher nicht als erstes in den Sinn. Treffen kann es jeden von uns dennoch und das jederzeit. Wir möchten uns an dieser Stelle für den Mut dreier Mitarbeiter bedanken. *Peter, Carla und Rita sprechen mit uns über ihre Erfahrungen in einem von Krankheit und Leid geprägten Alltag, über die psychische Belastung, über Dankbarkeit und über die „kleinen Dinge“, die in einer solchen Situation eine große Rolle spielen.
*Zum Schutz der Privatsphäre haben wir die Namen der Betroffenen geändert.
Als die Partnerin von Peter schwer erkrankte, musste er sich nicht nur um sie, sondern auch um die beiden Kleinkinder kümmern. Gerade aufgrund häufiger Krankenhausaufenthalte seiner Frau blieb Peter trotz Krippe und Kindergarten bei der Kinderbetreuung oft auf sich alleine gestellt. Besonders geholfen hat ihm in dieser schwierigen Zeit seine Führungskraft, die ihn jederzeit über seine Möglichkeiten informierte, Verständnis zeigte und bereitwillig Arbeitsausfälle durch Umverteilung der Aufgaben im Team überbrückte. Peter konnte sich so auf das Wichtigste konzentrieren – auf die Unterstützung für seine Partnerin und seine Kinder. Für sie wollte und konnte er dank dieser Regelung voll da sein.
Erst mal habe ich natürlich Urlaub und Überstunden abgebaut und immer wenn es nötig war, habe ich wochenweise unbezahlten Urlaub genommen. Das ging jederzeit spontan und unbürokratisch. Dank flexibler Arbeitszeiten und der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, konnte ich ebenfalls Einiges überbrücken. Fujitsu bot mir den Rahmen, aber ohne meine gut informierte und entgegenkommende Führungskraft wäre es sicherlich deutlich komplizierter geworden, durch diese schwierige Zeit zu kommen.
„In der letzten Phase konnte ich ausschließlich von zu Hause aus arbeiten“
Ebenso wie Peter saß Carla oft zwischen den Stühlen. Hin und her gerissen zwischen beruflichen und privaten Verpflichtungen musste auch sie einen Weg finden. Carlas Ehemann erkrankte unheilbar und unsere langjährige Mitarbeiterin musste sich ein halbes Jahr lang sprichwörtlich zweiteilen. Als Alleinverdienerin kam unbezahlter Urlaub für Carla nicht in Frage, dennoch wollte sie ihrem Mann in den schweren Zeiten so gut es geht beistehen.
Dank der engen Abstimmung mit meiner Führungskraft, die selbst viele Aufgaben übernahm, und der kurzen Entscheidungswege konnte ich die volle zeitliche Flexibilität nutzen. Nachdem Urlaub und Überstunden aufgebraucht waren, durfte ich ohne weiteres Minusstunden aufbauen. In der letzten Phase konnte ich problemlos ausschließlich von zu Hause arbeiten. Auf meine Situation nahmen alle immer Rücksicht.
Im selben Spannungsfeld wie Carla befand sich auch Rita drei Jahre lang. Ihre Tochter kam mit mehrfachen Behinderungen zur Welt und Rita fühlte sich in der Schere zwischen dem Berufs- und Privatleben gefangen. Dank der Möglichkeit des Home Office mit flexibler Zeiteinteilung konnte Rita die gesamte Zeit über in ihren anspruchsvollen beruflichen Aufgaben bleiben.
Ich war in einem internationalen, von Zahlen getriebenen Umfeld tätig und auf einmal werden ganz andere Dinge wichtig, die Menschen gewinnen wieder an Bedeutung. Man entwickelt Dankbarkeit für die Unterstützung anderer und ein ausgeprägtes Bewusstsein für die „kleinen Dinge“.
Soziales Engagement als Hilfe für die Auseinandersetzung mit Leid und Tod
Das furchtbare Leid in den Pflegeheimen, mit dem sich Rita konfrontiert sah, und die ständige Auseinandersetzung mit dem Tod prägten sie stark. Bei Fujitsu hatte Rita immer die Möglichkeit, sich neben ihrem Beruf ehrenamtlich für Menschen zu engagieren und eine Nebentätigkeit aufzunehmen. Dieses Engagement half Rita, mit ihrer eigenen Situation umzugehen. Außerdem betont sie die Schlüsselbedeutung einer stimmigen Führungskultur im Unternehmen und wie wichtig es sein kann, andere wachsen zu lassen.
Alle drei sind sich einig: Den Rahmen und die Möglichkeiten in einer solchen Situation muss das Unternehmen bieten, aber ohne eine gut informierte und tatkräftig unterstützende Führungskraft, die einem den Rücken frei hält, geht es nicht. Sie bleibt das A und O und eine Schlüsselfigur, wenn es darum geht, Pflege und Beruf miteinander zu vereinbaren. Ohnehin gleicht diese Aufgabe einem Drahtseilakt, den Carla, Peter und Rita gemeinsam mit Fujitsu bewältigt haben – wir sagen Danke für ihren Mut und für ihre Offenheit.
Mit unserer Serie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ betrachten und beleuchten wir die Vereinbarkeit von vielen Perspektiven aus und das Wichtigste rückt für uns immer wieder deutlich in den Vordergrund: auf die Teamarbeit kommt es an. Egal, ob es um Väter oder Mütter in Elternzeit, um Schwangerschaft oder um ein sensibles Thema wie Pflege geht, alle Beteiligten müssen jederzeit an einem Strang ziehen. Sie möchten wissen, wie eine Führungskraft, ein Vater oder eine Mutter über Vereinbarkeit denkt? Alle bisher erschienen Blogbeiträge zu diesem Thema finden Sie hier noch einmal im Überblick:
- „Ich hatte nie das Gefühl, komplett den Anschluss zu verlieren“: Familie und Beruf – Väter in Elternzeit bei Fujitsu
- „Reine Anwesenheit ist kein Zeichen von Effizienz“: Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Mütter bei Fujitsu
- „Regelmäßiger Austausch ist das A und O“: Vereinbarkeit von Familie und Beruf – aus der Sicht einer Führungskraft