Mit den seit März 2020 bundesweit geltenden Schulschließungen, deren genaues Ende derzeit noch nicht abzusehen ist, hat die Diskussion über „Digitale Bildung“ eine neue Dringlichkeit erhalten. Schülerinnen und Schüler sollen zu Hause die Unterrichtsinhalte anhand von Lesestoff und Übungsaufgaben weiter bearbeiten, die Lehrerinnen und Lehrer diesen im Home-Office zusammenstellen und Hilfestellung leisten. Ein großer organisatorischer und logistischer Aufwand, der an alle Beteiligten – Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen – hohe Anforderungen stellt, die in kürzester Zeit umgesetzt werden sollen. IT-Lösungen wie zum Beispiel integrierte Cloud-Umgebungen können diese Prozesse stark vereinfachen, damit das Wesentliche – die Vermittlung von Wissen und Verständnis – wieder im Vordergrund steht. Eine solche stellen wir Ihnen im zweiten Teil des Artikels kurz vor.
Was verstehen die Akteure unter „digitaler Bildung“?
Oft stehen die Akteure jedoch vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Diese beginnen zunächst damit, dass der Begriff „Digitale Bildung“ nicht klar definiert ist. Bezieht er sich darauf, jeden Klassenverband mit Tablets auszustatten? Soll Hausaufgabenhilfe über das Smartphone angeboten werden? Wäre es sinnvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler bereits in der Grundschule anfangen, über Privatheit, Datenschutz und ihre digitale Identität zu sprechen? Oder müssten sie programmieren lernen? Dr. Knuth Lange, Leiter des Bereichs Fujitsu Connected Services Education, formuliert das so:
Digitale Bildung ist vielschichtig und vielfältig. Und ein Schüler von heute ist ein Erwachsener von morgen – in einer Welt mit einem noch höheren Digitalisierungsgrad. Und darauf müssen wir unsere Kinder und Jugendlichen vorbereiten.
Ein einheitliches Verständnis des Begriffes ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass Schulen, Eltern und Kinder sowie Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen können, um „Digitale Bildung“ – die so notwendig ist, wie nie – gemeinsam umzusetzen und für alle zu einem bereichernden Element der Schulzeit ein- und auszubauen.
Charta Digitale Bildung
Um diesem Verständnis Vorschub zu leisten, hat die Gesellschaft für Informatik e.V. im Sommer vergangenen Jahres die „Charta Digitale Bildung“ ins Leben gerufen. Diese dient allen unterzeichnenden Akteuren dazu, ihre gemeinsame Sicht auf die digitale Bildung darzustellen und sich für eine zeitgemäße Definition (und dann auch Umsetzung) stark zu machen. Für uns als IT-Unternehmen, das bereits viele Phasen der digitalen Transformation selbst erlebt und begleitet hat, war es selbstverständlich, die Charta bereits zu Beginn zu unterzeichnen.
Welche Kompetenzen brauchen also Kinder, aber auch jedes Mitglied der Zivilgesellschaft, um in unserer von Digitalisierung geprägten Welt mündig Entscheidungen treffen zu können, sich sicher im Berufsleben und im Alltag zu bewegen und die fortschreitende Entwicklung der Digitalisierung mitzugestalten? Die Charta nennt dazu drei Grundsätze bzw. Fragen, die z. B. die Schülerinnen und Schüler nach erfolgreicher „digitaler Bildung“ beantworten können sollten:
- Aus anwendungsbezogener Perspektive: Wie nutze ich es?
- Aus technischer Perspektive: Wie funktioniert es?
- Aus sozio-kultureller Perspektive: Wie wirkt es auf mich und die Gesellschaft?
Von der Definition zur Umsetzung
Beim näheren Studium der drei Grundsätze der Charta kommt man jedoch nicht umhin festzustellen, dass zwei von ihnen sehr eng mit der Umsetzung und konkreten Ausgestaltung des (digitalen) Unterrichts an den Bildungseinrichtungen zu tun haben: die technische und die anwendungsorientierte Perspektive. Natürlich machen die meisten Schülerinnen und Schüler die ersten Schritte in die digitalisierte Welt zu Hause mit ihren Eltern. Dort ist der Umgang jedoch oft auf das Smartphone und Tablet beschränkt. Und auch über die Funktionsweise können viele Eltern nicht im Einzelnen Auskunft geben. Da ist es wichtig, praktische Erfahrungen zu sammeln. Und dafür ist ein geschützter Raum wie die Schule ideal. Außerdem ergänzt Dr. Knuth Lange, dass „nicht jedes Kind oder jeder Jugendliche zu Hause die Möglichkeit hat, mit aktuellen Technologien in Berührung zu kommen. Um also auch niemanden abzuhängen, ist es wichtig, diese Möglichkeiten in der Schule zu schaffen. Natürlich sollen dabei nicht alle Schüler*innen zu Informatikern ausgebildet werden. Aber den grundlegenden Umgang mit digitalen Technologien sollte jeder erlernen können.“
Die Pädagoginnen und Pädagogen können hier ihre Schützlinge zum Beispiel bei den ersten Schritten in Cloud-Umgebungen betreuen, mit ihnen anhand konkreter Beispiele über die Art und Weise der Kommunikation in Foren und Chats reden – über Vor- und Nachteile. Datenschutz und Privatsphäre sind dann keine langen, unverständlichen AGBs eines sozialen Netzwerkes mehr, sondern werden konkret anhand verschiedener Zugriffsrechte, die alle Beteiligten haben, sichtbar. Auch die Integration und Aktualisierung von Unterrichtsinhalten oder Software, die Lernstoff bereitstellt, können das technische und inhaltliche Verständnis fördern.
Hindernisse in der Praxis
Aber auch für die Lehrkräfte ist eine konkrete Definition des Begriffs und der Anforderungen, die damit an sie gestellt werden, mehr als hilfreich. Zum Beispiel wurden seit dem Inkrafttreten des DigitalPakts Schule im Mai 2019 von den zur Verfügung gestellten 5 Milliarden Euro erst 20 Millionen abgerufen (Stand Januar 2020). Das hat viele Gründe: die Schulen tun sich schwer damit, ein komplettes Medienkonzept zu erstellen, dass nicht nur auf sie zugeschnitten ist, sondern auch eine Vielzahl von Eventualitäten berücksichtigt. Viele Fragen sind noch nicht abschließend geklärt: muss ich in der Schule einen Serverraum einrichten und IT-Techniker einstellen? Was geschieht, wenn das Geld ausgegeben, aber die Hardware veraltet ist? Auch hier versuchen wir als Unternehmen mit unserer IT-Expertise die Akteure dabei zu unterstützen, Antworten zu finden. Dazu trafen sich beispielsweise die Mitglieder der Initiative D21 e.V. (zu denen Fujitsu auch gehört) zum Workshop in unseren Berliner Büros.
Aber auch in anderen Kooperationen widmen wir uns kontinuierlich dem Thema „Digitale Bildung“, insbesondere auch in Verbindung mit „lebenslangem Lernen“, der stetigen Weiterentwicklung von Ausbildung und Studium und dem „Lernen am Arbeitsplatz“. Eine kleine Übersicht dazu finden Sie z.B. im Artikel über die Fujitsu Enterprise Platform Services (EPS) Academy.
Einfach nutzbare Lösungen sind gefragt
All diese Fragen und Überlegungen sind gut und wichtig, „ebenso wie ein guter Mix von digitalen und analogen Lerninhalten im Unterricht“, betont Dr. Knuth Lange – die Antworten werden uns in der aktuellen Situation aber nicht mehr helfen. Jetzt ist unkompliziertes und zügiges Handeln gefragt und dabei wollen wir die Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Schülerschaft unterstützen. Aus unserem Angebot Securon for Schools haben wir deshalb eine Light-Version erstellt, die jede Schule im vollen Umfang für 120 Tage kostenlos nutzen kann. Diese stellt ad hoc die grundlegenden Funktionen bereit, um den Lernstoff weiterhin vermitteln zu können.
Dazu gehört (neben einer einfachen Anmeldung) ein fertiges Dashboard, das eine Kurzanleitung und viele hilfreiche Tipps, Tricks und Links für alle Beteiligten bereitstellt. Mit Hilfe einer intuitiv zu bedienenden Benutzerverwaltung können schnell Lehrkräfte und Schüler*innen angelegt und in Klassen zusammengeführt werden. Diese erhalten zum Beispiel automatisch Laufwerke für das Verteilen von Arbeitsblättern, auf denen die Lehrkräfte Dokumente ablegen können, die die Klasse zwar lesen und drucken, aber nicht verändern kann. Dafür gibt es an anderer Stelle die Möglichkeit, im Klassenverband Dokumente auszutauschen oder im Forum Verständnisfragen zu stellen und miteinander zu diskutieren. Auch das Einreichen von Hausaufgaben ist möglich, so dass jeder nur seine eigenen Einreichungen sehen und bearbeiten kann.
Möchte die Lehrerin oder der Lehrer eine Schulstunde aufsetzen, um beispielsweise neue Konzepte zu erläutern oder eine der beliebten „Listening & Comprehension“ Aufgaben durchzuführen, ist auch eine solche Videokonferenz mit zwei Klicks erstellt und die Schüler*innen können von zu Hause dabei sein, Fragen stellen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Außerdem ist der Zugriff unabhängig vom jeweiligen Gerät – Smartphone, Tablet, Laptop oder PC arbeiten genauso mit Securon zusammen, wie Android, Windows oder Apple-Betriebssysteme.
Der Zugriff auf die Light-Version ist jederzeit möglich – melden Sie sich an und testen Sie selbst. Gerne beantworten wir auch Ihre Fragen und unterstützen Sie bei der Einrichtung von Klassen, Arbeitsgruppen oder einem schuleigenen „Schwarzen Brett“ – dem Dashboard. Unsere Kollegin Nicole Heinrich ist für sie da!
Wenn Sie sich darüber hinaus für unsere Lösung Securon for Schools interessieren, möchte ich Ihnen den ausführlichen Artikel „Wie wir unsere Kinder fit für die digitale Zukunft machen“ empfehlen.
Anne-Marie Tumescheit widmet sich in ihrer Rolle als Emerging Technology Consultant der Vermittlung der „Neuen Technologien“. Konkret umfasst das die Beratung und die Kommunikation zu Themen von Künstlicher Intelligenz über Blockchain bis zu Quantentechnologien. Im Mittelpunkt stehen dabei die Möglichkeiten und Chancen, aber auch Risiken und Herausforderungen in der Umsetzung. Im Bereich Quantencomputing dreht es sich für Anne-Marie vor allem um den unternehmerisch tatsächlich nutzbaren State-of-the-Art.